
Ackerbohnen als Eiweißkomponente sind für den Biolandwirt Dr. Matthias Petig nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil des Schweinefutters, sondern sie liefern ihm auch die höchsten Deckungsbeiträge. Unser Besuch hat gezeigt: Es ist einiges besonders im Betrieb Petig.
Zum 1. Juli 2022 wurde der Ackerbau (ca. 95 ha, 60–80 Bodenpunkte, sL-L) des Betriebes auf die ökologische Bewirtschaftung umgestellt, am 1. Januar 2023 folgte dann die Tierhaltung. Der in der Schweinezucht promovierte Landwirt setzt in der Zucht auf alte Rassen wie das Schwäbisch-Hällische Landschwein, Hampshire, Large Black und Iberico. Außerdem werden die „moderneren“ Herkünfte Duroc, Schweizer Edelschwein und Schweizer Landrasse eingesetzt. In der Mast haben sich oft Kreuzungen bewährt. Bei den robusten Rassen stehen in dem Betrieb auch Sauen mit 10 Würfen – Zuverlässigkeit ist Petig auch bei den Tieren wichtig. 200 Sauen, ca. 220 Mastschweine, Jungsauenaufzucht und die Ferkelaufzucht mit ca. 780 Plätzen sind in der offenen Stallhaltung mit Stroh sehr arbeitsintensiv. Matthias Petig selbst sieht seinen Arbeitsschwerpunkt in der Zucht, Ferkelaufzucht und Mast übernehmen schwerpunktmäßig andere Mitarbeitende, insgesamt beschäftigt der Betrieb 3 Vollzeit- und 3 Teilzeitkräfte.
Als Biolandbetrieb ist es wichtig, einen Großteil der eingesetzten Futtermittel selbst zu produzieren. Mit Sommerackerbohnen kann Petig einen Teil des Sojakuchens in den Mischungen ersetzen, muss aber auch Ackerbohnen, Gerste, Weizen und Sojakuchen/-öl zukaufen.
Ackerbohne bringt höchste Deckungsbeiträge
Die Fruchtfolge Ackerbohne – Winterweizen oder Triticale – Wintergerste (ggf. Sommergerste) – Kleegras (2-jährig) – Winterweizen – Wintergerste od. Sommergerste – Zwischenfrucht – Ackerbohne ist an der Grenze dessen, was an Leguminosenanbau möglich ist. Noch gibt es mit Leguminosenmüdigkeit aber keine Probleme. „Die Ackerbohne ist unsere wichtigste Kulturart und erreicht unter den Bedingungen des biologischen Anbaus dieselben Erträge wie auf konventionellen Betrieben. Daher bringt sie uns mit Erträgen von bis zu 50 dt/ha die höchsten Deckungsbeiträge“, weiß Petig zu schätzen. Er baut die Bohnen – zurzeit die Sorte TRUMPET im Gemenge mit Sommerweizen (Sorte QUINTUS) an. Dabei ist die Ackerbohne die Hauptkultur, nach der sich alle Maßnahmen ausrichten und wird mit voller Aussaatmenge von in diesem Jahr 198 kg/ha auf bis zu 8 cm Tiefe gedrillt, der Weizen in einem zweiten Arbeitsgang mit 50 kg/ha. „Wir fahren in zwei Durchgängen, damit die Aussaat gleichmäßiger wird und die Ablagetiefe für beide Kulturarten optimal ist. Die Ackerbohne mit einer Drillkombination mit hohem Schardruck, die Weizenaussaat bekommen wir gut mit dem Oldtimer aus 1958 und der alten Drillmaschine hin – dann hat der auch was zu tun. Außerdem schont das geringere Gewicht den Boden.“
Nicht nur die Liebe zu alten Eicher-Schleppern kommt hier zum Tragen, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit, denn auch die anderen Schlepper sind hochbetagt. Allerdings soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass ein Familienmitglied gelernter Landmaschinenmechaniker ist – ein klarer Vorteil in diesem Fall.
Pflanzenschutz und Düngung an der Bohne ausrichten
Für eine optimale Bodenstruktur sorgt die vor dem Gemenge stehende Zwischenfrucht. Im Frühjahr wird Pferdemist von einem benachbarten Betrieb ausgebracht. „Die wertvolle Schweinejauche und der nährstoffreiche Schweinemist kommen zum Getreide. Der Pferdemist enthält sehr viel Stroh und wenig Stickstoff. Daher werden die Knöllchenbakterien der Bohne nicht durch viel Stickstoff gehemmt“, erläutert Petig.
Die Bekämpfung der Beikräuter erfolgt durch „aggressives“ Striegeln Ende April. Die Ackerbohne kann das gut ab, der Weizen leidet zwar, richtet sich aber wieder auf. „Die frühen Beipflanzen bekommt man aber damit nicht weg, weil die schon zu weit entwickelt sind. Hier hilft dann der Weizen, der besonders die Melde gut unterdrückt“, sind die Erfahrungen des Betriebsleiters.
Der Ackerbohnengehalt im Futter wird bis auf 20 % gesteigert (z. B. laktierende Sauen). Tiere dieser Gewichtsklasse erhalten eine hofeigene Mischung mit 45 % Gerste, 20 % Triticale, 20 % Ackerbohnen-Gemenge, 14 % Mastergänzer (vor allem Sojakuchen), 0, 5 % Mineralfutter und 0,5 % Sojaöl.
Mit einem „Enzymtraining“ der Ferkel beginnt die Ackerbohnenfütterung
Wenn möglich, wählt der Landwirt als Gemengepartner eine Weizensorte, die etwas später reift, damit beide Kulturen zeitgleich druschreif sind. Das Erntegut wird nicht getrennt, sondern zusammen zunächst in einem Silo eingelagert. Nach einer Analyse berechnet der Futterberater dann die Ration für die unterschiedlichen Tiergruppen, eine fahrbare Mühle zieht sich die Komponenten aus den Silos, mahlt und mischt sie und danach werden sie in die Ställe transportiert. Schon bei einem Ferkelgewicht ab 20 kg werden Ackerbohnen in geringen Mengen (< 5 %) zugemischt, damit die Darmflora der Tiere sich allmählich an die Inhaltsstoffe gewöhnen kann. Ferkel- und Vormastfutter werden auf dem Betrieb zunächst verschnitten, damit es keine Probleme bei den Tieren gibt.
Bei der Fütterung von Ackerbohnen ist etwas Fingerspitzengefühl angebracht, denn Ackerbohnen bringen viel Protein aber vergleichsweise wenig von den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein mit. Zudem ist es herausfordernd, das bedarfsdeckende Niveau von Lysin zu erreichen, ohne dass der Rohproteingehalt der Mischung zu weit steigt. Im Gegensatz zu konventionell wirtschaftenden Betrieben dürfen in der biologischen Schweinehaltung keine kristallinen Aminosäuren über das Mineralfutter zugesetzt werden. „Man muss vor allem bei Ferkeln aufpassen, dass das Futter nicht zu viel Rohprotein enthält, sonst gibt es Durchfall“, warnt Petig. „Ich lege daher Wert auf einen allmählichen Futter-Übergang, das ist aber auch kein Problem, weil wir selbst mischen.“
Schlussendlich erhalten Sauen und laktierende Sauen Futter mit bis zu 20 % Ackerbohnen, was nie irgendwelche Probleme mit sich brachte. Im Gegenteil: Hier stehen Tiere im Stall, die 10 und mehr gute Würfe gebracht haben und sich bester Gesundheit erfreuen.
Alternativen zur Ackerbohne noch nicht in Sicht
Die Erbse würde mehr Lysin mitbringen, funktioniert auf diesen Böden aber weniger gut. Die Winterackerbohne würde die Fruchtfolge zu „winterungenlastig“ machen und fällt daher auch aus. Mit Interesse verfolgt Matthias Petig die Entwicklung der Sojabohne – und hier besonders die Vermarktungs- und Aufbereitungsstrukturen.
„Wie verfüttern ja die Vollbohne und Soja muss da leider im Gegensatz zur Ackerbohne getoastet werden und kann dann auch nur in geringeren Mengen verfüttert werden. Toastanlagen gibt es in unserer Region noch nicht. Zudem hat Soja aufgrund des hohen Ölgehaltes eine sehr eingeschränkte Lagerfähigkeit und schlechtere Verarbeitbarkeit. Ohne diese Nachteile wäre ich vermutlich mit der Erste hier, der sich mal am Anbau von Sojabohnen versuchen würde. Das würde auch die Fruchtfolge mit Blick auf die Gefahr der Leguminosenmüdigkeit entlasten.“
Wenn er zwei Wünsche frei hätte in Sachen Ackerbohne, welche wären das? „Mehr Trockentoleranz für niederschlagsarme Phasen, die oft in die empfindliche Blütezeit der Bohne fallen. Für nasse Jahre wäre eine Spätsaattoleranz von Vorteil, denn oft ist auf den schweren Böden der optimale Aussaattermin nicht zu halten. Damit würden auch die Erträge dieser tollen Kulturart stabiler.“
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Der Biolandwirt Dr. Matthias Petig hat seinen Betrieb auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt und setzt auf alte Schweinerassen und Ackerbohnen als zentrale Eiweißquelle im Futter. Ackerbohnen bieten hohe Deckungsbeiträge und werden in einer speziellen Fruchtfolge angebaut. Der Betrieb produziert einen Großteil des Futters selbst, nutzt Zwischenfrüchte und Pferdemist für die Bodenstruktur und setzt auf nachhaltige Maschinen. Herausforderungen bei der Fütterung von Ackerbohnen bestehen in der Anpassung des Proteingehalts. Petig sieht Potenzial in Sojabohnen und wünscht sich trockenheits- und spätasaatresistente Ackerbohnensorten.