Gesunde Böden sind ein entscheidendes Produktionsmittel für Gartenbau und Landwirtschaft.
Vor allem in intensiven Produktionssystemen sind bodenbürtige Krankheiten ein wichtiger Faktor mit oft negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Boden und Pflanzen. Michaela Schlathölter, P. H. Petersen Saatzucht Lundsgaard, stellt das EU-Projekt BEST4SOIL vor, eine Informationsplattform für alle „Bodeninteressierten“.
Kenntnisse über pflanzenparasitäre Nematoden und Schadpilze sind ebenso wichtig wie Fruchtfolge und neue Methoden und Verfahren. Häufig ist es schwierig, neutrale und kompetente Informationen zu diesen speziellen Problemen zu finden und man muss lange und umständliche Recherchen betreiben.
In dem EU Projekt BEST4SOIL haben sich 24 Partner aus 20 europäischen Ländern gefunden, die diese Informationen zusammengetragen, geprüft und aufgearbeitet haben. Entstanden ist ein Internetportal (www.BEST4SOIL.eu), auf dem diese Informationen als Datenbank, Video-Clips oder Informationsblätter in 23 Sprachen frei nutzbar sind. Als Spezialist für Zwischenfrüchte hat P. H. Petersen Saatzucht Lundsgaard an diesem Projekt mitgewirkt und über die Saaten-Union wird nun ein dauerhafter Zugang und eine weiterführende Nutzung gewährleistet.
BEST4SOIL bietet drei Ansätze für eine Optimierung der Bodengesundheit an:
- Eine optimierte Fruchtfolge als Grundlage zur Vermeidung von bodenbürtigen Krankheiten, die speziell auf die Bedürfnisse und die Situation jedes einzelnen Betriebes zugeschnitten ist.
- Die Umsetzung bewährter Praktiken mit präventiver Wirkung, wie die Verwendung von Kompost, organischen Zusatzstoffen, Zwischenfrüchten und Gründüngung.
- Eine Sammlung von bewährten Verfahren zur Minderung bodenbedingter Krankheiten in anderen europäischen Ländern.
Zu jedem Themenbereich stehen Video-Clips und Informationsblätter in 23 Sprachen zur Verfügung. Dabei wurde auf eine ausgewogene und umfassende Information geachtet, sodass die
Methoden nicht nur beschrieben, sondern auch in ihren Vor- und Nachteilen dargestellt werden. So eignen sich diese Ausführungen nicht nur für die Erweiterung der eigenen Kenntnisse, sondern lassen uns auch über den Tellerrand in andere europäische Flächen blicken. Auch sind die frei nutzbaren Berichte gut einsetzbar in Beratung und Schulung. Alle Video-Clips können auch über den QR-Code angesehen werden. Hier finden sich auch Aufzeichnungen zu den Tagungen und Präsentationen.
Datenbanken Nematoden und Schaderreger
Mit den Entscheidungshilfen zu Nematoden und (pilzliche) Krankheitserreger, die auf der Startseite verlinkt sind, können allgemeine Informationen zu den Krankheiten abgerufen und individuelle Fruchtfolgen zusammengestellt werden.
Und so geht΄s: In den DropDown Feldern (Abb. 1) wählen Sie Ihr Land aus, danach den Bodentyp, der auf der Fläche vorherrscht. Mit diesen Eingaben verringern sich automatisch die Schaderreger, da das Spektrum an die jeweiligen Ländern angepasst wurde. Geben Sie der Fläche einen Namen, damit Sie die Informationen zuordnen können. Diese Felder sind Pflichtfelder.
Im unteren Bereich haben Sie links die Möglichkeit interessante und relevante Kulturen auszuwählen. Geordnet sind sie in die Oberbereiche Acker(bau)kulturen, Gemüsekulturen und Gründüngungskulturen. Insgesamt stehen so für Deutschland 71 Kulturarten zur Auswahl, die als Gesamtheit oder einzeln ausgewählt werden können.
Im rechten Bereich können Sie die in Frage kommenden Nematoden auswählen. Auch hier wieder die Möglichkeit, sich alle anzeigen zu lassen oder aber gezielt nach Gruppen auszuwählen. Haben Sie Ihre Wahl getroffen, so klicken Sie auf das Feld SCHEMA ERSTELLEN und es öffnet sich ein neues Downloadfenster mit dem Nematodenschema Ihrer Auswahlkriterien oder das Ganze landet direkt in Ihrem Downloadbereich.
In dem Nematodenschema stehen in den Zeilen die von Ihnen gewählten Kulturen, in den Spalten die gewählten Nematoden (Abb. 2). In der ersten Zeile, befindet sich noch ein Hinweis auf die Bodentypen, in denen die Nematoden gefunden wurden.
Die Kreuzungspunkte enthalten nun zwei Informationen:
- An der Farbe kann man den möglichen Schaden dieses Nematoden an der Kulturart erkennen. Die Farbe orientiert sich an den Ertrags- und Qualitätsverlusten für die angebaute Kulturart.
- Die Markierungen in dem Feld geben Auskunft über die mögliche Vermehrung des Nematoden an der angebauten Kultur und den Sonderfällen von (R) für resistente Sorten bei den angebauten Kulturen, (S) für Serotypenabhängigkeit bei den Schaderregern und (i) für eine sehr geringe Informationsdichte zu dieser Kombination aus Kulturart und Schädling.
Klicken Sie in das Kreuzungsfeld, so werden zusätzliche Informationen zu dieser Kombination angezeigt (häufig nur in Englisch verfügbar).
Zusatzfunktion Fruchtfolgestellung
Um die richtige Position in der Fruchtfolge zu bestimmen, kann bei der Auswahl der Kulturen auch die Anbaureihenfolge gezielt ausgewählt und überprüft werden. Hierfür wählt man die angebauten Kulturen in der Reihenfolge der Fruchtfolge aus. Werden die Kulturen mehrfach angebaut, so können sie auch mehrfach ausgewählt werden. Hier in dem Beispiel (Abb. 2) wurde nach Weizen (1) eine Ölrettich (2) Zwischenfrucht und dann Zuckerrüben (3) und ein Rübenweizen (4, über das +-Zeichen) ausgesät. So können verschiedene Fruchtfolgen auf die Nematodenvermehrung überprüft und individuell optimiert werden.
Weitere Features
Über die Verlinkung zu Youtube, Facebook, X (vormals Twitter) und LinkedIn ist ein internationaler Austausch möglich und Neuerungen werden angekündigt. Brauchen Sie den direkten Kontakt zu einem Experten oder haben eine Anmerkung zu dem Programm, so finden Sie unten rechts auf der Seite unter ‚Rückmeldung geben‘ eine Kontaktperson.
Und wie geht’s weiter?
Für den Erhalt und die Pflege der Datenbank werden weitere Unterstützer benötigt. Zur Werbung neuer Unterstützer (jeder ist herzlich eingeladen!) wurden verschiedene Modelle erarbeitet. Außerdem wurde ein Folgeprojekt bei der EU eingereicht, mit dem u. a. der Erhalt und die Pflege der Datenbank sichergestellt und weitere Kenntnisse zusammengetragen werden sollen.
Fazit
Der Schutz des Bodens, die Förderung der Bodengesundheit und der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sind essenzielle Bausteine für einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Pflanzenbau. Dabei sind Zusammenarbeit, Austausch und Vermittlung von Fachinformationen von Wissenschaft, Beratung und Praxis von enormer Wichtigkeit. Dazu bietet die Plattform BEST4SOIL eine gute Basis.
Hier kommen Sie zur Datenbank von Best4Soil - einfach das Logo anklicken!
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Das EU-Projekt BEST4SOIL zielt darauf ab, umfassende Informationen zur Bodengesundheit für alle Interessierten bereitzustellen. Die Plattform www.BEST4SOIL.eu, an der 24 Partner aus 20 europäischen Ländern mitgewirkt haben, bietet Datenbanken, Video-Clips und Informationsblätter in 23 Sprachen an. Diese Inhalte sind speziell für die Bedürfnisse von Gartenbau und Landwirtschaft konzipiert und leicht zugänglich.
BEST4SOIL legt besonderen Wert auf drei Ansätze zur Optimierung der Bodengesundheit: eine angepasste Fruchtfolge zur Vermeidung bodenbürtiger Krankheiten, die Implementierung bewährter Praktiken wie der Einsatz von Kompost und die Nutzung von Zwischenfrüchten, sowie die Sammlung und Anwendung von bewährten Verfahren aus anderen europäischen Ländern.
Ein besonderes Feature der Plattform ist die interaktive Entscheidungshilfe, die es Nutzern ermöglicht, spezifische Informationen zu Nematoden und Schaderregern abzurufen und individuelle Fruchtfolgen zu planen. Nutzende können relevante Kulturen auswählen, Schaderreger spezifizieren und ein Nematodenschema erstellen, welches Informationen über den potenziellen Schaden und die Vermehrung der Nematoden an den gewählten Kulturen bietet.
Zusätzlich zur fachlichen Informationsvermittlung bietet BEST4SOIL die Möglichkeit zum internationalen Austausch über soziale Medien und hält Nutzer über Neuerungen auf dem Laufenden.
BEST4SOIL stellt somit eine wertvolle Ressource für den Schutz des Bodens, die Förderung der Bodengesundheit und die nachhaltige Landwirtschaft dar, indem es Wissen und Praktiken aus ganz Europa bündelt und zugänglich macht.