Eine längere Vegetationszeit wirkt sich speziell bei Sommerungen positiv auf den Ertrag aus. Bei Ackerbohnen und Körnererbsen muss dies aber nicht unter allen Umständen zutreffen: Welche Auswirkungen Boden, Witterung, Saatzeit und Saatstärkebei Ackerbohnen und Körnererbsen auf den Kornertrag haben, beschreiben Dr. Gregor Welna, Barbara Seidel und Silke van het Loo, Norddeutsche Pflanzenzucht.
Ackerbohnen stellen hohe Ansprüche an die Wasserführung und Wasserhaltefähigkeit des Bodens. Besonders während der Blüte und der anschließenden Hülsenfüllung muss eine gute Wasserversorgung gesichert sein, weshalb schwere bis mittelschwere Böden sich gut für einen erfolgreichen Ackerbohnenanbau eignen. Treten einzelne sehr warme Tage > 32 °C während der Blüte auf, führt dies zu einer Reduktion der Blütenanlagen und das Ertragspotenzial wird vermindert.
Körnererbsen hingegen bevorzugen leichtere bis mittelschwere Böden, die sich im Frühjahr schneller erwärmen und durchlässiger sind. Vor allem während der Keimung sowie während der Blüte ist aber auch hier eine ausreichende Wasserversorgung essenziell. Da
Körnererbsen vor den Ackerbohnen blühen und früher abreifen, können sie in der Regel die verfügbare Bodenfeuchte effizienter nutzen.
Saatbett vor Saatzeit!
In Abhängigkeit von den Witterungs- und Bodenverhältnissen ist in jedem Fall ein optimales Saatbett einem bestimmten Saattermin vorzuziehen. Die alte Regel „Ackerbohnen am besten im Februar selbst bei Frost drillen“ gilt wirklich nur dann, wenn die Bodenstruktur
eine Befahrbarkeit zulässt wie z. B. bei einer Direktsaat. Die Ackerbohne und Körnererbse können leichte Fröste tolerieren und keimen ab einer Bodentemperatur von 3 °C. Eine „Wintersaat“ mit dem Ziel, die Vegetationsperiode zu verlängern, ist nicht erforderlich.
Dank deutlichem Zuchtfortschritts reifen moderne Ackerbohnen deutlich früher ab als noch vor 30 Jahren bei gleichzeitig verbesserter Standfestigkeit und erhöhtem Ertragspotenzial.
Der Aussaattermin wird ausschließlich durch ein gutes Saatbett bestimmt. Der Boden sollte feinkrümelig und wassersparend vorgearbeitet sein. Ackerbohnen und Körnererbsen durchwurzeln mit ihren Seitenwurzeln besonders die oberste Bodenschicht. Eine
tiefe Ablage verbessert daher die Erschließung des Bodens und die Etablierung der Wurzeln im feuchten Bodenhorizont. Abweichend von anderen Sommerungen ist bei einem vermeintlich „zu späten“ Aussaattermin eine erhöhte Aussaatstärke nicht sinnvoll,
im Gegenteil: Zu dichte Bestände neigen zu größerer Wuchshöhe und es steigt die Gefahr starken Lagers zur Ernte.
Ackerbohne: „Zu tief“ gibt es nicht!
Aufgrund ihres hohen TKG eignet sich die Bohne für eine tiefe Ablage von mehr als 6 cm, besser 8–12 cm. Derartige Tiefen sind kein „Muss“, es gilt: So tief, wie es die vorhandene Technik zulässt. Versuche haben gezeigt, dass auch Ackerbohnen, die mit dem Spaten
auf 25 cm Tiefe vergraben wurden, sich erfolgreich etablieren konnten. Die Furcht vor einer zu tiefen Ablage ist also unbegründet. Eine tiefe Ablage wirkt sich positiv auf die Verfügbarkeit des Keimwassers und die Wasserversorgung während der Blüte aus. Bei Erbsen ist je nach Bodenbedingungen und Wasserverfügbarkeit eine Ablagetiefe von 3–4 cm angeraten.
Keimende Ackerbohnen
Tiefliegende Wurzeln bieten zudem einen Schutz vor dem Einwaschen der Bodenherbizide und dem Befall der Knöllchenbakterien durch die Larven des Blattrandkäfers während der Blüte.
Der optimale Aussaatzeitpunkt kann daher je nach Witterung zwischen Anfang März und Ende April liegen. In aller Regel stellt sich im März und April eine Witterung ein, die beste Aussaatbedingungen ermöglicht. Hier muss man die Nerven behalten.
Sollten sich Ende Februar gute Saatbedingungen einstellen, spricht aber auch nichts gegen eine frühe Saat. Die positiven Auswirkungen einer frühen Saat auf den Leguminosenbestand sind:
- Bessere Nutzung der Winterfeuchtigkeit
- Verlängerung der Vernalisationsphase, besonders wichtig bei Körnererbsen
- Schnellere Differenzierung der generativen Organe
- Frühe Blüte und Reife
- Tieferer Ansatz und eine größere Hülsenanzahl
Einzige Einschränkung ist, dass tanninfreie, weißblühende Ackerbohnen eine höhere Keimtemperatur benötigen, sensibler auf ein langes Lagern im kalten Boden reagieren und daher erst ab Ende März aussaatwürdig sind. Auch alle weißblühende Körnererbsen
reagieren negativ auf eine lange, nasse Keimphase.
Anbautechnische Versuche
Um den Effekt des Aussaattermins und der Saatstärke auf die Ertragsleistung besser zu quantifizieren, legt die Norddeutsche Pflanzenzucht (NPZ) seit über 6 Jahren anbautechnische Ver- suche zu dieser Frage bei Ackerbohnen und Körnererbsen an (s. Abb. 1–4).
Die Ergebnisse sollen nun kurz dargestellt werden. In Abb. 1 wird der Einfluss der Saatzeit exemplarisch auf die Ackerbohnensorte TRUMPET an drei Orten in Nord-, Mittel- und Süddeutschland dargestellt. Die vierjährigen Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine normale Aussaat Ende März der späten Saat Ende April vorzuziehen ist. Stets vor dem Hintergrund, dass die Aussaatbedingungen zu diesem Zeitpunkt optimal sein müssen.
Bei dem späten Saattermin Ende April ist es meistens weitaus trockener. Die dann häufig schnellere Jugendentwicklung kann die kürzere Vegetationszeit nicht kompensieren. Erträge können dadurch gegenüber der Normalsaat um 10–15 dt/ha sinken, was
eine Ertragsminderung um 25 % bedeutet.
Eine ähnliche Beobachtung zeigt sich ebenso bei den Körnererbsen in Abb. 2. Die Aussaat im Ende April reduziert exemplarisch bei der Sorte ASTRONAUTE den Ertrag im maritim geprägten Hohenlieth im 6-jährigen Mittel um 18 %, während am kontinentaleren
Versuchsstandort Weddegast der Ertrag um über 30 % reduziert worden ist. Hier zeigt sich sehr deutlich, dass in trockeneren Anbaugebieten die Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit durch eine frühe Aussaat wichtig für die Ertragssicherheit ist.
Bei Bohnen und Erbsen gilt nicht „je später, desto mehr“
Weder bei Ackerbohnen noch bei Körnererbsen empfiehlt es sich, die Saatstärke bei späteren Saatterminen zu erhöhen, wie es beispielsweise bei Winter- und Sommergetreide der Fall ist. Zumal eine dickere Saat den negativen Effekt der späteren Saatzeit bei
Weitem nicht wettmachen kann. Zu hohe Saatstärken bergen bei Ackerbohnen und Erbsen ein Lagerrisiko und damit eine erhebliche Ernteerschwerung. In den Abb. 3 und 4 ist bei höheren Aussaatstärken zwar immer noch ein Ertragsanstieg bei Ackerbohnen
und Körnererbsen zu erkennen, dieser wird hier jedoch durch die höheren Aussaatkosten wieder „aufgefressen“.
Besser ist es daher, bei den praxisüblichen Saatstärken für Ackerbohnen von 35–45 Kö/m² bzw. 80–90 Kö/m² für Körnererbsen zu bleiben.
Die Eckpunkte zusammengefasst
Entscheidend ist nicht der Saatzeitpunkt, sondern die Boden- und Witterungsbedingungen zur Aussaat. Eine tief gedrillte Ackerbohne (ideal 8–12 cm) bzw. Körnererbse (4 cm) in einem feinkrümeligen Saatbett mit genügend Feuchte legt die Grundlage für eine optimale Etablierung des Bestandes. Ist dies im März möglich, kann das sowohl die Ackerbohne als auch die Körnererbse in Ertrag umwandeln. Aussaatstärken sollten bei späteren Saatterminen nicht erhöht werden, da dies die Lageranfälligkeit erhöht. Besser ist es, die Ackerbohne mit 35–45 Kö/m² und Körnererbsen mit 80–90 Kö/m² zu bestellen.
Text: Dr. Gregor Welna, Barbara Seidel und Silke van het Loo, Norddeutsche Pflanzenzucht
Tel. 04351-7360, s.van-het-loo@npz.de
Bilder: Schlathölter, SAATEN-UNION