Generell sollte bei der Anbauplanung der Fokus auf eine ganzheitliche Betrachtung der Fruchtfolge gelegt werden – das gilt auch für den Maisanbau. Um den Maisanbau zukunftsfähig aufzustellen, sollte auf Zwischenfruchtanbau nicht verzichtet werden. Daher beginnt Maisanbau mit der Entscheidung für eine Winterbegrünung mit Zwischenfrüchten bereits im Sommer: So jedenfalls sehen das Daniel Ott, Produktmanager für Mais, und Michaela Schlathölter, Züchterin und Produktmanagerin für Zwischenfrüchte bei P. H. Petersen, in einem Gespräch mit praxisnah über nachhaltigen Maisanbau.
praxisnah: Welchen Trend gibt es beim Maisanbau und wie sind die Anbauumfänge?
Daniel Ott: Wie in der aktuellen DMK-Studie zur Bodenbedeckung deutlich wurde, haben 85 % der befragen Landwirte bereits diesen Winter auf ihren geplanten Maisanbauflächen eine Zwischenfrucht angelegt. Das würde 2023 ca. 1,7 Mio. ha betreffen und wäre eine Steigerung von rund 230.000 ha gegenüber dem Vorjahr. Jedoch mit deutlich regionalen Unterschieden. Viele Maisanbauer scheinen also den Nutzen einer Zwischenfrucht in der Maisfruchtfolge erkannt zu haben.
praxisnah: Welche Vorfrüchte werden – bundesweit gesehen – vor Mais angebaut?
Ott: Vor Mais sind Getreidekulturen wie z. B. Weizen, Gerste, Roggen, Triticale oder Hafer, aber auch Kartoffeln gängig. Gut geeignet sind ebenfalls Ackerbohnen, Erbsen oder der Winterraps. Zuckerrüben, aber auch Mais in der Selbstfolge, sind mit Einschränkungen möglich. Der überwiegende Teil von Betrieben mit Maisanbau hat gleichzeitig auch Gülle oder Gärreste im Betrieb. Der Zwischenfruchtanbau ist eine der wenigen Möglichkeiten, im Sommer noch bis zu 60 kg Gesamt-N/ha auszubringen – vorausgesetzt, als Vorfrucht stand Getreide, die Zwischenfrucht wird vor dem 15.09. ausgesät, steht mindestens 6 Wochen und der vorgeschriebene Leguminosengehalt wird nicht überschritten. Bundeslandspezifisch können Abweichungen gelten!
praxisnah: Welche Vorteile bringt der Zwischenfruchtanbau für den Mais?
Michaela Schlathölter: Für einen nachhaltigen Maisanbau sind Zwischenfrüchte unverzichtbar! Im Herbst nutzen sie optimal das verbleibende Sonnenlicht und die Restwärme für die Produktion wertvoller Biomasse. Die Zufuhr von organischer Substanz ist für den Aufbau und den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit essenziell, da Humus eine zentrale Rolle für die Nährstofffreisetzung, die Bodenstruktur und die Widerstandsfähigkeit des Bodens gegen bodenbürtige Krankheiten und Witterungsschäden hat. Insbesondere Wurzeln tragen mit ihrem weiten C/N-Verhältnis zum Aufbau von Dauerhumus bei. Eine intensive Durchwurzelung sorgt zudem für eine Lockerung des Bodens, fördert die Lebendverbauung und vergrößert den durchwurzelbaren Raum für die Folgefrucht. Gerade in trockenen Jahren wirkt sich dies positiv auf das Wasserhaltevermögen und den Bodenwasserhaushalt aus.
Zu einem nachhaltigen Maisanbau zählt auch, Nährstoffe im System zu halten oder auf Standorten mit geringer Verfügbarkeit weitere Nährstoffe zu mobilisieren. Zwischenfrüchte nehmen im Herbst überschüssige Nährstoffe auf und halten diese im Oberboden. Leguminosen in der Zwischenfrucht können durch Luftstickstofffixierung noch weiteren Stickstoff ins System bringen.
praxisnah: Welche Zwischenfrucht-Anbaumodelle gibt es?
Schlathölter: Das Schöne an Mais-Fruchtfolgen ist, dass sie eine große Flexibilität bei der Integration von Zwischenfrüchten bieten. Klassisch als Winterzwischenfrucht mit Aussaat nach der Ernte der Vorfrucht oder als Untersaat. Bei der klassischen Winterzwischenfrucht kann zwischen abfrierenden und winterharten Zwischenfrüchten unterschieden werden.
Winterharte Zwischenfrüchte schützen Nährstoffe besonders gut vor Auswaschung und den Boden vor Erosion. Abfrierende Zwischenfrüchte bieten Vorteile beim Management nach Winter, die Mineralisation setzt frühzeitiger ein und Nährstoffe werden schneller frei. Untersaaten spielen ihren Vorteil besonders in engen Mais-Fruchtfolgen aus. Im Vergleich zum regulären Zwischenfruchtanbau bieten sie eine Zeit- und Kostenersparnis und eine Möglichkeit, auch nach einer späten Ernte eine Begrünung zu etablieren. Dazu kommen weitere positive Effekte wie Verbesserung der Tragfähigkeit, Befahrbarkeit der Böden, Schutz vor Erosion und Humusaufbau, die für Untersaaten sprechen. Auch eine Ernte der Untersaat ist möglich, dann sollte jedoch der Mais besonders sauber geerntet und Maisstoppeln gemulcht werden, um Verschmutzungen im Futter zu vermeiden.
praxisnah: Was ist bei der Aussaat von Zwischenfrüchten zu beachten?
Schlathölter: Vorteilhaft für eine zügige Bestandsentwicklung und eine effektive Bodenbedeckung ist eine Drillsaat in ein feinkrümeliges Saatbett. Sollte die Zeit für eine ausgiebige Saatbettvorbereitung nicht ausreichen, lässt sich bei passender Zwischenfruchtauswahl auch durch extensive Bestellverfahren, z. B. mit dem Schleuderstreuer, ein guter Bestand erreichen. Mischungen mit einem hohen Anteil an Kreuzblütlern wären durch ihre schnelle Anfangsentwicklung und ihren geringen Saatbettanspruch eine gute Wahl (siehe Abb. 2).
praxisnah: Wie kann die Untersaat gut etabliert werden?
Schlathölter: Rotschwingel-Untersaaten werden zusammen mit dem Mais ausgesät, Untersaaten mit Weidelgras werden zum 6- bis 8-Blatt-Stadium ausgebracht. Untersaatsysteme kommen oft ganz ohne Herbizideinsatz aus. Ansonsten lässt sich mit ausreichend Abstand zur Aussaat der Untersaat oder mit entsprechender Mittelwahl eine Unkrautbekämpfungsmaßnahme einbauen.
praxisnah: Welche Zwischenfrucht ist in der Maisfruchtfolge ideal?
Schlathölter: Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht, sie muss betriebsindividuell erfolgen. Soll die Zwischenfrucht mit der maximalen Menge an Gülle oder Gärrest gedüngt werden können, sind Mischungen aus Arten mit hohem N-Aufnahmevermögen wie Ölrettich oder Rauhafer sinnvoll. Mischungen mit hohen Leguminosenanteilen dagegen lohnen sich auf Standorten mit geringer Nährstoffverfügbarkeit und wirken sich besonders positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Mischungen mit hoher unterirdischer Biomassebildung und verschiedenen Wurzeltypen sind besonders für gezielten Humusaufbau zu empfehlen. Eine Begrünung zwischen zwei Maisanbauten kann entweder mit spätsaatverträglichen Arten und sich schnell entwickelnden Sorten erfolgen oder durch den Anbau von Untersaaten. Für erosionsmindernde Mulchsaatverfahren braucht es Zwischenfrüchte, die eine gute Mulchschicht hinterlassen. Mischungen mit Gelbsenf oder Rauhafer haben sich dort bewährt.
praxisnah: Warum sollte Mais im Mulchsaat-Verfahren angebaut werden?
Ott: Das wassersparende Wirtschaften ist zwangsläufig zur obersten Priorität vieler Betriebe in den vergangenen Jahren geworden. Bei reduzierter Bodenbearbeitung muss auch immer auf eine gute Rückverfestigung geachtet werden, um die Verdunstung gering zu halten. Strip-Till ist hierbei die wassersparendste Methode und kann mit einer Gülleinjektion verbunden werden. Wichtig ist, dass auch im Mulchsaat-Verfahren eine zügige Bestandsetablierung sichergestellt ist. Die Mulchauflage der Zwischenfrucht sollte bei hohem Aufwuchs gehäckselt werden – idealerweise auf gefrorenem Boden. Zudem muss durch Bodenbearbeitung die Mulchschicht so zerkleinert und eingemischt werden, dass die Aussaattechnik die Maiskörner reibungslos ablegen kann und nicht verstopft bzw. aufstaut. Die Starkregenereignisse in diesem Frühjahr haben wieder gut veranschaulicht, dass der Boden dann das Wasser schneller aufnehmen kann und die Mulchschicht vor Erosion schützt.
praxisnah: Wie wichtig ist eine zügige Bestandsetablierung beim Mais und wie gelingt sie?
Ott: Je zügiger der Bestand sich etabliert, desto geringer sind die Schäden durch Insekten, denn der Mais wächst den Insektenlarven davon und kann Fraßschäden kompensieren. Entscheidend ist, dass erst mit Erreichen von mindestens 8 °C Bodentemperatur im Ablagehorizont und in eine wärmere Phase hinein der Mais gelegt wird. Guter Bodenkontakt, ggf. durch Anwalzen, und Ablage in einer noch feuchten Schicht führen dann zu einem zügigen Keimen und Auflaufen der Bestände. Bei der Saattiefe gilt: so tief wie nötig, so flach wie möglich. Bei Trockenheit und um ein Herausziehen durch Krähen zu erschweren, kann der Mais auch tiefer als die üblichen 5 cm abgelegt werden.
praxisnah: Wenn Maisanbau nur mit Zwischenfrucht nachhaltig umgesetzt werden kann, beginnt der Maisanbau also quasi schon im Sommer?!
Ott: Der Maisanbau muss in eine ganzheitliche Fruchtfolge eingebaut nachhaltig gestaltet werden. Der Maisanbau beginnt also mit der Entscheidung FÜR eine Zwischenfrucht. Die Zwischenfrucht gehört zum Maisanbau und somit beginnt der Maisanbau quasi im Sommer.
Schlathölter: Besonders langfristig gesehen überwiegen mit Zwischenfrüchten die Vorteile für Bodenfruchtbarkeit, Bodengesundheit und Nährstoffdynamik. Sie helfen dabei, Anbausysteme zukunftsfähig zu gestalten. Maisflächen mit vorheriger Zwischenfrucht sind eindeutig von Flächen ohne Zwischenfruchtanbau zu unterscheiden. Diese Effekte sind dann auch im Geldbeutel spürbar. Zwischenfrüchte sind eine Investition in die Zukunft.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Mais-Fruchtfolgen haben den Vorteil, dass sie eine große Flexibilität bei der Integration von Zwischenfrüchten bieten. Klassisch als Winterzwischenfrucht mit Aussaat nach der Ernte der Vorfrucht oder als Untersaat.
Winterharte Zwischenfrüchte schützen Nährstoffe besonders gut vor Auswaschung und den Boden vor Erosion. Abfrierende Zwischenfrüchte bieten Vorteile beim Management nach Winter, die Mineralisation setzt frühzeitiger ein und Nährstoffe werden schneller frei. Untersaaten spielen ihren Vorteil besonders in engen Mais-Fruchtfolgen aus. Im Vergleich zum regulären Zwischenfruchtanbau bieten sie eine Zeit- und Kostenersparnis und eine Möglichkeit, auch nach einer späten Ernte eine Begrünung zu etablieren. Dazu kommen weitere positive Effekte wie Verbesserung der Tragfähigkeit, Befahrbarkeit der Böden, Schutz vor Erosion und Humusaufbau, die für Untersaaten sprechen. Auch eine Ernte der Untersaat ist möglich.
Eine pauschale Empfehlung für „die“ Zwischenfrucht für Mais gibt es nicht.
- Soll die Zwischenfrucht mit der maximalen Menge an Gülle oder Gärrest gedüngt werden können, sind Mischungen aus Arten mit hohem N-Aufnahmevermögen, wie Ölrettich oder Rauhafer, sinnvoll.
- Mischungen mit hohen Leguminosenanteilen lohnen sich auf Standorten mit geringer Nährstoffverfügbarkeit.
- Mischungen mit hoher unterirdischer Biomassebildung und verschiedenen Wurzeltypen sind besonders für gezielten Humusaufbau zu empfehlen.
- Eine Begrünung zwischen zwei Maisanbauten kann entweder mit spätsaatverträglichen Arten und sich schnell entwickelnden Sorten erfolgen oder durch den Anbau von Untersaaten.
- Für erosionsmindernde Mulchsaatverfahren braucht es Zwischenfrüchte, die eine gute Mulchschicht hinterlassen.
Für Mais ist eine Mulchsaat sehr gut geeignet – auch mit Blick auf die Wasserersparnis, die in den letzten Jahren zunehmend eine Rolle spielte. Dazu muss aber die vorhandene Mulchschicht fein genug gehäckselt werden, damit die Kornablage optimal erfolgen kann. Diese ist neben einer ausreichend hohen Bodentemperatur und -feuchtigkeit die Voraussetzung für ein zügiges und gleichmäßiges Auflaufen.