
Jedes Jahr findet deutschlandweit zu beinahe allen landwirtschaftlichen Kulturarten eine Vielzahl von Feldtagen statt. Viele besuchen diese Feldtage auch, um sich über die präsentierten Sorten und Versuche hinaus mit Kollegen fachlich auszutauschen. Das praxisnah-Team hat sich mal bei Organisatoren dieser Feldtage umgehört, was für Themen am Feldrand diskutiert wurden.
Natürlich war wie immer das Wetter und die Agrarpolitik Thema – aber uns interessierten mehr die ackerbaulichen Themen.
Maik Seefeldt ist Fachberater in Nordniedersachsen und hat mehr als ein Dutzend Feldtage in seiner Region betreut.
praxisnah: Maik, was waren die wesentlichen ackerbaulichen Themen 2025?
Maik Seefeldt: „Da müssen wir ein wenig nach Kulturarten gehen, um uns nicht zu verzetteln. Also bei Getreide allgemein ging es sehr oft um die Frage: „Wie bekomme ich mit geringem Aufwand an Düngung und Pflanzenschutz eine gute Qualität mit gleichzeitig hohen Erträgen hingestellt?“ Diese Frage wurde mir wirklich oft gestellt und ich kann hier nur immer wieder betonen, dass es nicht DIE Antwort gibt. Vielmehr hängt sie sehr individuell von Boden, Niederschlagsverteilung einerseits, aber auch von der geplanten Nutzungsrichtung andererseits ab. Diese drei Hauptfaktoren beeinflussen es, wie ich die Bestandesführung optimieren kann und – ganz wichtig – welche Sorte passt!
Kannst Du mal ein Beispiel nennen?
Erstes Beispiel Winterweizen: Für wenig(er) Pflanzenschutz braucht es neben einer geeigneten Vorfrucht eine gesunde Sorte. Wenn diese dann auch noch bei einer reduzierten Düngung Qualität und zudem einen ansprechenden Ertrag bringen soll, dann schränkt das die Sortenwahl schon deutlich ein. Unter anderem SU JONTE und SU Magnetron kriegen das ganz gut hin.
Zweites Beispiel: Der Standort ist ein Weizengrenzstandort, also eher in der Bonität nicht ganz so gut. Wenn dann noch weniger Düngung und womöglich eine suboptimale Niederschlagsverteilung dazukommt, wird der Weizenanbau oft unwirtschaftlich. Wenn zudem die Roggenpreise schwächeln, ist Hybridweizen eine Alternative. Der bringt aufgrund seines Wurzelsystems einfach bessere Voraussetzungen mit, an Wasser und Nährstoffe ranzukommen und setzt das auch hervorragend in Ertrag um – das haben die LSV wieder eindrucksvoll bewiesen.
War die Pflanzengesundheit auch in den anderen Kulturarten ein Thema?
Bei Roggen und Triticale ging es 2025 viel um das Thema Braunrost (bei Roggen) und Gelbrost bzw. Mehltau bei Triticale. Mutterkorn war dieses Mal bei uns nicht so im Fokus. Bei beiden Kulturarten war aber das Thema Doppelnutzung präsent: Wie bleibe ich in der Nutzung flexibel – je nach Witterung und ggf. Marktentwicklung also eine Nutzung als GPS oder als Körnergetreide. Da weckten die klassischen Doppelnutzungssorten wie SU PERSPECTIV, SU KARLSSON oder auch BICROSS Interesse.
Pflanzengesundheit spielte aber auch bei Raps eine Rolle: Hier war Kohlhernie regional oft das Problem. Resistente Sorten wie Crocodile, Cromat, Credo oder Cratos sind hier eine gute Lösung. Auch wurde immer wieder die Rentabilität von Raps bei geringeren Erträgen infrage gestellt. Aber die meisten bleiben bei der Kultur – schon alleine wegen ihres hohen Vorfruchtwertes. Außerdem zeigen sich die Preise stabil.
Wie sah das mit so vielfältigen Themen wie Zwischenfruchtanbau aus?
Von GAP über welche Zwischenfrucht in Roten Gebieten bis hin zu speziellen Fragen zur Krankheitsbekämpfung mit Zwischenfrüchten war wieder alles dabei. Es gibt aber auch immer wieder neue, verbesserte Mischungen für nahezu jeden Verwendungszweck – da gibt es immer was zu erzählen und zu erklären!
Franz Unterforsthuber (re) ist seit Jahrzehnten als Fachberater in Bayern unterwegs.
praxisnah: Was diskutieren die Landwirte im Süden des Landes?
Franz Unterforsthuber: Am Anfang der Saison hatten wir gedacht, dass es eine eher nicht so gute Getreideernte geben würde, denn die Vegetation startete spät und das Frühjahr war sehr trocken. Schon auf den Feldtagen zeichnete sich aber ab, dass das Getreide sehr gut damit zurechtgekommen ist.
Gibt es da Unterschiede bei den Getreidearten?
Der Weizen hatte auf Standorten mit guter Wasserspeicherung gute Voraussetzungen für Ertrag und Qualität. Die frühe Trockenheit forderte und förderte das Wurzelwachstum, die Bestände blieben lange sehr gesund und die Stickstoff-Mineralisierung aus dem Boden setzte passend zur Kornfüllung des Weizens ein. So konnten hohe Erträge mit hohem hl-Gewicht und mit starker Proteinbildung kombiniert werden. Aber das schlechte Erntewetter hat dann die Fallzahlen in Mitleidenschaft gezogen. Da hat es sich ausgezahlt, wenn man fallzahlstabile Sorten wie den E-Weizen PONTIFORM oder die A-Weizen SU JONTE und SU HORIZON im Anbau hatte.
Sind die Besucher bei Euch auch offen für „neue“ Kulturen bzw. Anbaualternativen?
In der Diskussion stehen wirtschaftliche Alternativen im Herbstanbau. Dinkel und Winterdurum bieten vergleichsweise attraktive Preise. Wo passt was? Ich empfehle dann Dinkel auch für die schwächeren Standorte, und Dinkel kann auch nach Winterweizen gesät werden. Winterdurum dagegen braucht eine gute Vorfrucht wie Raps oder Leguminosen – und muss zum Erhalt seiner anspruchsvollen Qualitäten möglichst trocken abreifen. Qualitativ hochwertige Sorten wie WINTERSONNE tragen hier zu Sicherheit bei.
Man sagt ja, wenn es für das Getreide nicht passt, dann aber für den Mais. Kannst Du das bestätigen?
Ja unbedingt, denn die für den Weizen problematischen Sommerniederschläge waren für den Mais Gold wert. Eine frühe Aussaat hat sich ausgezahlt, ebenso Böden ohne Strukturprobleme und auch gut entwickelte Zwischenfrüchte als Vorfrucht haben ihren Beitrag zum Maisertrag geleistet.
Maisfeldtage sind je gerade erst vorbei. Was waren denn da die Diskussionsthemen?
Bei uns wird oft diskutiert, wie man die Trocknungskosten im Körnermais reduzieren kann. Das ist ja ein wichtiger Kostentreiber. Um die Trocknungskosten zu reduzieren, ist es positiv, wenn der Mais lange auf dem Feld bleibt. Die grüne Restpflanze sorgt zunächst für Stärkeeinlagerung, die wiederum aktiv das Wasser aus dem Korn drückt. Anschließend ist das Drydown, d. h. die Wasserabgabe nach der physiologischen Reife gefordert. Sorten mit höherem Zahnmais-Anteil haben hier Vorteile. Man muss dann regional natürlich immer schauen, aus welcher Reifegruppe man seine Sorte wählt. Das geht ja von sehr früh wie z. B. QUICKSTEP mit einer Körnerreifezahl von 220 bis sehr spät wie Indem 1012 mit einer Körnerreifezahl von 300.
Martin Rupnow ist als Fachberater schwerpunktmäßig in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs, arbeitet aber auch mit Kollegen aus Schleswig-Holstein und Brandenburg in Sachen Feldtagen zusammen.
praxisnah: Martin, auch bei Dir waren Zwischenfrüchte ein Thema. Was wollten die Menschen da von Dir wissen?
Martin Rupnow: Bei uns ging es vor allem um die strategisch optimale Auswahl, um zum Beispiel Bodenverdichtungen zu beseitigen und die Bodenfruchtbarkeit/den Humusgehalt zu verbessern. Auch die Unkrautunterdrückung kam immer wieder zur Sprache – hier spielt natürlich auch die optimierte Aussaat eine Rolle. Wenn der Bestand zu spät oder zu dünn gesät wird, sinkt der Effekt der Unkrautunterdrückung und auch des Erosionsschutzes. Aber gerade die optimierte Aussaat ist ja betriebsindividuell zu sehen: Direktsaat vs. Bodenbearbeitung, nachfolgende Kultur bzw. Fruchtfolge, Niederschlagsmenge und -verteilung etc.
Aber es gab auch sehr spezielle Fragen wie: „Wann steht der durch Leguminosen gebundene Stickstoff der Nachfrucht zur Verfügung?“
Stichwort Fruchtfolge: Sind erweiterte Fruchtfolgen bei Euch ein Thema?
Sind sie, im konventionellen Anbau aber immer mit dem Fokus: Erweitert ja – zum Beispiel mit Hafer oder Leguminosen – aber ohne Ertragsrisiken! Im Ökologischen Anbau – auch in diese Richtung wird oft gefragt – ist es dann eher die Frage, welche Sorten den Anforderungen für den Ökolandbau hinsichtlich Vitalität, Bodenbedeckung, Konkurrenzfähigkeit gegen Unkraut, Qualität etc. entsprechen.
In den östlichen Bundesländern ist oft das Wasser knapp oder zumindest schlecht verteilt ...
Deshalb werden auf unseren Feldtagen auch immer wieder die Themen Bodenfruchtbarkeit, reduzierte Bodenbearbeitung etc. diskutiert. Aber natürlich auch immer die Frage nach stresstoleranten Sorten – also Sorten, bei denen sich längere Trockenphasen oder auch Hitze nicht gleich massiv auf Ertrag und Qualität auswirken. Den Klimawandel merken wir hier im Osten schon deutlich.
Und wenn die Witterung, die ich ja nicht beeinflussen kann, nicht optimal läuft, sind eine optimale Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und ganz sicher auch die Sortengesundheit umso wichtiger für die Ertragsstabilität.
Stehen bei Euch Feldtage auch mal unter einem bestimmten Motto?
Ja, wir haben zum Beispiel einen agrarpolitischen Feldtag. Hier haben wir jedes Jahr die Möglichkeit, mit Politikern und Landwirten zu diskutieren. Über die Auswirkungen der agrarpolitischen Umsetzungen für die Praxis – hier können wir auch kritische Anmerkungen resultierend aus unseren Erfahrungen mitgeben.
Würdest Du sagen, dass es bei dem Besucherinteresse Trends gibt?
Also ich erkenne folgende Trends:
- Verstärkter Einsatz von Zwischenfrüchten als ganzes Systemelement – nicht nur als Lückenfüller, sondern strategisch für Fruchtfolge, Boden, Klimaschutz
- Züchtung mit Fokus auf Resistenzen & Stresstoleranz, speziell gegenüber Hitze, Trockenheit, Krankheiten und für ökologischen Anbau
- Mehr Vielfalt in Fruchtfolgen inkl. Leguminosen, Durum, Dinkel etc., um Resilienz und Nachhaltigkeit zu erhöhen
- Besseres Bodenmanagement für den Erhalt der Bodenstruktur, zur Förderung der Bodenbiologie und des Humusaufbaues – wichtig für langfristige Produktivität
- Anpassung an Politik & Markt: Förderprogramme, Sortenzulassung, Qualitätssicherung werden weiterhin Schlüssel sein und auch die Transparenz für die Verbraucher zählt.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Fachberater aus den Regionen – Vom Norden bis nach Bayern – berichten von den unterschiedlichen Fragestellungen, die auf ihren Feldtage dieses Jahr diskutiert wurden.
Zentrale Fragestellungen betrafen den effizienten Anbau unter erschwerten Rahmenbedingungen wie reduzierter Düngung, eingeschränktem Pflanzenschutz und zunehmenden Klimaextremen.
Im Getreidebereich dominierten Themen wie Sortenwahl, Krankheitsdruck (v. a. Braun- und Gelbrost) sowie Flexibilität in der Nutzung (Körner oder GPS). Bei Raps beschäftigte Kohlhernie viele Landwirte; resistente Sorten und stabile Preise stützen jedoch die Anbauentscheidung. Auch die Wirtschaftlichkeit und Standorteignung von Alternativen wie Dinkel oder Winterdurum wurde diskutiert.
Zwischenfrüchte waren ein vielschichtiges Thema – von Vorgaben der GAP bis hin zur gezielten Auswahl zur Bodenverbesserung, Unkrautunterdrückung oder Nährstoffbindung. Besonders im Osten Deutschlands, wo Wasserverfügbarkeit eine große Rolle spielt, sind Zwischenfrüchte, reduzierte Bodenbearbeitung und stresstolerante Sorten wichtige Bausteine der Anbaustrategie.
Ein weiteres Thema war die Möglichkeiten zur Reduzierung der Trocknungskosten beim Körnermais. Eine Sortenwahl nach Reifezahl und Drydown-Verhalten sind hier entscheidend für Wirtschaftlichkeit.
Unsere Gesprächspartner sahen auf den Feldtagen 2025 klare Trends:
- Zwischenfrüchte als strategisches Element,
- Sorten mit Resistenzen und Stresstoleranz,
- erweiterte Fruchtfolgen zur Risikominimierung,
- verbessertes Bodenmanagement für Humusaufbau,
- Anpassung an Politik, Markt und Verbraucheranforderungen.
Feldtage bleiben damit wichtige Plattformen für Wissenstransfer und Diskussion zwischen Praxis, Beratung und Züchtung.