Die richtige Aussaattechnik für Gemenge

Die richtige Aussaattechnik für Gemenge

Das Lundsgaarder Gemenge trägt es im Namen, beim Wickroggen muss man es wissen und bei Zwischenfruchtmischungen ist es bekannt. Die Rede ist von Gemengen: dem gemeinsamen Anbau von mindestens zwei Pflanzensorten oder -arten, die im engeren Sinne auch beide geerntet werden. Gemenge bedeutet aber auch unterschiedlich große Saatkörner – und damit eine Herausforderung an die Aussaattechnik. Bernd Lummer, Produktmanager der Amazonen-Werke, gibt Tipps.


Der Anbau von Gemengen ist ein altbekanntes, aber zwischenzeitlich im klassischen Ackerbau in Vergessenheit geratenes Verfahren. Mit der zunehmenden Verbreitung der konservierenden Landwirtschaft sind auch die Gemenge zurück auf den internationalen Feldern. Neue Herausforderungen wie restriktive politische Vorgaben auf nationaler und internationaler Ebene („Farm-to-Fork“), ackerbauliche Sackgassen (Resistenzen) oder das generelle Streben nach mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau seien hier beispielhaft als Treiber genannt.


Technisch hat sich bei Sämaschinen viel getan

Bereits mit einer gewöhnlichen Sämaschine lassen sich Gemenge über diverse Saatgutmischungen etablieren. Zur Steigerung der Effizienz oder um die ackerbaulichen Möglichkeiten zu erweitern, bedarf es Sämaschinen mit zusätzlichen Ausstattungen. Viele Sämaschinenhersteller haben hierzu seit Jahren geeignete Technologien im Portfolio und diese kontinuierlich in ihrer Funktionalität weiterentwickelt.

Dieser Artikel soll dazu beitragen, diese Technologien einzuordnen und Anregungen für ackerbauliche Möglichkeiten geben. Zur besseren Lesbarkeit werden nachfolgend Saatgüter sowie granulierte Dünger, Pflanzenschutzmitteln und sonstige Hilfsstoffe als Produkte zusammengefasst.


Partner in Saatgutmischungen entwickeln sich unterschiedlich

In Gemengen der heute üblichen Saatgutmischungen profitieren die Mischungspartner unterschiedlich von den Gegebenheiten zur Aussaat. Die Gemenge als Gesamtheit entwickeln sich also je nach z. B. Wetter, Bodenbeschaffenheit, Maschineneinstellungen bei der Aussaat unterschiedlich: Eine flache Aussaat fördert unter trockenen Bedingungen die Feinsaaten. Folgen der flachen Aussaat ausreichende Niederschläge können auch Grobleguminosen in großer Anzahl auflaufen. Muss mit einem begrenzten Gesamt-Feldaufgang gerechnet werden, erfordert dies höhere Saatstärken, um die gewünschten Bestandesdichte zu realisieren. Weiterhin gibt es aufgrund der Gefahr einer Entmischung bei der Zusammenstellung von Gemengen technische Grenzen. Dies alles führt dazu, dass mit einer Saatgutmischung die ackerbaulichen Möglichkeiten der Einzelkulturen nicht ausgeschöpft werden können.

Die Herausforderung bei der Aussaat von Kulturen im Gemenge ist es daher, die Kompromisse zwischen

  • den artspezifischen Anforderungen an Sätiefe, Saatzeitpunkt und Platzbedarf,
  • der Wirtschaftlichkeit des Ackerbaus und
  • den technischen Möglichkeiten zu minimieren.

Mit dem Einsatz von geeigneten Sämaschinen können die oben genannten Kompromisse minimiert werden.


Die Etablierung von Gemengen in mehreren Überfahrten mit einer Bodenbearbeitung (Grubber, Strip-Tillage etc. mit einem Front- oder Heckbehälter) und anschließend mit einer Aussaat ist bekannt. Weniger bekannt ist die Aussaat in bereits etablierte Kulturen oder Untersaaten. Hier soll auf das EIP-Agri-Projekt DaLeA* oder das Controlled Row Farming** hingewiesen werden.

Entscheidend für die Möglichkeiten zur gleichzeitigen Aussaat von Kulturen als Gemenge und darüber hinaus auch für Einsatz von Saatbanddüngung, Pflanzenschutzmitteln und sonstigen Hilfsstoffen sind:

  • die Anzahl von Behältern bzw. Kammern im Behälter,
  • die Anzahl von Orten zur Platzierung des Saatgutes,
  • die Art und Weise des Dosierantriebes und seiner Integration in die Maschinensteuerung.

Abb. 1 zeigt dies am Beispiel einer AMAZONE Cirrus 6003-2CC mit GreenDrill 501. Das Funktionsprinzip lässt sich meistens auf die Sämaschinen anderer Hersteller übertragen. Es gilt ebenso für Sämaschinen mit mechanischer Dosierung.


AMAZONE Cirrus 6003
AMAZONE Cirrus 6003


Die Universalsämaschine hat einen Zweikammerbehälter. Die Kammern sind mit einem druckdichten Deckel verschlossen. In diesem Gleichdrucksystem können zwei oder mehr Produkte (im Bild gelb und blau) in dieselbe Förderstrecke dosiert und somit gemischt werden. Die Platzierung erfolgt gemeinsam in einem Schar (Single-Shoot). Alternativ kann auch eines der Produkte (hier blau) teilweise oder komplett über eine eigene Förderstrecke und eigene Schare (Double-Shoot) getrennt platziert werden. Sind die Behälter nicht druckdicht, gibt es meistens eine feste Zuordnung zu den Scharen. Die Möglichkeiten zur Mischung der Produkte sind eingeschränkt.

Ein weiterer Behälter mit eigener Förderstrecke platziert ein 3. Produkt (hier orange) breitflächig an die Oberfläche oder mit speziellen Adaptern über die Säschare (Triple-Shoot). Am Markt weit verbreitet sind auch Lösungen für diese Zusatzbehälter, die über spezielle Adapter oder Dosierschnecken kleinere Mengen in die Hauptförderstrecke einbringen können.

Alle drei Produkte werden über eine gemeinsame Maschinensteuerung individuell angesteuert. Die ISOBUS-Maschinenkommunikation ermöglicht die Nutzung von Applikationskarten oder das automatische Schalten via SectionControl. Neben den vollständig integrierten Lösungen finden sich auch eigenständige Maschinensteuerungen oder der Einsatz von maschinenspezifischen Bedienterminals.


Sätechnik Gemenge, Eigenbau
Sätechnik Gemenge, Eigenbau


Ackerbauliche Beispiele

Gemenge werden vermehrt auch im konventionellen Ackerbau eingesetzt. Tab. 1 zeigt eine Übersicht über die gängigsten Verfahren des Gemengeanbaus.

Verfahren der Gemengesaat
Verfahren der Gemengesaat


Nachfolgend ergänzend ein paar konkrete aktuelle Beispiele für Gemenge:

  • Handelsübliche Zwischenfruchtmischungen werden gezielt um weitere Arten zur Stickstofffixierung oder Nematodenbekämpfung ergänzt.
  • Raps wird durch den Einsatz von Begleitpflanzen gegen Schädlinge geschützt und zusätzlich mit Nährstoffen versorgt.
  • Feldgrasbestände werden im Frühjahr als Untersaat etabliert.
  • Sommergerste dient als schnell wachsende Deckfrucht, teilweise ergänzt um eine Ackerbohne oder Erbse und schützt den Boden gegen Winderosion. Das Getreide-Leguminosengemenge wird im 1. Schnitt als Grünfutter geerntet.
  • In den im Strip-Tillage gelockerten zukünftigen Maisreihen wachsen Ackerbohnen. Diese stabilisieren den gelockerten Streifen und sammeln zusätzlichen Stickstoff.

Fazit

Ob durch den Anbau von Gemengen, die effiziente Saatbanddüngung oder der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Es sind viele Möglichkeiten zur sinnvollen Nutzung von Mehrkammersätechnik vorhanden. Daher macht es absolut Sinn, sich vor dem nächsten Kauf einer Sämaschine intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

* www.dalea.blog

** www.controlled-row-farming.de


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Gemengeanbau findet sich auch auf konventionellen Feldern - mit zunehmender Tendenz. Hier einige Beispiele:

  • Handelsübliche Zwischenfruchtmischungen werden gezielt um weitere ergänzt.
  • Begleitpflanzen in Raps gegen Schädlinge oder zur  Nährstoffenversorgung
  • Feldgrasbestände werden im Frühjahr als Untersaat etabliert.
  • Getreide-Leguminosengemenge werden im 1. Schnitt als Grünfutter geerntet.
  • In den im Strip-Tillage gelockerten Maisreihen wachsen Ackerbohnen.


Dieser Artikel soll dazu beitragen, Technologien zur Gemengeaussaat einzuordnen und Anregungen für ackerbauliche Möglichkeiten geben.

Im Regelfall können mit einer Saatgutmischung die ackerbaulichen Möglichkeiten der Einzelkulturen nicht ausgeschöpft werden. Die Herausforderung bei der Aussaat von Kulturen im Gemenge ist es daher, die Kompromisse zwischen

  • den artspezifischen Anforderungen an Sätiefe, Saatzeitpunkt und Platzbedarf,
  • der Wirtschaftlichkeit des Ackerbaus und
  • den technischen Möglichkeiten zu minimieren.

Zur Steigerung der Effizienz bei der Saat oder um die ackerbaulichen Möglichkeiten zu erweitern, bedarf es Sämaschinen mit zusätzlichen Ausstattungen. Viele Sämaschinenhersteller haben hierzu seit Jahren geeignete Technologien im Portfolio und diese kontinuierlich in ihrer Funktionalität weiterentwickelt.

Am Beispiel einer AMAZONE Cirrus 6003-2CC mit GreenDrill 501 wird ein Funktionsprinzip beschrieben, das sich meistens auf die Sämaschinen anderer Hersteller übertragen lässt. Es gilt ebenso für Sämaschinen mit mechanischer Dosierung.


Ob durch den Anbau von Gemengen, die effiziente Saatbanddüngung oder der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Es sind viele Möglichkeiten zur sinnvollen Nutzung von Mehrkammersätechnik vorhanden. Daher macht es absolut Sinn, sich vor dem nächsten Kauf einer Sämaschine intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen.