Reiner Tisch nach Zwischenfrüchten ohne Glyphosat

Reiner Tisch nach Zwischenfrüchten ohne Glyphosat

Bei allen positiven Effekten von Zwischenfrüchten: Zur Aussaat der Folgefrucht müssen sie wieder „sauber“ verschwunden sein, ebenso wie Altverunkrautung z. B. durch Ausfallgetreide. Annette Hoffmann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, erläutert mechanische Maßnahmen sowie Möglichkeiten, bereits beim Anbau auf ein sicheres Absterben des Altbestandes hinzuwirken.

Bisher wurde ein Altbestand an Pflanzen im Frühjahr häufig durch den Einsatz von Glyphosat beseitigt, um gute Bedingungen für Direkt- oder Mulchsaat zu schaffen. In Wasser- und Naturschutzgebieten oder zur Sikkation darf dieses Mittel schon jetzt nicht mehr eingesetzt werden. Derzeit ist davon auszugehen, dass zum 01.01.2024 der Einsatz generell nicht mehr möglich sein wird. Wie kann der Zwischenfruchtanbau gemanagt werden, damit die Aussaat der Folgefrucht problemlos gelingt?


Stellschrauben für ein sicheres Absterben der Zwischenfrucht

1. Zwischenfruchtart

Bei der Wahl der Zwischenfruchtart sind stets die Ansprüche der Hauptfrüchte zu beachten (z. B. keine Phacelia in Kartoffelfruchtfolgen, kein Senf). Das Absterbeverhalten von Zwischenfrüchten ist unterschiedlich: Senf, Phacelia und insbesondere die nicht winterharten Leguminosen sterben in den meisten Jahren von alleine ab. Rauhafer und Ramtillkraut stellen ebenfalls kein Problem dar. Als hartnäckig erweist sich der Ölrettich: Wenn die Pflanzen nicht zu 100 % abgestorben sind, können sie teilweise wieder ergrünen und stehen als Unkraut in der Folgefrucht. Dies war auch in der vorgestellten Versuchsanlage zu beobachten.

2. Aussaattermin

Bei einem frühen Saattermin wird sich im Vergleich zu späteren Terminen in der Regel eine größere Biomasse entwickeln und der Bestand erreicht zum Winter seine physiologische Reife. Je später die Zwischenfrüchte gesät werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Winter unbeschadet überstehen.

3. Nährstoffversorgung des Bestandes

Ein ungedüngter Bestand geht wesentlich schneller in die generative Phase, verholzt und stirbt schlechter ab als ein gedüngter. Hier besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zum C/N-Verhältnis der Zwischenfrucht. Zwischenfrüchte mit einem niedrigen C/N-Verhältnis sterben leichter ab als solche mit einem weiten. Durch die Düngung sinkt in den meisten Fällen das C/N-Verhältnis, gedüngte Zwischenfruchtbestände frieren sicherer ab als ungedüngte.

4. Mechanischer Eingriff

Bevor der Grubber angebaut wird, muss geklärt werden, ob der geplante Umbruch im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben steht. GLÖZ 6 und GLÖZ 7 sowie die Düngeverordnung regeln, wie lange Zwischenfrüchte auf einer Fläche mindestens verbleiben müssen (Tab. 1). Wurde gedüngt, beträgt die Mindeststandzeit der Zwischenfrucht 8 Wochen. In den nicht dargestellten Konstellationen (keine Düngung, kein Rotes Gebiet und nicht zum Erfüllen von GLÖZ 6 oder GLÖZ 7 benötigt) besteht freie Wahl hinsichtlich des Umbruchtermins. Auf leichten, auswaschungsgefährdeten Standorten sollte die Zwischenfrucht möglichst lange stehen bleiben. Gegebenenfalls kann ein Schlegeln zur Verhinderung der Samenreife nötig werden. Auf schweren, nicht auswaschungsgefährdeten Standorten kann eine Zwischenfruchtfläche u. U. bereits vor Winter wieder umgebrochen werden, um reinen Tisch zu machen.

Zusätzlich zu diesen vier Maßnahmen muss vor der Zwischenfruchtaussaat der Druck durch auflaufendes Getreide so gering wie möglich gehalten werden. Der Mähdrusch sollte verlustarm erfolgen. Damit die Zwischenfrucht gegenüber dem Getreide konkurrenzfähig ist, empfiehlt sich eine unmittelbare Aussaat nach dem Dreschen. Alternativ dazu wird die Zwischenfrucht erst nach 1- bis 2-maliger Stoppelbearbeitung gedrillt.


späteste Aussaattermine und Mindeststandzeiten
späteste Aussaattermine und Mindeststandzeiten


Aufbau Zwischenfruchtversuch Poopenburg, zum Vergrößern bitte anklicken
Aufbau Zwischenfruchtversuch Poopenburg, zum Vergrößern bitte anklicken


Versuchsaufbau

Ausgehend von einer Versuchsanlage zur Etablierung funktionaler Zwischenfruchtbestände ohne Düngung hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mechanische Bearbeitungsverfahren getestet. Die detaillierte Tabelle zum Versuchsaufbau finden Sie in der Onlineversion.

Die Versuchsanlage auf dem Versuchsfeld Poppenburg (Vorfrucht Wintergerste) bot Platz für 11 Umbruchvarianten (s. Abb. 1 und 2). In einer Variante blieb die Zwischenfrucht bis zur Aussaat der folgenden Sommerung stehen. Da der Versuch südlich von Hildesheim auf einem 85er Boden durchgeführt wurde, konnte der erste Umbruch ohne Bedenken bereits Mitte November erfolgen. Weitere Varianten wurden bei Frost, nach dem 15. Januar, im Februar und unmittelbar vor der Haferaussaat angelegt. Zum Einsatz kamen neben einem klassischen Mulcher und Grubber eine Cambridgewalze sowie im Frühjahr ein Flachgrubber. Kurz vor der Haferaussaat wurden zudem ein Kreiselgrubber solo und eine Kreisel­egge in Kombination mit dem Grubber eingesetzt. Hafer als schnell wachsende Kultur verdeutlichte Unterschiede in der Stickstoffversorgung.


Versuchsaufbau/Luftaufnahme
Versuchsaufbau/Luftaufnahme


Ergebnisse

In der Luftaufnahme vom 15.02. (Abb. 1) ist der Beseitigungserfolg der Maßnahmen zu erkennen. Der Grubbereinsatz nach Mulcher sowohl am 22.11. (Var. 9) als auch am 18.01. (Var. 5) hat die Zwischenfrucht und durchgewachsene Gerste einschließlich der Winterroggenvariante komplett beseitigt. Zum annähernd gleichen Ergebnis kommt auch der alleinige Einsatz eines Mulchers (Var. 10 und 6). In Abb. 2, die am 8. Juni aufgenommen wurde, sind in den dunkelgrünen Haferparzellen (hellgrün sind die im April ausgesäten Zwischenfrüchte, die auch im Vorjahr hier standen) z. T. helle Flecken zu erkennen. Hierbei handelt es sich um durchgewachsene Gerstenpflanzen. In der Novembervariante „nur Mulcher“ (Var. 10) sind hier vereinzelt Pflanzen durchgekommen. Der Mulchereinsatz im Januar hat auch diese Pflanzen erfasst. Mulchen und Grubbern in Kombination erfordert einen hohen Einsatz an Energie und Arbeitszeit. Dagegen führt die Variante „Cambridgewalze bei Frost“ (Var. 7) (hier 14.12.2022) zu einem beachtlichen Ergebnis bei sehr geringem Aufwand (einmalige Überfahrt ohne Bodeneingriff). Das Bild oben links und in der Mitte ist ca. 4 Wochen nach dem Walzen entstanden und zeigt die Parzelle „Cambridgewalze“ zwischen den bis zu diesem Termin unbearbeiteten Ölrettich- bzw. Ölrettich-/Wicke-Varianten. Letztere haben sich durch das mehrtägige Frostereignis Mitte Dezember 2022 mit Temperaturen bis -14 ° C unbeeindruckt gezeigt. Durch Mulchen (Var. 6) sowie Mulchen und Grubbern (Var. 5) am 18.01. konnten auch die bis dahin noch grünen und vitalen Aufwüchse sicher beseitigt werden.

Im Streifen Ackerbohne/Erbse/Wicke ist über alle Bearbeitungsvarianten hinweg ein hoher Anteil Gerstenpflanzen durchgekommen. Dies liegt ist in erster Linie an der langsamen Jugendentwicklung und der daraus resultierenden geringen Konkurrenzkraft der Leguminosen. Das frühzeitige Absterben der reinen Leguminosenmischung förderte die Entwicklung des Ausfallgetreides zusätzlich. Bereits am 13. Januar waren die Senf/Erbse und Ackerbohne/Erbse/Wicke-Varianten komplett abgestorben.


Zwischenfruchtbeseitigung bei Minimalboden­bearbeitung ohne Glyphosat

Zur wassersparenden, minimalen Bodenbearbeitung zur Vorbereitung von Mulchsaat ohne Glyphosat bei Zuckerrüben oder Mais sind in den vergangenen Jahren Geräte in den Fokus gerückt, die ultraflach arbeiten. Sie unterschneiden Zwischenfrüchte und Unkäuter nur flach, sodass ein intensiver Eingriff in den Boden unterbleibt. In diesem Versuch wurde ein Flachgrubber sowohl im Februar als auch im März eingesetzt. Die Parzellen waren hierfür am 18.01. bereits durch Mulchen vorbereitet worden. Lediglich auf einer Parzelle wurde auch ein stehender Zwischenfruchtbestand mit dem Flachgrubber bearbeitet. Aufgrund der feuchten Bodenverhältnisse im Frühjahr 2023 galt es, den idealen Bearbeitungstermin abzupassen. Es muss so trocken sein, dass die Pflanzen sicher vertrocknen und nicht wieder anwachsen.

Der Effekt der Zwischenfrucht- und Gerstenbeseitigung war in allen vorab gemulchten und dann ultraflach bearbeiteten Varianten sehr gut. Nach dem Einsatz im stehenden Bestand blieben jedoch Gerstenpflanzen an der Oberfläche (Bild oben rechts). In der zweimal bearbeiteten Variante kam es nach einem darauffolgenden Niederschlagsereignis an einigen Stellen zur Verschlämmung des bearbeiteten Bodens.


Fazit

Die hier dargestellten Beobachtungen decken sich mit denen bei ähnlich gestalteten Varianten an anderen Standorten sowie aus den Vorjahren. Insbesondere eine Bearbeitung mit der Cambridgewalze bei Frost hat über die Jahre hinweg ein gutes Ergebnis erbracht. Voraussetzung für das Gelingen dieser Maßnahme ist eine Frostphase, die aber nicht sicher eingeplant werden kann. Man braucht zudem eine flexible Arbeitswirtschaft.

Auch Bearbeitungsmaßnahmen mit Bodeneingriff führen zu einem guten Ergebnis. Die Befahrbarkeit der Flächen kann insbesondere auf schweren Standorten ein Problem darstellen, besonders, wenn der Umbruch erst im Frühjahr nach dem 15.02. erfolgen soll oder darf. Gerade auf schweren Böden kann dies ein Argument für einen vorgezogenen Umbruchtermin sein. Zur Aussaat der Sommerung ist dann nur noch eine flache Bodenbearbeitung notwendig.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Wie kann der Zwischenfruchtanbau gemanagt werden, damit die Aussaat der Folgefrucht problemlos gelingt?

Stellschrauben für ein sicheres Absterben der Zwischenfrucht

  1. Wahl der Zwischenfruchtart
  2. Aussaattermin
  3. Nährstoffversorgung des Bestandes
  4. Mechanischer Eingriff
  5. Der Druck durch auflaufendes Getreide muss so gering wie möglich gehalten werden.

Die Versuchsanlage auf dem Versuchsfeld Poppenburg (Vorfrucht Wintergerste) bot Platz für 11 Umbruchvarianten. In einer Variante blieb die Zwischenfrucht bis zur Aussaat der folgenden Sommerung stehen. Zum Einsatz kamen neben einem klassischen Mulcher und Grubber eine Cambridgewalze sowie im Frühjahr ein Flachgrubber. Kurz vor der Haferaussaat wurden zudem ein Kreiselgrubber solo und eine Kreisel­egge in Kombination mit dem Grubber eingesetzt. Hafer als schnell wachsende Kultur verdeutlichte Unterschiede in der Stickstoffversorgung.

Die hier dargestellten Beobachtungen decken sich mit denen bei ähnlich gestalteten Varianten an anderen Standorten sowie aus den Vorjahren. Insbesondere eine Bearbeitung mit der Cambridgewalze bei Frost hat über die Jahre hinweg ein gutes Ergebnis erbracht. Voraussetzung für das Gelingen dieser Maßnahme ist eine Frostphase, die aber nicht sicher eingeplant werden kann. Man braucht zudem eine flexible Arbeitswirtschaft.

Auch Bearbeitungsmaßnahmen mit Bodeneingriff führen zu einem guten Ergebnis.