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Optimierung der Zwischenfruchtaussaat mit Drohnen

Optimierung der Zwischenfruchtaussaat mit Drohnen

Die Aussaat der Zwischenfrucht in die noch stehende Getreidekultur kann besonders in Wasserschutzgebieten eine Option für eine nachhaltige, sehr frühe Begrünung des Ackers sein. Alix Mensching-Buhr von der Wasserschutzgebietsberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen berichtet von ersten Praxiserfahrungen.

Der Wasserschutz-Arbeitskreis im Landkreis Uelzen hat sich intensiv mit der Drohnenaussaat von Zwischenfrüchten in der Region mit Kartoffel-, Rüben- und Braugerstenanbau beschäftigt.

In der Region gab es in den letzten Jahren nach der Getreideernte keine Niederschläge. Deshalb konnten Zwischenfrüchte, die vor der Sommerung für Erosionsschutz und Nährstoffbindung sorgen sollen, im Herbst schlecht starten. Ziel ist es hier also unter anderem, den Anbau der Zwischenfrüchte so zu optimieren, dass die vorhandene Feuchtigkeit optimal genutzt wird. Das Verfahren der Drohnensaat ermöglicht eine nachhaltige, sehr frühe Begrünung des Ackers. Das gehäckselte Stroh fällt auf die Zwischenfruchtsaat, so können sich durch Taubildung gute Keimbedingungen ergeben.


Folgende Versuchsfragestellungen sollten beantwortet werden:

  • Gibt es arbeitswirtschaftliche Vorteile und Effekte für den Grundwasserschutz?
  • Wird das Saatgut unter der Häckselstrohmatte von 10 t Weizenstroh keimen und das Stroh durchdringen?
  • Wie schnell erfolgt die Strohrotte auf der Bodenoberfläche?
  • Was passiert mit dem Ausfallgetreide?
  • Ist später eine Düngung nötig, obwohl das Ölrettich-Sommerwickegemisch mit ca. 30 % Samenanteil
  • Wicke bisher keiner Düngung bedurfte?
  • Ist mehr Saatgut nötig, weil Samen nicht keimen, wenn sie schlechten Bodenkontakt haben?

Hinzu kam ein Saatzeiten-Versuch, bei dem Direktsaat, Normal- und Spätsaat mit der Drohnenaussaat verglichen wurden.


I Drohnenaussaat in stehendes Getreide

In Praxisversuchen auf Sand, lehmigem Sand und Löß wurde in Roggen, Weizen (18.7.23) und Gerste (23.6.23) mit einer tischhohen Drohne mit einem Durchmesser von ca. 1,5 m das Saatgut in das stehende Getreide ausgebracht. Weil die Drohnentechnik vor Ort noch nicht verfügbar war, übernahm diese Aufgabe ein Unternehmen aus Baden-Württemberg.

Es kamen verschiedene regional übliche Zwischenfrucht-Mischun­gen und Saatmengen zum Einsatz: Ölrettich mit 30 % Sommer­wicke, teilweise mit Rauhafer ergänzt und Mischungen mit Lein, Bitterlupine und anderen Arten. Ein leichter Standort erhielt eine winterharte Mischung aus Gras mit Klee, Erbse und Winterwicke (viterra® LUNDSGAARDER GEMENGE).


Die Drohne

Das Gerät ist extrem schnell einsatzbereit und kann 30–40 kg Saat transportieren. Eine Wiegezelle macht eine Kalibrierung der Saatmenge möglich. Etwa alle drei Minuten landet die Drohne selbstständig, wird befüllt und der Akku getauscht, ehe sie zu neuen Flugbahnen von sieben Meter Wurfweite startet. Die Hauptbahnen werden automatisch abgeflogen. Die fehlende Flugbahnüberlappung am Rand wird durch einen extra Flug ausgeglichen. Trotzdem gab es manchmal am Rand einen etwas geringeren Bestand.

Weizen: Die Weizenernte verzögerte sich witterungsbedingt und so war die Zwischenfrucht bereits ca. 10 cm groß. Die Pflänzchen bildeten ein sehr langes Hypokotyl, um sich zum Licht hinzurecken. Die Stoppel wurde daher länger gelassen, um die Pflänzchen nicht abzumähen.

Fast alle Arten im Weizen entwickelten sich trotz der großen Strohmengen sehr gut. Die heruntergedrückten Ölrettichpflanzen durchwuchsen das Stroh zügig und konnten sich zusammen mit der Sommerwicke gut etablieren. Rauhafer fand sich selten wieder, er gelangte nicht bis zum Boden, da er in den feuchten Gerstengrannen hängen blieb.

In der Wintergerste wuchs die Zwischenfrucht auf zwei Standorten sehr gut. Auf einem Schlag jedoch verspätete sich die Ernte und Ölrettich und Wicke waren nur wenig zu finden. Diese „Einzelkämpfer“ bedeckten den Boden kaum und kamen viel zu schnell zur Blüte, anstatt Blattmasse zu bilden. Hier wären Zwischenfruchtarten mit früher Saateignung geeigneter gewesen. Nach Wintergerste war auf fast allen Standorten die Zwischenfrucht 150 cm hoch. Ölrettich, Lupine und Erbse bildeten zwar bis zum 23.10. Schoten, aber die Samenreife wurde nicht erreicht.


Pflanzenentwicklung Drohnensaat
Pflanzenentwicklung Drohnensaat

Pflanzenentwicklung Drohnensaat
Pflanzenentwicklung Drohnensaat

Saatzeitenversuch
Saatzeitenversuch

Drohnensaat, Direktsaat,Normalsaat, Spätsaat
Drohnensaat, Direktsaat,Normalsaat, Spätsaat


II Saatzeitenvergleich

Anhand eines in Streifen angelegen Saatzeitenvergleichs wurden die Drohnensaat (18.7.) mit der Direktsaat (18.8.) und der Normalsaat (23.8.) und einer Spätsaat (7.9.) verglichen. Man erkennt deutlich den Wuchsvorsprung der Drohnensaat.


Nährstoffbindung der unterschiedlichen Aussaat-Verfahren

Die Zwischenfrucht wuchs bis November. Messungen am 16.11. ergaben folgende Wuchshöhen: 103 cm in der Drohnensaat, 63 cm in der Direktsaat, 47 cm in der Normalsaat und 30 cm in der Spätsaat. Alle Herbst-Nmin-Werte waren mit 29 bis 17 kg hervorragend gering. Damit sind ohne Düngung alle im Boden gelösten Nährstoffmengen in der Zwischenfrucht gebunden – ein guter Beitrag zum Grundwasserschutz.

Die Ernte der oberirdischen Pflanzenmasse am 23. November ergab im Saatzeitenversuch eine etwa gleich gute Stickstoffbindung in der Direktsaat und der Normalsaat. Dies hätte man anhand der Wuchsunterschiede von 10 cm nicht vermutet. Erklärt wird dies durch die nur fünf Tage spätere Saat und eine höhere Pflanzenanzahl in der Drillsaat gegenüber der Direktsaat. Die Drohnensaat spielt hier ihren Saatzeitenvorsprung mit 30 kg mehr gebundenem Stickstoff deutlich aus. Alle weiteren Drohnensaaten zeigen mit 90 bis 155 kg N-Bindung im Aufwuchs hervorragende Ergebnisse. Die Aufwüchse der Drohnensaaten waren mit 140 dt FM je Hektar bei schlechter Entwicklung bis zu 550 dt/ha sehr gut.

Gewünscht ist eine üppige frühe Bodenbedeckung, damit die Pflanzen im Trinkwasserschutzgebiet möglichst alle Bodennährstoffe aus dem Boden ausnutzen und über Winter konservieren. Im nächsten Jahr profitiert dann die Sommerfrucht von der üppigen Zwischenfrucht. Denn der Boden war gut durchwurzelt, es gab keine Bodenerosion und die Nährstoffe aus der Begrünung lassen viel Dünger einsparen.


Nmin-Gehalte

Während im Herbst der Boden gut entleert werden konnte, zeigte sich erst im Frühjahr das unterschiedliche Mineralisationsverhalten der Löß- und Sandstandorte. Dabei streuen die Frühjahres-Nmin-Werte aller Varianten stark. Sie liegen Mitte März zwischen 20 kg in der winterharten Mischung und bis zu 77 kg im Ölrettich-Wicke-Gemisch auf Lößlehm im Saatzeitenvergleich. Die unterste Bodenschicht weist auch im Frühjahr nur wenig Nmin auf, d. h. die gebundenen Stickstoffmengen aus der Zwischenfrucht (etwa 80–150 kg/ha N) wurden nicht tiefenverlagert. In dem Bereich von 0–60 cm stieg der gelöste Stickstoff aufgrund der Mineralisation des Bodens bei warmem Wetter ab Mitte Februar jedoch an. So können die gespeicherten Nährstoffe schon in Teilen der Sommerung zur Verfügung stehen.


N-Bindung in Abhängigkeit von Saattermin und Saatverfahren
N-Bindung in Abhängigkeit von Saattermin und Saatverfahren


Fazit

Nach einem Versuchsjahr waren alle Beteiligten mit der Strohrotte und Bodenstruktur sehr zufrieden. Der Boden war schon im November mit der Bodensonde butterweich durchdringbar, da er seit der Wintergetreidesaat im Herbst 2022 nicht bearbeitet wurde. Die lange Bodenruhe hat eine sehr gute Bodengare bewirkt, die 1,5 Jahre bis zum Drillen der Sommerung andauern kann. Allerdings benötigte man zur Zuckerrübenmulchsaat 2024 eine zusätzliche Bodenbearbeitung. Das Ziel, die ungedüngte Zwischenfrucht aus dem Bodenvorrat zu ernähren, ohne dass die Strohrotte bei Stroheinarbeitung die Mikroorganismen ausbremst, ist gelungen. Geringe Herbst-Nmin-Werte bei sehr guter Nährstoffbindung in der Zwischenfrucht schonen sowohl das Grundwasser als auch den Geldbeutel. Auch wurden gegenüber der Drillsaat mit zweimaliger Bodenbearbeitung Kosten und Arbeitszeit eingespart.

Die Drohnensaat ist eine gute Möglichkeit der Zwischenfrucht-Etablierung, muss sich aber in trockenen Jahren noch bewähren. Wir werden im laufenden Jahr die gemachten positiven Erfahrungen erneut überprüfen.

Weitere Ergebnisse:

  • Die flächige Begrünung mit guter Unkraut­unterdrückung wurde trotz widriger Bedingungen im Weizen gut erreicht.
  • Das Ausfallgetreide trat nur in Lücken vermehrt auf und war keine Konkurrenz zur Zwischenfrucht, weil es ungünstige Bedingungen in der Strohmatte vorfand.
  • Zwar war das Wurzelbild der Zwischenfrüchte durch die fehlende Bodenlockerung nicht so gut wie bei der Drillsaat, trotzdem war der Aufwuchs durch die frühe Saat hervorragend.
  • Die Zwischenfrucht in der Gerste entwickelte sich je nach Standort unterschiedlich. Hier braucht es frühsaatverträgliche Zwischenfrüchte.
  • Im Saatzeitenvergleich reagierte das regional etablierte Gemisch aus Ölrettich und 30 % Sommerwicke unabhängig vom Saattermin flexibel und benötigte keine Düngung.
  • Der Aufwuchs der Zwischenfrüchte ist trotz der nur kurzen Frostphase gut abgefroren.
  • Die Menge an weit entwickelten Herbst-Unkräutern war relativ gering.

Schnell gelesen (Kurzfassung):

Hintergrund und Ziel der Versuche: Die Region um Uelzen hatte in den letzten Jahren nach der Getreideernte keine Niederschläge, was den Start von Zwischenfrüchten erschwerte. Ziel der Drohnensaat ist es, die vorhandene Feuchtigkeit optimal zu nutzen, um eine frühe Begrünung des Ackers zu gewährleisten.

Versuchsfragestellungen:

  • Gibt es arbeitswirtschaftliche Vorteile und Effekte für den Grundwasserschutz?
  • Wird das Saatgut unter der Häckselstrohmatte von 10 t Weizenstroh keimen und das Stroh durchdringen?
  • Wie schnell erfolgt die Strohrotte auf der Bodenoberfläche?
  • Was passiert mit dem Ausfallgetreide?
  • Ist später eine Düngung nötig, obwohl das Ölrettich-Sommerwickegemisch mit ca. 30 % Samenanteil
  • Wicke bisher keiner Düngung bedurfte?
  • Ist mehr Saatgut nötig, weil Samen nicht keimen, wenn sie schlechten Bodenkontakt haben?

Hinzu kam ein Saatzeiten-Versuch, bei dem Direktsaat, Normal- und Spätsaat mit der Drohnenaussaat verglichen wurden.


Beobachtungen und Ergebnisse:

Weizen und Wintergerste:

  • Weizen: Trotz großer Strohmengen keimten fast alle Pflanzen gut. Ölrettich und Sommerwicke entwickelten sich besonders gut.
  • Wintergerste: Die Zwischenfrucht wuchs auf zwei von drei Standorten gut. Bei einer verspäteten Ernte entwickelten sich Ölrettich und Wicke kaum und blühten früh.
  • Saatzeitenvergleich: Ein Vergleich der Drohnensaat (18.7.) mit Direktsaat (18.8.), Normalsaat (23.8.) und Spätsaat (7.9.) zeigte, dass die Drohnensaat den größten Wachstumsvorsprung hatte. Messungen im November ergaben unterschiedliche Wuchshöhen, wobei die Drohnensaat die höchste war. Die Stickstoffbindung war bei Drohnensaaten mit 90-155 kg N im Aufwuchs am besten.
  • Nmin-Gehalte: Im Frühjahr zeigte sich das unterschiedliche Mineralisationsverhalten der Böden. Die Frühjahres-Nmin-Werte variierten stark, aber die im Herbst gebundene Stickstoffmenge wurde nicht tiefenverlagert und stand teilweise schon im Frühling zur Verfügung.

Die Versuche lieferten zudem weitere Ergebnisse hinsichtlich unerwünschter Begleitflora, Abfrierverhalten etc.


Fazit: Nach einem Versuchsjahr waren die Beteiligten zufrieden mit der Bodenstruktur und der Strohrotte. Die Drohnensaat erwies sich als kostensparend und arbeitszeitreduzierend, bot eine gute Nährstoffbindung und schonte das Grundwasser. Weitere Versuche sind geplant, um die positiven Ergebnisse zu überprüfen.

Die Drohnensaat bietet eine vielversprechende Methode zur frühen Begrünung und Nährstoffbindung auf Äckern in Wasserschutzgebieten.

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