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Home / Aus der Praxis / Klimawandel: Anbau von Winterungen
  23.06.2020
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Klimawandel: Anbau von Winterungen

Längeren Trockenperioden und geringeren Gesamtniederschlagsmengen pro Jahr machen Winterungen attraktiv, die das vorhandene Wasser effektiver nutzen können. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Geislingen hat auf ihrem Lehr- und Versuchsbetrieb Tachenhausen auch 2020 verschiedene Kulturen in Ihrer Winter- und Sommerform im Anbau. Sabine Hubert,
Dip.-Ing. (FH), schaut die Entwicklung von Ackerbohnen und Hafer genauer an. 

Nach Informationen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig, befanden sich am 1. Juni die meisten Flächen in Deutschland in einem besorgniserregend trockenen Zustand.

Abb.1: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (2020): Dürremonitor Oberboden bis 25 cm
Abb.1: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (2020): Dürremonitor Oberboden bis 25 cm

Die Abbildung zeigt mit zunehmender Farbintensität von „ungewöhnlich trocken“ (gelb) bis „außergewöhnliche Dürre“ (dunkelrot) die betroffenen Flächen in Deutschland am 13. Juni im Oberboden. Gleichzeitig fielen im Februar 250 % der normalen Niederschläge. Diese Umverteilung der Jahresniederschläge bei gleichzeitig insgesamt steigenden Temperaturen und weniger Gesamtniederschlagsmenge pro Jahr, macht Winterungen attraktiv, die das vorhandene Wasser besser nutzen können. Diverse Kulturarten werden sowohl in ihrer Winter- als auch in einer Sommerform angeboten – Hafer, Ackerbohnen, Erbsen, Weizen, Gerste, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Geislingen hat auf ihrem Lehr- und Versuchsbetrieb Tachenhausen auch 2020 wieder diverse Kulturen in ihrer Winter- und Sommerform im Anbau: Winterhartweizen der Sorte „WINTERGOLD“, Winterhafer „Fleuron“, Winterackerbohne „AUGUSTA“ und Wintererbse „Dexter“. Der Boden am Standort hat eine gute Wasserhaltefähigkeit.

Vorzüge von Winterungen:

  • Kein unbedeckter Boden über Winter, sondern wirksamer Schutz vor Erosion
  • Ausnutzen von Restnitratmengen vor Beginn der Sickerwasserperiode
  • kein Licht für die Keimung von Unkrautsamen.

Gemengeanbau von Winterackerbohnen mit Winterhafer

Abb.2: Winterackerbohne mit Winterhafer
Abb.2: Winterackerbohne mit Winterhafer

Aussaatparameter

Die im Bild zu sehende Mischkultur aus Ackerbohnen und Hafer wurde am 14. Oktober mit einer Aussaatstärke von 10 kK/m2 für die Ackerbohnen und 160 kK/m2 für den Hafer in Mulchsaat nach Weizen-Vorfrucht in 3 cm Tiefe abgelegt. Die Saatstärken entsprachen jeweils 50 % der für die Reinsaat empfohlenen Mengen. Herbizid wurde nicht appliziert und es erfolgte keine mechanische Unkrautregulierung. Der Reihenabstand betrug 12 cm.

Pflanzenentwicklung

Grund für die auffallend sauberen Parzellen könnten auch die allelopathischen Substanzen sein, die alle Haferarten über die Wurzel ausscheiden. Der Bestand ist noch jetzt im Juni komplett unkrautfrei, während sich in den benachbarten Sommerungen auf demselben Schlag der Gänsefuß und die Hirsen etabliert haben. Der Winter war sehr mild. Generell ist zu beachten, dass das Gemenge auf einer Skala von 1-3 mit der Note 1 als „auswinterungsgefährdet“ gilt. Der Hafer scheint durch den vergrößerten Standraum und den legumen Partner stark profitiert zu haben.

Düngung

Eine Stickstoffdüngung erfolgte nicht, dennoch sind die Pflanzen immer noch dunkelgrün. In den im Frühjahr gezogenen Bodenproben, die auf Nitrat untersucht wurden, war kein Nitrat mehr nachweisbar, das heißt, dass weniger als 7 kg Nitrat/ha in 0-90 cm Bodentiefe vorhanden war. In der Jugendentwicklung wurden die Ackerbohnen vom Blattrandkäfer befallen. Eine Insektizidbehandlung erfolgte nicht und die Insekten richteten augenscheinlich keine ertragsrelevanten Schäden an. Schon früh im Jahr zogen die Ackerbohnen durch ihre Blüten Insekten an. Der Hülsenansatz ist gut, die Pflanzen sind gesund und trotz des milden Winters frei von Schadinsekten.

Abb.3: Honigbiene und Flohrfliege an der Winterackerbohne AUGUSTA
Abb.3: Honigbiene und Flohrfliege an der Winterackerbohne AUGUSTA

Ernte

Ein weiterer Vorteil der Winterform ist die frühere Ernte und damit die frühere Bereitstellung des Feldes für die Zwischenfrucht. Gute Zwischenfruchtbestände sind maßgeblich durch eine frühzeitige Saat bedingt. Beim Drusch des Gemenges ist auf die richtige Mähdreschereinstellung zu achten, damit der Hafer nicht ausgeblasen wird. In 4-jährigen Versuchen von FiBL (2012-2015) hatte ein Gemenge von Winterackerbohnen mit Winterhafer bei einer Aussaatstärke von 80 % bei Ackerbohnen und 40 % bei Hafer einen durchschnittlichen Kornertrag von 46 dt/ha. Bei der Sommerform im gleichen Mischungsverhältnis wurden 42,7 dt/ha Kornertrag gemessen.

Die Verwertung erfolgt vorzugsweise als hofeigenes Futter. Wer den Ertrag verkaufen möchte kann Ackerbohnen und Hafer über mechanische Verfahren leicht trennen, sollte aber die Vermarktung vorab gut planen.


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