Körnerleguminosen sind im ökologischen Landbau fester Bestandteil jeder Fruchtfolge. Doch auch im konventionellen Landbau können sie Vorteile bieten. Allerdings schwanken die Erträge stärker als bei Getreide. Mit dem Anbau im Gemenge lässt sich die Ertragssicherheit zwar erhöhen, aber es gibt dabei einiges zu beachten, wie Florian Rohlfing von der LWK Niedersachsen erläutert.
Jahrhunderte lang war der Gemengeanbau fester Bestandteil vieler traditioneller Ackerbausysteme. Die Konzentration der Forschung und Züchtung auf monospezifische Bestände sowie die Modernisierung des Pflanzenbaus und -schutzes haben Gemengeanbausysteme bei uns zurückgedrängt. Heute sind sie in erster Linie im Futterbau verbreitet. Im ökologischen Landbau sind Gemenge aus Klee oder Luzerne und Gräsern in fast jeder Fruchtfolge integriert und spielen hier eine zentrale Rolle. Gemenge zur Körnernutzung sind weitaus weniger häufig anzutreffen, bergen jedoch große Potenziale.
Vor- und Nachteile des Gemengeanbaus
Der gleichzeitige Anbau von unterschiedlichen Pflanzenarten kombiniert Pflanzen verschiedener ober- und unterirdischer Architektur.
Oberirdisch kann dies zu einer größeren Blattfläche führen, durch die es dem Bestand möglich ist, das einfallende Licht im Vergleich zu einer Reinsaat besser zu nutzen. Gleichzeitig beschattet eine größere Blattfläche auch den Boden intensiver und unterdrückt so das Beikraut effektiver. Dies ist besonders bei konkurrenzschwachen Kulturen wie Blauer Lupine, Leindotter oder Linse bedeutsam. Außerdem können Gemengepartner als Stützfrucht für lagergefährdete Kulturen wie beispielsweise der Erbse dienen.
Unterirdisch schließen die Pflanzenarten eines Gemenges durch unterschiedliche Wurzelstrukturen mehr Bodenraum auf und nutzen so Nährstoffe und Wasser besser aus. Bei der Kombination von Leguminosen und Nicht-Leguminosen kann dies zu positiven Synergieeffekten führen: Der von der Leguminose fixierte Luftstickstoff steht zum Teil auch der Nicht-Leguminose zur Verfügung. Gleichzeitig nimmt die Nicht-Leguminose überflüssigen Stickstoff aus dem Bodenraum auf, was die Luftstickstofffixierung der Leguminose anregt und die Auswaschungsgefahr vermindert. Wie erfolgreich der Gemengeanbau an einem Standort ist, hängt u. a. von Standortbedingungen und auch von den vorherrschenden klimatischen Verhältnissen ab. Auf Standorten mit schwierigen Bodenverhältnissen können Gemenge gegenüber den Reinsaaten z. B. die Wachstumsfaktoren effizienter nutzen oder das Lagerrisiko verringern.
Wesentliche Vor- und Nachteile, die sich durch den Anbau von Gemengen ergeben können, sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Ausprägung der aufgeführten Punkte ist dabei neben den Standortfaktoren auch davon abhängig, welche Gemengepartner zusammen angebaut werden. Konkurrenzschwache Leguminosen wie die Linse können faktisch nur im Gemengeanbau erntbare Bestände mit einem nennenswerten Ertrag etablieren.
HINWEIS: Hier finden Sie noch mehr Infos zum Thema Gemenge (im ökologischen wie konventionellem Anbau)
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Was muss man bei der Wahl der Gemengepartner beachten?
Die Möglichkeiten, verschiedene Gemengepartner miteinander zu kombinieren, sind sehr vielseitig.
1. Vermarktung und Verwertung
Bei der Auswahl der Gemengepartner sollte zu allererst die spätere Verwendung betrachtet werden.
Ertragssicherung und Selbstverwertung: Liegt der Fokus darauf, die Erträge von Körnerleguminosen abzusichern, müssen Mischungspartner gefunden werden, die als Stützfrucht dienen, gleichzeitig aber nicht zu konkurrenzstark sind. Bei der Selbstverwertung auf dem eigenen Betrieb ist die Wahl der Mischungspartner von der zu fütternden Tierart abhängig. Er kann aber auch so gewählt werden, dass eine leichte Trennung möglich ist.
Vermarktung: Wird die Vermarktung angestrebt, sollte im Voraus Rücksprache mit der abnehmenden Hand gehalten werden. Häufig werden Körnerfruchtgemenge nach der Frucht bezahlt, die den Großteil im Erntegut ausmacht. Oder aber es wird von vorneherein durch die Vermarkter vorgeschrieben, welcher Gemengepartner zur jeweiligen Körnerleguminose akzeptiert wird. Die Höhe der Kosten für die Auftrennung und Reinigung müssen vorher geklärt werden. Je stärker sich die Körner in Form und Größe unterscheiden, desto einfacher wird das Trennen des Erntegutes. Im Hinblick auf die optimale Einstellung der Erntetechnik sind hier aber Kompromisse zu schließen.
2. Ackerbauliche Aspekte
Reife: Die Gemengepartner sollten ähnliche Aussaat- und Erntezeiten aufweisen. Zu große Differenzen in der Abreife der Gemengepartner können zu Qualitätseinbußen und Ernteverlusten führen. Winter- und Sommererbsen benötigen einen frühreifen Getreidepartner, um eine ausgewogene Abreife zu gewährleisten. Hier sind Wintertriticale bzw. Sommergerste ideal. Sowohl Sommer- als auch Winterweizen reifen meist verzögert zum Leguminosenpartner ab. Soll Weizen als Gemengepartner angebaut werden, müssen möglichst frühreife Sorten gewählt werden.
Konkurrenz: Eine zu starke Konkurrenz innerhalb des Gemenges sollte vermieden werden. Beispielsweise beschattet Winterroggen als Gemengepartner zur Wintererbse den Boden zu stark und unterdrückt die Erbse im Wuchs.
In einer Mischung von Leguminosen und Nicht-Leguminosen kann die Leguminose aber auch ihre Fähigkeit zur Stickstoffbindung ausspielen. Dies ist aber nur dann ein Vorteil für die Leguminose, wenn der Bodenstickstoffgehalt nicht allzu hoch ist und keine starke Düngung mit Stickstoff stattfindet. Bei einem Gemenge aus Triticale und Erbsen zum Beispiel wird im Falle einer Stickstoffdüngung in erster Linie die Triticale profitieren und die Erbse durch ein zu starkes Konkurrenzvermögen unterdrückt. Die Düngung eines solchen Gemenges stellt also einen Kompromiss dar.
Krankheiten und Schaderreger: Ziel des Gemengeanbaus kann es auch sein, den Befall durch Schaderreger oder Krankheiten zu vermindern. Hier gibt es aus Forschung und Praxis sehr unterschiedliche Erfahrungen, und es lässt sich aus der Vielzahl der Versuchsergebnisse nicht klar ableiten, dass Schadinsekten oder Krankheiten durch bestimmte Gemenge wirkungsvoll reduziert werden können.
Erhöhung der Winterhärte: Ein weiteres Ziel kann es auch sein, die Winterhärte empfindlicher Kulturen wie der Winterackerbohne zu erhöhen, indem ein Gemengepartner als Deckfrucht gewählt wird. Winterhafer könnte an dieser Stelle eine interessante Option darstellen. Bisher stehen aber noch wenig geeignete Sorten zur Verfügung.
Fazit
- Der Gemengeanbau stellt hohe Ansprüche an die Auswahl der Mischungspartner.
- Für die ausgewählten Partner muss vor dem Anbau die Vermarktung geklärt sein.
- In Mischungen aus Leguminosen und Nicht-Leguminosen profitieren beide Partner von einer verbesserten Nährstoffausnutzung.
- Nährstoffverluste werden gegenüber der Reinsaat von Leguminosen verringert.
- Durch eine bessere Bodenbeschattung wird die Beikrautunterdrückung in Gemengen erhöht.
- Die Stützfrucht verbessert die Beerntbarkeit lagergefährdeter Kulturen.
- Bei Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und Ernte müssen Kompromisse eingegangen werden.
- Die Auftrennung der Erntepartien wird bei der Vermarktung vom Preis abgezogen.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Nicht ganz einfach ist es, die geeigneten Mischungspartner zu finden. Hier gilt es Reifezeit, Konkurrenzkraft aber auch die Vermarktungsmöglichkeiten zu beachten. Auch bei der Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und Ernte müssen Kompromisse eingegangen werden.
Gegenüber der Reinsaat haben Gemenge aber eine Reihe von Vorteilen. So profitieren in Mischungen aus Leguminosen und Nicht-Leguminosen beide Partner von einer verbesserten Nährstoffausnutzung, die Beikrautunterdrückung ist besser und Beerntbarkeit kann durch eine Stützfrucht verbessert werden.