Die Ernte von Erbsen hat es in sich, denn Gefahren für Verluste lauern überall. Andrea Feiffer und Franz Klüßendorf, Feiffer Consult, geben Tipps für eine erfolgreiche Erbsenernte.
Der optimale Erntetermin
1. Kornfeuchte
Erbsen reifen zur gleichen Zeit wie Weizen, aber ihre Ernte hat Priorität. Denn Erbsen haben keine Keimruhe: Sind die Körner reif und es gibt eine längere Schlechtwetterperiode, können sie in der Schote auswachsen. Idealerweise sind die Pflanzen zum Erntetermin trocken und brüchig, die Hülsen hellbraun und die Erbsenkörner rascheln in den Hülsen. Auf die Reife vereinzelter grüner Pflanzen kann man nicht warten. Die Ernte erfolgt bei einer Kornfeuchte von 14–18 %. Über 20 % kommt es zu Quetschkorn, unter 14 % zu erhöhtem Bruchkornanteil. Schon Haarrisse reichen aus, um der Keimfähigkeit zu schaden. Vermehrungsflächen drischt man besser um 16 % aufwärts und trocknet im Notfall nach.
2. Sonne oder bedeckter Himmel?
Sonne macht tatsächlich den Unterschied beim Erbsendrusch. Die Ernte geht am besten bei guter Sonneneinstrahlung an warmen und trockenen Tagen. Insbesondere dann, wenn der Boden noch feuchter, Stroh und Schoten noch etwas zäher sind bzw. bei Unkrautdruck. Verstopfungen am Schneidwerk und das Herausreißen von Pflanzen werden dann reduziert. Bei hoher Platzneigung sind jedoch die Vormittags- und Abendstunden mit höherer Luftfeuchtigkeit bzw. bedecktem Himmel bevorzugt.
Schneidwerksführung
1. Zügig fahren
Die Hauptverlustquelle beim Erbsendrusch ist das Schneidwerk, das etwa 80 % der Verluste ausmacht. Die starke Rankenbildung führt zu einem dichten „Erbsenteppich“ meist nahe am Boden, der zwar leicht einzuziehen ist, aber auch zu hohen Trennverlusten an der Schnittkante führt. Eine höhere Fahrgeschwindigkeit und gleichmäßiger Einzug am Schneidwerk können diese Verluste oft um die Hälfte reduzieren, ebenso die Verluste durch herausgeschleuderte Hülsen und Körner an den Mitnehmerzinken.
2. Bodenbearbeitung, ausfahrbarer Tisch, Flexschneidwerk
Ein ausgefahrener Variotisch verhindert, dass die Förderwalze die Pflanzen noch vor dem Schnitt herausreißt und einzieht. Bei starkem Lager kann es erforderlich sein, entgegen der Hängerichtung zu ernten. Um alle Hülsen zu erfassen, sollte das Schneidwerk bei Erbsen nahe am Boden arbeiten. Flexschneidwerke sind ideal für das bodennahe Arbeiten, noch besser sind Flex-Draper-Schneidwerke, wo die Bänder ein Aufstauen des Ernteguts an den Rändern verhindern. Starre Schneidwerke haben oft Probleme mit Erdaufnahme. Eine effiziente und verlustarme Ernte beginnt deshalb bereits bei der Bodenbearbeitung! Ebene steinfreie Flächen (Steine über 5 cm angewalzt) sind ideal für diese bodennahe Frucht.
3. Seitenmesser, Teilerbügel oder ohne alles?
Abhängig von Sorte, Bestand und Witterung kann es an der Schnittkante zum Schieben und Stopfen kommen. Bei stehenden, rankenden Erbsen kann ein Seitenmesser die Trennverluste reduzieren. Bei liegendem Bestand ist ein Teilerbügel oft effektiver, der die Erbsenmatte nach unten drückt, um sie am Messer sauber zu trennen. Manche fahren auch ohne jegliche Halmteiler. Einige verwenden einen Rapstisch, andere eine lang gezogene Spitze anstelle von Halmteilern. Generell sind breite Schneidwerke mit weniger Überfahrten und somit weniger Schnitten vorteilhafter.
4. Ährenheber an oder ab?
Spezielle Ährenheber auf jedem dritten Finger sind besonders bei lagernden Erbsen hilfreich. Wenn das Messer gut unter den Erbsenteppich gelangt, kann man auf Ährenheber verzichten. Insbesondere bei hohem Beikrautdruck schiebt es sich schnell an den Ährenhebern auf und es kommt zu Verstopfungen.
5. Haspel mit Vorsicht!
Der Erbsenteppich „läuft“ normalerweise gut ins Schneidwerk. Die Haspel wird vorsichtig eingesetzt, um das Aufstauen von Erntegut an den Tischseiten zu vermeiden. Bei starkem Lager des Erbsenteppichs kann eine nach vorn geschobene Haspel etwa 10 cm vor dem Messer die Matte besser anheben und der Querförderschnecke zuführen. Dabei stehen die Haspelzinken senkrecht bis leicht auf Griff, um Auskämmverluste zu reduzieren.
6. Querförderschnecke
Als Faustzahl für den Abstand zwischen Förderwalze und Schneidwerksmulde gilt doppelte Schotendicke (ca. 20–25 mm). Meist verbleibt sie in der Weizenposition. Man sollte auf herausgeschleuderte Hülsen achten, insbesondere im Bereich der Mitnehmerfinger – eine zügige Fahrgeschwindigkeit reduziert diese Verluste. Die Einzugswalze wird nah an die hinteren und unteren Abstreifer (weniger als 5 mm) herangestellt, um den Einzug und die Selbstreinigung zu verbessern. Falls nicht täglich zwischen Weizen und Erbsen gewechselt wird, sollte man sich bei trockenen Beständen und bei Vermehrung die Mühe machen, die Zuführgeschwindigkeit im Schrägförderer auf die niedrige Drehzahl einzustellen. Dadurch entsteht weniger Bruch und das Dreschwerk wird besser beschickt.
Dreschwerk
1. Trommel sanft
Für einen schonenden Drusch sind Axialdreschwerke oder Mähdrescher mit großen Dreschtrommeln bevorzugt. Die Trommel- bzw. Rotordrehzahl variiert normalerweise zwischen 400 und 500 U/min, abhängig von der Trockenheit des Ernteguts (Tab. 1). Der Bruchkornanteil muss fortlaufend überwacht werden. Bei zu hohem Bruchkornanteil sollte die Dreschtrommeldrehzahl weiter reduziert werden, solange der Materialfluss nicht ins Stocken gerät. Für eine intensivere Behandlung ist ein etwas engerer Korb weniger schädlich als eine zu hohe Dreschtrommeldrehzahl.
2. Dreschkorb weit
Der Korb wird, je nach Durchsatz, Druschfeuchte und Körnergröße, zwischen 18 und 35 mm weit geöffnet. Korbein- und -auslauf verlaufen dabei parallel. Reine Getreidekörbe sind für Erbsen oft zu engmaschig, das erhöht den Bruchanteil und Körner verklemmen sich zwischen den Leisten. Unter feuchten Bedingungen sowie bei Unkraut verkleben sie schneller. Alternativ können Mais-, Universal- oder Rundstabkörbe verwendet werden oder eine Kombination aus verschiedenen Segmenten.
Reinigung
1. Siebe auf
Die Obersieböffnung beträgt etwa 13-16 mm. Die Siebverlängerung, falls vorhanden, wird geschlossen. Das Untersieb sollte zwischen 12 und 14 mm eingestellt sein und kann bei hohem Kurzstroh- und Besatzanteil verengt werden. Ein Rundlochsieb mit einem Durchmesser von 15 mm ist besser geeignet, da sich das sperrige Stroh zwischen den Lamellen festsetzen kann. Ein hoher Durchsatz mit schnellem Gutfluss kann dem entgegenwirken und verringert bei Unkraut die Verschmierung.
2. Überkehr offen
Es ist wichtig, dass keine Körner in der Überkehr landen, da eine Rückführung zum Dreschwerk oder ein zusätzlicher Arbeitsgang in der Nachdrescheinrichtung den Bruchkornanteil erhöhen kann. Das Untersieb sollte so weit geöffnet sein, dass die Überkehr nicht belastet wird. Es ist effektiver, den Gebläsedruck zu erhöhen, anstatt die Siebe enger einzustellen, da Ausblasverluste selten auftreten. Bei Qualitätsware entfernen einige die Elevatorfußklappe der Überkehr oder das Blech unter der Zuführschnecke. Bruchstücke, Unkrautsamen, Schmutz und andere Verunreinigungen gelangen nicht in den Rundlauf und in den Bunker.
3. Keine Angst vor zu viel Wind
Regulieren Sie den Wind je nach Korngröße mittel bis stark, um einen guten Reinigungsgrad zu erreichen. Erbsen haben eine relativ große Tausendkornmasse, daher sind Ausblasverluste unwahrscheinlich.
Fahrgeschwindigkeit
Wählen Sie die höchstmögliche Fahrgeschwindigkeit. Eine zügige Fahrgeschwindigkeit, möglichst entgegen der Hangneigung mit vorsichtigem Haspeleinsatz reduziert die Spritzverluste. Mehr Material im Dreschwerk erhöht den Eigenausdrusch, das Dreschwerk kann sanfter eingestellt werden und entlastet die Siebe.
Zusatzausrüstung
Beim bodennahen Führen des Schneidwerks und Herausreißen von Pflanzen im Erbsenteppich gelangt Erde in den Mähdrescher. Zur effektiven Abtrennung von Erde, Unkraut sowie anderen Verunreinigungen haben sich perforierte Schneckenmulden, Elevatorfußklappen und Schrägförderböden bewährt. Unter trockenen Bedingungen funktioniert das gut, unter feuchten Bedingungen können jedoch auch diese Bauteile schnell verschmieren.
Verlustermittlung
1. Am Schneidwerk
Um die Hauptverlustquelle am Schneidwerk zu bestimmen, stoppt man den Mähdrescher im Bestand, wartet einen Moment, setzt zurück und zählt die Körner auf ¼ m². Bei einem Ertrag von etwa 40 dt/ha bedeuten 15 Körner etwa 5 % Verlust, wobei die zuvor ermittelten Ausfallverluste abgezogen werden müssen.
2. Rotor-/ Schüttler- und Reinigungsverluste
Druschverluste treten selten hinter dem Mähdrescher auf, in der Regel entstehen sie am Schneidwerk vor dem Mähdrescher. Die Dreschwerks- und Reinigungsverluste liegen bei Erbsen auch bei flotter Fahrweise meist weit unter 1 %. In feuchten und verunkrauteten Beständen mit zugeschmierten Sieben kann es zu erhöhten Reinigungsverlusten kommen. Auch hier gilt: Siebe auf, Gebläse stark!