Die Verwendung eines größeren Reihenabstandes im Getreide kann viele Gründe haben.
Der Einsatz der Hacke im stehenden Bestand ist gerade bei Ökobetrieben der naheliegendste, doch bei Weitem nicht der einzige Grund:
Zwei ökologisch wirtschaftende Betriebsleiter erläutern, was ihnen die „Weite Reihe“ darüber hinaus noch bringt.
I: Biohöfe Oldendorf GbR (Uelzen)
Die Biohöfe Oldendorf GbR bewirtschaftet ca. 440 ha in Natendorf im Landkreis Uelzen nach den Vorgaben des Bioverbands Bioland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gemüse- und Kartoffelanbau.
Schon 25 Jahre ist es her, dass Reiner Bonhorst Erfahrungen mit diesem System auf dem Betrieb sammeln konnte. Dabei wurde ohne den Einsatz einer Hacke gearbeitet. Ziel war es, die Zwischenfrucht möglichst früh im Bestan
d zu implementieren und die Backqualität des Getreides über eine geringere Bestandsdichte zu erhöhen. Nach 15 Jahren zeigte sich, dass mit der Untersaat und der damit einhergehenden Bodenruhe Probleme mit Drahtwürmern in den Kartoffeln zunahmen. Daraufhin wurde auf die Untersaat verzichtet und die „Weite Reihe“ zunächst wieder verworfen.
Bodenbewegung hilft gegen Drahtwurm
Tatsächlich jedoch wurde vor fünf Jahren erneut auf die „Weite Reihe“ gesetzt – als Gegenmaßnahme zum Drahtwurm! Der Gedanke dahinter ist einfach: Wenn die Bodenruhe eine Vermehrung des Schnellkäfers fördert, so sollte eine stetige Bodenbewegung den Befallsdruck mindern. Reiner Bonhorst setzt darauf, dass durch die Bodenbearbeitung die Gelege der Schnellkäfer im Oberboden zerstört werden und somit bessere Grundvoraussetzungen für die Kartoffeln geschaffen werden. Die bisherigen Eindrücke erscheinen vielversprechend, doch betont er an dieser Stelle ausdrücklich: „Für meine Beobachtungen gibt es keine wissenschaftlichen Belege,
das sind wirklich nur Eindrücke, die ich bei meinen mehrjährigen Beobachtungen mit Blick auf den Drahtwurmbefall gemacht habe. Daher möchte ich hier auch keine generelle Empfehlung aussprechen.“
Weitere Vorteile
Zwar liegt das Hauptaugenmerk auf der Reduzierung des Drahtwurmbefalls, es bestehen aber noch weitere Vorteile: Die Möglichkeit der mechanischen Unkrautbekämpfung, aber auch eine bessere Abtrocknung der Bestände und die damit einhergehende Verbesserung des Mikroklimas, die zu einer Herabsetzung des Krankheitsdruckes führt. Hinzu kommt mit Blick auf die zunehmende Frühsommertrockenheit, dass die Unterbrechung der Kapillaren im oberen Boden Wasserverlust verringert.
Mehrkosten auf die gesamte Fruchtfolge rechnen
Gehackt wird je nach Befahrbarkeit der Böden drei- bis viermal bis zum Ährenschieben mit einer kameragestützten Hacke von Schmotzer auf 6,0 m bei einem Reihenabstand von 25 cm. Die ersten zwei Durchgänge erfolgen in Kombination mit einem Striegel, entweder in direkter Kombination mit einem 6,0 m breiten Treffler-Striegel oder in einem zweiten Arbeitsgang mit einem 12,0 m breiten Treffler-Striegel. Der Striegel sorgt dabei für eine zusätzliche Schädigung der Ackerbegleitflora und glättet die Furchen, die beim Hacken entstanden sind. Kleinere Flächen werden zusätzlich mit einem Fendt Geräteträger bearbeitet.
Die Kosten dieses aufwendigeren Verfahrens müssen auf die gesamte Fruchtfolge gerechnet werden und dürfen nicht ausschließlich zulasten des Getreides (Z-Saatgutproduktion) gehen. Die Sicherung des Deckungsbeitrages von 10.000 Euro/ha für Ökokartoffeln rechtfertigt allerdings so einiges, auch ggf. eine Investition in die Technik. Eine 6,0 m breite Hacke geht mit einer 6,0 m breiten Drillmaschine einher und somit auch mit einem Schlepper, der in der Lage ist, diese Drillkombination zu ziehen.
Welche Sortentypen sind geeignet? Die Sorten müssen nicht nur gesund, sondern auch in der Lage sein, den geschaffenen Entwicklungsvorsprung gegenüber der Begleitflora zu nutzen und diese zu überwachsen. |
Aus Sicht von Reiner Bonhorst gibt es bei diesem System durchaus auch Nachteile, in erster Linie nennt er den hohen Arbeitszeitbedarf: „Letztlich wird für die Hackarbeiten bei 440 ha unter der Hacke eine zusätzliche Arbeitskraft benötigt, die somit auch einen Schlepper bindet.“ Darüber hinaus ist sich der Betriebsleiter bewusst, dass das intensive Hacken Bodenbrüter und anderes Wild stört. Dies ist ihm natürlich ein Dorn im Auge. Mit Blick auf den Drahtwurm hat er aber zurzeit diese Priorität setzen müssen.
Reiner Bonhorst betont jedoch, dass es zu einer genauen Beobachtung von Effekten auf die Drahtwurmpopulation einer längeren Betrachtung von mindestens zwei Fruchtfolgen bedarf. Doch er ist zuversichtlich, dass er das System auch zukünftig weiterführen wird.
II: Umstellungsbetrieb von Dirk Höwer (Dederstedt)
Der Ackerbaubetrieb von Dirk Höwer in Dederstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz befindet sich im letzten Jahr der zweijährigen Umstellungsphase auf den ökologischen Landbau.
Das System „Weite Reihe“ wurde bereits mehrere Jahre vor der Umstellung des Betriebes eingesetzt. Die „Weite Reihe“ im Getreide ergab sich aufgrund des verwendeten Zinkensäsystems von Mzuri. Hierbei erfolgt eine streifenweise Lockerung des Bodens auf einer Breite von 10–12 cm bei gleichzeitiger Ablage des Saatguts auf 4–6 cm Tiefe (400 kf. Körnern/m²). Zwischen den Saatbändern besteht ein Abstand von 24 cm.
Da der Betrieb nicht über eigene organische Dünger verfügt, wurde das System auch unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus weitergeführt. Im Rahmen einer Futter-Mist-Kooperation mit einer Biogasanlage wird jährlich 1/3 der Fläche mit organischer Masse (Gärrest) versorgt. Der Verzicht auf eine wendende Bodenbearbeitung dient also auch dem Erhalt der organischen Substanz im Oberboden.
Ackerbegleitflora ist auch hier kontrollierbar
Trotz der idealen Voraussetzungen durch eine nicht wendende Bodenbearbeitung bei gleichzeitiger Verdopplung des Reihenabstandes hält sich die Ackerbegleitflora im normalen Rahmen. Ihre Regulierung erfolgt vor der Aussaat durch das Striegeln der Flächen, um die Keimung der Unkräuter anzuregen. Die aufgelaufenen Pflanzen werden mithilfe eines Flachgrubbers erfasst und vertrocknen an der Oberfläche. Die so erreichte Bodenruhe verringert nachhaltig den Unkrautdruck, da im Rahmen der Bodenbearbeitung keine zusätzlichen Unkrautsamen an die Oberfläche gelangen.
Zusätzlich vertrocknet das Unkraut auf den in Folge der Aussaat entstandenen Dämmen, wohingegen die Getreidepflanze in den „Tälern“ einen guten Anschluss an das Bodenwasser haben. Die Mulchschicht schützt den Boden zudem zusätzlich vor der Verdunstung und Erosion.
Die Hacke kommt lediglich zum BBCH Stadium 30 der Getreidepflanzen zum Einsatz, denn zu diesem Zeitpunkt bereitet dem Striegel die hügelige Bodenbeschaffenheit und die Strohauflage einige Probleme. Die Verringerung der Bodenbearbeitung spart ca. 150 Euro/ha variabler Kosten ein.
Welche Sortentypen sind geeignet? Aktuell im Anbau befinden sich die Sorten Spontan, Livius und NORDKAP: Kompensations- und Einzelährentypen mit einer großen Ähre. |
Noch „Luft nach oben“
Allerdings verweist Dirk Höwer auf ein Problem: „Nach mehreren milden Wintern nehmen bei der geringen Bodenbearbeitung die Mäusepopulationen zu.“ Und er sieht des Weiteren in diesem System durchaus noch „Luft nach oben“: „Ich werde in der kommenden Saison Fahrgassen für das Hacken der Bestände anlegen. Außerdem wird die 4-m-Fronthacke zukünftig durch ein GPS-gestütztes Hacksystem abgelöst. Gerade im Hinblick auf die anhaltenden Trockenperioden werde ich bei diesem System bleiben.“
Stephan Ruhnke
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Die Biohöfe Oldendorf GbR bewirtschaftet ca. 440 ha in Natendorf im Landkreis Uelzen nach den Vorgaben des Bioverbands Bioland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gemüse- und Kartoffelanbau.
Vor fünf Jahren wurde auf die „Weite Reihe“ gesetzt – als Gegenmaßnahme zum Drahtwurm! Der Gedanke dahinter ist einfach: Eine stetige Bodenbewegung soll den Befallsdruck mindern. Die bisherigen Eindrücke erscheinen vielversprechend. Weitere Vorteile: Die Möglichkeit der mechanischen Unkrautbekämpfung, aber auch eine bessere Abtrocknung der Bestände und die damit einhergehende Verbesserung des Mikroklimas, die zu einer Herabsetzung des Krankheitsdruckes führt. Hinzu kommt mit Blick auf die zunehmende Frühsommertrockenheit, dass die Unterbrechung der Kapillaren im oberen Boden Wasserverlust verringert. Das Verfahren ist insgesamt sehr aufwendig, die entstehenden Mehrkosten müssen auf die gesamte Fruchtfolge gerechnet werden und dürfen nicht ausschließlich zulasten des Getreides (Z-Saatgutproduktion) gehen. Die Sicherung des Deckungsbeitrages von 10.000 Euro/ha für Ökokartoffeln rechtfertigt allerdings so einiges, auch ggf. eine Investition in die Technik.
Nachteile: Hauptnachteil ist der Arbeitszeitbedarf. Für die Hackarbeiten für 440 ha wird eine zusätzliche Arbeitskraft benötigt. Auch werden durch das intensive Hacken Bodenbrüter und anderes Wild gestört.
Der Ackerbaubetrieb von Dirk Höwer in Dederstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz befindet sich im letzten Jahr der zweijährigen Umstellungsphase auf den ökologischen Landbau. Das System „Weite Reihe“ wurde bereits mehrere Jahre vor der Umstellung des Betriebes eingesetzt.
Trotz der idealen Voraussetzungen durch eine nicht wendende Bodenbearbeitung bei gleichzeitiger Verdopplung des Reihenabstandes hält sich die Ackerbegleitflora im normalen Rahmen. Ihre Regulierung erfolgt vor der Aussaat durch das Striegeln der Flächen, um die Keimung der Unkräuter anzuregen. Die aufgelaufenen Pflanzen werden mithilfe eines Flachgrubbers erfasst und vertrocknen an der Oberfläche. Die so erreichte Bodenruhe verringert nachhaltig den Unkrautdruck, da im Rahmen der Bodenbearbeitung keine zusätzlichen Unkrautsamen an die Oberfläche gelangen. Zusätzlich vertrocknet das Unkraut auf den in Folge der Aussaat entstandenen Dämmen, wohingegen die Getreidepflanze in den „Tälern“ einen guten Anschluss an das Bodenwasser haben. Die Mulchschicht schützt den Boden zudem zusätzlich vor der Verdunstung und Erosion.
Nachteil: Nach mehreren milden Wintern nehmen bei der geringen Bodenbearbeitung die Mäusepopulationen zu.