Tipps für einen gleichmäßigeren Feldaufgang!

Tipps für einen gleichmäßigeren Feldaufgang!

Ein ungleichmäßiger Feldaufgang kann einen negativen Ertragseffekt haben. Es ist den Wenigsten bewusst, dass schon 24 Stunden später aufgelaufene Pflanzen stark im Ertrag abfallen können. Andreas Kornmann und Martin Rupnow, Fachberater für Bayerisch Schwaben bzw. Mecklenburg-Vorpommern, berichten von ihren Versuchsergebnissen in Mais und Sonnenblume und geben Tipps, wie man den Feldaufgang optimieren kann.

Schon in der letzten Ausgabe der praxisnah (4/2023, www.praxisnah.de/2023412) wurde der sogenannte Fähnchenversuch beschrieben. Bei diesem einfach durchzuführenden Verfahren markiert man jede einzelne Pflanze am Tag des Feldaufgangs mit einem farbigen Fähnchen – für jeden Tag wählt man eine andere Farbe. Nach einer optischen Beurteilung während der Vegetationsperiode ist es mithilfe dieser Markierungen kurz vor der Ernte dann möglich, die Ertragsorgane der Pflanzen, die gemeinsam an den einzelnen Tagen aufgelaufen sind, zu beurteilen.


Mais

Der Feldaufgang war in beiden Jahren vergleichbar. Etwa 60 % der Pflanzen sind gemeinsam am 1. Tag aufgelaufen, 34 % am 2. Tag. Der Anteil von Pflanzen, die an Tag 3 und an Tag 4 aufgelaufen sind, liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die absoluten Kolbengewichte unterschieden sich aufgrund der sehr unterschiedlichen Witterung stark (Abb. 1). Während im extremen Trockenjahr 2022 die durchschnittliche Kolbenfrischmasse bei nur 100 g lag, erreichte der Bestand im Jahr 2023 eine durchschnittliche Kolbenfrischmasse von 247 g. In beiden Jahren nahm das Kolbengewicht bei verzögertem Auflaufen ab.


Kolbengewichte Mais
Kolbengewichte Mais


Sonnenblume

Der hier illustrierte Versuch wurde in der Sonnenblume (Sorte AUSTRALIA) im Herzen Vorpommerns nahe der Ostsee am 10.04.2023 angelegt. Abb. 2 zeigt, dass 45 % der Pflanzen zusammen an einem Tag die Oberfläche durchstoßen haben. Am Folgetag waren es 27 %, am dritten Tag 18 %. 9 % waren dann die Nachzügler, die erst vier Tage nach dem ersten Auflaufen ans Licht kamen. Der daraus resultierende Größenunterschied der Pflanzen blieb in der gesamten Vegetationszeit erkennbar.

Die unterschiedlichen Tage des Auflaufens wurden auch bei dem Ansatz der Sonnenblumenkörbe deutlich. Kurz vor der Ernte wurde von allen Körben des Versuches der Durchmesser ermittelt. Abb. 3 macht deutlich, welchen Einfluss das zügige und gleichmäßige Auflaufen der Pflanzen auf die Größe des Korbes und somit den Ertrag hat. Zwischen dem ersten und vierten Tag des Auflaufens beträgt der Unterschied über sieben Zentimeter des durchschnittlichen Korbdurchmessers! Je ungleichmäßiger das Auflaufen ist, desto schwieriger ist es somit auch, den richtigen Erntezeitpunkt zu finden. Denn diese unterschiedlichen Körbe reifen dann auch – wie die gesamten Pflanzen – unterschiedlich ab.


Sonneblumen in Abhängigkeit vom Tag des Auflaufens
Sonneblumen in Abhängigkeit vom Tag des Auflaufens

Die Größe der Körbe war je nach Auflauftermin sehr unterschiedlich.
Die Größe der Körbe war je nach Auflauftermin sehr unterschiedlich.

Korbdurchmesser
Korbdurchmesser


Maßnahmen für einen gleichmäßigen Feldaufgang

Es zeigt sich in diesen einfachen Versuchen deutlich, dass der Feldaufgang einen Einfluss auf die Ausbildung der Ertragsorgane hat und es Ziel sein muss, einen möglichst homogenen Feldaufgang zu ermöglichen. Dabei spielen die Bodenbearbeitung sowie die Wahl des richtigen Aussaatzeitpunktes eine entscheidende Rolle. Auch die Wartung, Einstellung und Art der Aussaattechnik können einen großen Unterschied ausmachen.


Mit der optimalen Bodenbearbeitung fängt es an

Die Bodenbearbeitung sollte unter nicht zu feuchten Bedingungen stattfinden. Wichtig ist, dass der Bodenzustand nach der Bearbeitung genügen Feinerde zur späteren Einbettung des Saatkorns enthält. Jedoch birgt eine zu feine Bearbeitung auf manchen Böden das Risiko einer Verschlämmung. Hier ist ein guter Mittelweg zu finden. Die Bearbeitungstiefe sollte nie unter der geplanten Saattiefe erfolgen, um die Kapillarität von unten zu erhalten.


Saatbett geht vor Saatzeitpunkt

Der Aussaatzeitpunkt hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Gleichmäßigkeit des Feldaufgangs. Gerade 2023 hat vielerorts gezeigt, dass der bekannte Slogan „Saatbett geht vor Saatzeitpunkt“ immer noch gültig ist. Bei zu feuchten Bedingungen ist ein gleichmäßiges Auflaufen nahezu ausgeschlossen. Weiter ist für Mais und Sonnenblumen eine Bodentemperatur von 8–10 °C notwendig, und dies nicht nur am Tag der Aussaat, sondern auch noch einige Tage danach. Ist eine kalte und nasse Witterung gemeldet, ist man schnell geneigt, die Saat noch vor dem Regen in den Boden zu bringen. Für einen gleichmäßigen Feldaufgang ist es dann allerdings besser, noch mit der Aussaat zu warten.


Säsceheiben sollten auf Verschleiß kontrolliert und richtig eingestellt werden.
Säsceheiben sollten auf Verschleiß kontrolliert und richtig eingestellt werden.


Saattechnik sorgfältig einstellen

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aussaattechnik. Vieles kann schon mit einer regelmäßigen Wartung in den Wintermonaten und der richtigen Einstellung erreicht werden. Weiter kann mit der ein oder anderen technischen Ausstattung der Einzelkorndrille der Feldaufgang weiter verbessert werden. Nachfolgende Tipps beziehen sich überwiegend auf die am Markt am weitesten verbreiteten Scheibenscharmaschinen mit seitlichen Tiefenführungsrädern.

  1. Bei der Wartung ist darauf zu achten, dass alle beweglichen und gelagerten Teile möglichst kein Spiel haben. Besonders das Parallelogramm der Säkästen kann bei zu viel Spiel zu Erschütterungen bei der Aussaat führen.
  2. Verschlissene Säscheiben hinterlassen einen Mittelsteg in der Saatfurche und bergen das Risiko, dass trockene Erde in den Säschlitz fällt. Säscheiben sollten sich, je nach Hersteller, auf einer Länge 5 bis 6 cm berühren. Dies kann einfach mit zwei Visitenkarten getestet werden. Steckt man diese jeweils von der offenen Seite zwischen die Scheiben bis sie klemmen, kann danach die Länge dazwischen ermittelt werden. Dies muss bei jedem Scheibenpaar an mehreren Stellen ermittelt werden, da die Abnutzung oft unterschiedlich ist.
  3. Auch die Tiefenführungsräder sind auf Verschleiß zu kontrollieren. Sie sollten an den Säscheiben anliegen. Wenn man die Tiefenführungsräder nach oben und unten bewegt, sollten sie sich drehen. Bei manchen Herstellern können die Räder an der Aufhängung nachgestellt werden. Ist dies nicht der Fall, müssen Räder oder Lagerung der Aufhängung getauscht werden.
  4. Weiter ist der Furchenräumer, der die Saatfurche nachformt, auf Verschleiß zu kontrollieren.
  5. Für die richtige Einstellung von 3-Punkt-Geräten ist als erstes zu beachten, dass die Länge des Oberlenkers so eingestellt ist, dass der Rahmen des Sägeräts in Arbeitsposition waagerecht zum Boden verläuft, da sonst die Säscheiben an der falschen Stelle in den Boden eintauchen und somit Feinerde in die Furche rieseln kann.
  6. Tiefeneinstellung: Da der Verschleiß von Säscheiben und Tiefenanschlägen je Reihe unterschiedlich ausfallen kann, sollte die tatsächliche Tiefe der Reiheneinheiten einheitlich eingestellt werden. Hierfür kann man eine Vorrichtung bauen, mit der man die tatsächliche Tiefe ermitteln kann. Stellt man nun alle Reihen unabhängig von der Skala auf eine einheitliche Tiefe ein, wird auch auf dem Feld eine einheitliche Saattiefe erreicht. Möchte man die Saattiefe verändern, muss man alle Einheiten gleichmäßig verstellen.
  7. Schließsystem: Der Abstand und der Winkel der Schließrollen müssen der Aussaattiefe angepasst werden. Je nach Hersteller kann dies durch Abstandshülsen und/oder die Verstellung des Winkels erfolgen.
  8. Schardruck: Um eine gleichmäßige Saattiefe zu erreichen, ist der Schardruck ist so anzupassen, dass die Tiefenführungsräder immer satt auf dem Boden aufliegen. Allerdings sollte Druck nicht zu Seitenwandverdichtungen führen. Dies kann kontrolliert werden, indem man die Saatfurche offenlegt und mit einem Schraubenzieher in die Seitenwand einsticht. Geht dies zu schwer, muss der Schardruck reduziert werden, sonst besteht die Gefahr, dass der Mais sein nodales Wurzelsystem nicht richtig ausbilden kann.
  9. Steht der Kauf eines neuen Sägeräts an, können folgende Zusatzausstattungen sinnvoll sein. Auch für bestehende Geräte kann eine Nachrüstung rentabel sein.

    Andruckrollen oder Saatformer in der Furche drücken das Korn in der Furchensole an und verbessern unter trockenen Bedingungen den Feldaufgang. Bei feuchten Bedingungen und klebrigen Böden können insbesondere Andruckrollen auch negative Auswirkungen haben. Meist können die Rollen für solche Bedingungen hochgehängt oder abgenommen werden.

    Die korrekte Einstellung des Schardrucks ist elementar wichtig für eine gleichmäßige Ablagetiefe bei gleichzeitiger Vermeidung einer Seitenwandverdichtung. Aber gerade bei wechselnden Böden ist das nicht ganz einfach. Hierfür gibt es am Markt automatische Schardruckregelsysteme, welche den Auflagedruck an den Tiefenführungsrädern messen und diesen mittels Veränderung des Schardrucks konstant halten.

    Unter nicht optimalen Bedingungen kommen herkömmliche Schließsysteme an ihre Grenzen. Im ungünstigsten Fall bleibt der Säschlitz offen. Aber auch bei nicht offensichtlichen Problemen können Lufteinschlüsse am Saatkorn zu einem ungleichen Feldaufgang führen. Abhilfe schaffen können gezackte Andruckrollen oder 2-stufige Schließsysteme. Diese haben den weiteren Vorteil, dass unter günstigen Bedingungen eine Seitenwandverdichtung aufgebrochen werden kann.

Die tatsächliche Tiefe der Säscheiben sollte kontrolliert werden.
Die tatsächliche Tiefe der Säscheiben sollte kontrolliert werden.


Fazit

Ein gleichmäßiger Feldaufgang ist die Basis für einen erfolgreichen Ackerbau. Dies gelingt mit einem optimalen Saatbett, dem passenden Aussaatzeitpunkt und einer gut eingestellten Einzelkornsämaschine.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Mais: In zwei Jahren zeigte sich, dass rund 60 % der Pflanzen gemeinsam am ersten Tag aufgelaufen sind, während nur etwa 34 % am zweiten Tag erschienen. Verzögerter Aufgang führte in beiden Versuchsjahren zu unterschiedlichen Kolbengewichten.

Sonnenblume: In einem Fähnchen-Versuch in Vorpommern liefen 45 % der Sonnenblumen am ersten Tag auf, 27 % am zweiten und 18 % am dritten Tag. Die Größenunterschiede der Pflanzen blieben während der gesamten Vegetationsperiode sichtbar. Besonders der Durchmesser der Sonnenblumenkörbe war bei den später aufgelaufenen Pflanzen deutlich geringer als bei den Pflanzen des ersten Auflauftages.

Maßnahmen für einen gleichmäßigen Feldaufgang: Die Bodenbearbeitung unter nicht zu feuchten Bedingungen ist entscheidend. Das Saatbett sollte optimal vorbereitet werden, und der Aussaatzeitpunkt beeinflusst maßgeblich die Gleichmäßigkeit des Aufgangs. Die Aussaattechnik erfordert sorgfältige Wartung, Einstellung und Kontrolle.

Im Artikel werden viele Tipps zur Überprüfung und korrekten Einstellung von beweglichen Teilen, Säscheiben, Tiefenführungsrädern, Schardruck etc. gegeben.

Fazit: Ein gleichmäßiger Feldaufgang ist essenziell für den Ackerbauerfolg. Mit einem optimalen Saatbett, dem richtigen Aussaatzeitpunkt und einer gut eingestellten Aussaattechnik können Landwirte die Grundlage für eine erfolgreiche Ernte schaffen.