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Rote Gebiete: Durch Sortenwahl und Vorfrucht Weizenqualitäten sichern

Rote Gebiete: Durch Sortenwahl und Vorfrucht Weizenqualitäten sichern

Zum Jahresende 2022 wurden in allen Bundesländern die Roten Gebiete neu ausgewiesen. Dabei gab es auch in Bundesländern, in denen der Fokus auf dem Qualitätsweizenanbau liegt, einen deutlichen Flächenanstieg. Wie kann weiterhin die Produktion von Weizen hoher Qualität trotz der Einschränkungen gewährleistet werden? Dr. Gunnar Kleuker, Produktmanager für Linien-Getreide, gibt Tipps.

Die Stickstoffdüngung beeinflusst neben dem Ertrag maßgeblich den Proteingehalt im Winterweizen. Zwar ist der Proteingehalt für die Einstufungen der Winterweizensorten in Qualitätsgruppen seit 2019 bei der Sortenzulassung kein Entscheidungskriterium mehr, in der Praxis jedoch ist dies weiterhin ein wichtiges Vermarktungskriterium.

Nach der Neuzuweisung der Roten Gebiete gab es in einigen Bundesländern einen deutlichen Anstieg der betroffenen Fläche. So wurden in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen über 30 % der landwirtschaftlichen Fläche als Rote Gebiete ausgewiesen.


Produktionstechnische Versuche speziell für Bedingungen in Roten Gebieten

In dem seit mehr als 15 Jahren existierenden Versuchsnetz der Saaten-Union werden aktuelle Winterweizensorten anhand unterschiedlichster produktionstechnischer Fragestellungen geprüft. Die Ergebnisse dieser Versuche fließen dann in die Beratung und Anbauempfehlungen ein. Die Fragestellungen werden regelmäßig evaluiert und an aktuelle Gegebenheiten angepasst. Eine Fragestellung ist dabei auch die Auswirkung von reduzierter Düngung und Pflanzenschutz auf derzeitige Weizensorten.

Im Jahr 2022 wurde an vier unterschiedlichen Standorten die Reaktion der Winterweizensorten auf die Reduktion von Fungiziden und Stickstoffdüngung untersucht. In der optimalen Variante wurden sowohl Pflanzenschutz als auch Düngung in der regional angepassten optimalen Intensität geführt. In der reduzierten Variante hingegen beschränkte sich die Fungizidstrategie auf eine Einfachmaßnahme in BBCH 37/39 und die Düngung wurde um 30 % reduziert. Dazu wurden, wie in der Praxis üblich, die späteren Düngergaben verringert bzw. nicht durchgeführt. Die Düngerreduktion lag dabei in den Versuchen um 10 % höher, als eigentlich in den Roten Gebieten notwendig gewesen wäre. Diese geschah, um auch auf den gut versorgten Versuchsstandorten einen Effekt ähnlich einer langfristig reduzierten Stickstoffdüngung von 20 % zu erzeugen.


Winterweizensorten reagieren unterschiedlich auf reduzierte N-Intensitäten

In der Abb. 1 sind in Grün der Ertrag und der Proteingehalt der Sorten in der optimalen Variante dargestellt. Dabei zeigt sich das sehr hohe Ertragsniveau im Jahr 2022 und die verhältnismäßig niedrigen Proteingehalte. In Rot sind der Ertrag und der dazu gehörende Proteingehalt der reduzierten Variante aufgeführt.

Der Proteinverdünnungseffekt durch höhere Erträge ist sowohl in der optimalen als auch in der reduzierten Variante zu erkennen (Trendlinien). In der optimalen Variante zeichneten sich die Sorten SU JONTE, KWS Donovan und SU FIETE durch einen verhältnismäßig hohen Proteingehalt aus. Während SU WILLEM sowie die Neuzulassung WPB NEWTON und SU SHAMAL einen hohen Ertrag bei geringeren Proteingehalten erzielten. Die Reaktion dieser Sorten auf die reduzierte Düngung und Fungizidintensität zeigt, dass SU SHAMAL auch in der reduzierten Variante einen hohen Ertrag liefert, der Proteingehalt jedoch sehr gering ist. Ähnliches gilt für SU WILLEM und WPB NEWTON. Erneut fällt auf, dass SU JONTE und SU FIETE im Proteingehalt zu den stärksten Sorten dieses Versuchs gehören. Da auch die Fungizidintensität reduziert wurde, reagieren einige Sorten durch eine stärke Ertragsreduktion. Eine Ausnahme davon ist INFORMER, der auch bei reduzierter Fungizidintensität hohe Erträge erreicht. Auch SU FIETE stellt sich im Vergleich zu den anderen geprüften Sorten in der reduzierten Variante ertraglich stärker da. Obwohl der Krankheitsdruck im Jahr 2022 eher gering war, konnten diese beiden Sorten durch ihr gesundes Profil überzeugen.


Ertrag im Verhältnis zum Proteingehalt
Ertrag im Verhältnis zum Proteingehalt


Über alle Sorten ca. 10 dt/ha weniger Ertrag und 1,5 % weniger Protein bei extensiverer Produktion

Zusammenfassend zeigt sich, dass sich der Ertrag durch die Reduktion der Stickstoffdüngung und der Fungizidintensität um circa 10 dt/ha reduziert. Aufgrund des geringen Krankheitsdrucks im Jahr 2022 ist vermutlich ein Großteil dieser Ertragsreduktion auf die Stickstoffdüngung zurückzuführen. Die Düngung wird auch die maßgebliche Größe für die Reduktion des Proteingehaltes um 1,5 Prozentpunkte sein.

Dieser Versuch stellt die möglichen Auswirkungen der Roten Gebiete auf den Qualitätsweizenanbau dar. Insbesondere die Reduktion des Proteingehaltes kann zu Abzügen in der Vermarktung von Winterweizen führen. Somit wird in den Roten Gebieten die Erzeugung von Qualitätsweizen deutlich schwieriger.


Vermarktungsziel früh festlegen

Daher muss in Roten Gebieten das Vermarktungsziel vor der Sortenwahl geklärt sein. Soll der maximale Ertrag erzielt werden, dann sind Futterweizen wie der frühreife SU SHAMAL oder die später reifenden Sorte KWS Keitum eine Option. Ebenfalls ertragsstarke A/B-Weizen wie SU WILLEM, INFORMER oder Chevignon können eine Option darstellen, da diese auch in Roten Gebieten mehr Stickstoff erhalten dürfen als Futterweizen. Bei der Produktion von Qualitätsweizen mit einem Mindestproteingehalt, zeigen proteinreichere A-Weizensorten, wie SU JONTE (s. Abb. 1), die frühreife Sorte Lemmy oder später reifende Sorten, wie LG Atelier eine höhere Vermarktungssicherheit. Eine weitere Option sind E-Weizensorten wie Ponticus oder Moschus, welche zusätzlich eine erhöhte Düngung ermöglichen.


Einfluss der Fruchtfolge auf Ertrag und Qualität

Auch die Fruchtfolgestellung des Winterweizens wird bei reduzierter Düngung immer wichtiger. Bei der Betrachtung des Ertrags und des Proteingehalts der Wertprüfungen in Deutschland über die Jahre 2015–2020 zeigt sich, dass der Effekt der Vorfrucht auf beide Parameter groß ist.

Die dreijährige Winterweizen-Wertprüfung wird an Standorten im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Während sich die Aussaatdaten in der Wertprüfung kaum unterscheiden und meist optimal sind, werden die meisten in der Landwirtschaft üblichen Vorfrüchte abgeprüft. In Abb. 2 und 3 werden die Kornerträge, Proteingehalte und der daraus entstehende Proteinertrag für die Jahre 2015–2017 und die Trockenjahre 2018–2020 getrennt nach der Vorfrucht zusammengefasst.

Vorfruchtwirkung
Vorfruchtwirkung

Auffallend ist, dass in den Jahren 2015–2017 nach Leguminosen sowohl der höchste Kornertrag als auch der höchste Proteingehalt geerntet wurde. Ein ähnlich hoher Proteingehalt wurde auch nach Winterraps bestimmt. Der Kornertrag und auch der Proteingehalt waren nach späten Blattfrüchten, nach Mais und Wintergetreide geringer.

In den auch an den meisten Wertprüfungsstandorten eher trockenen Jahren 2018–2020 war der Winterweizenertrag ebenfalls nach den Vorfrüchten Winterraps und Leguminosen am höchsten und kombinierte dies mit einem hohen Proteingehalt. Höhere Proteingehalte konnten auch nach späten Blattfrüchten erzielt werden, jedoch war dann das Ertragsniveau deutlich geringer. Auch nach Mais und Wintergetreide war das Ertragsniveau und der Proteingehalt im Vergleich zu Winterraps und Leguminosen verringert.

Somit bestätigen die Ergebnisse der Wertprüfung die positiven Vorfruchteffekte von Winterraps und Leguminosen auf den Kornertrag und Proteingehalt von Winterweizen: Durch die Wahl der Vorfrucht steigt das Ertrags- und auch das Qualitätsniveau. Zudem spiegelt der Proteinertrag die N-Effizienz der Fruchtfolge wider und zeigt, dass diese deutlich höher ist als bei Getreide- und Maisvorfrüchten.


Fazit für den Weizenanbau in Roten Gebieten

Lässt sich die Fruchtfolgestellung Weizen nach Raps bzw. nach Leguminosen in Roten Gebieten nicht realisieren, sollte das Produktionsziel Futter- oder Brotweizen in Betracht gezogen und ertragreichere A/B-Weizensorten (z. B. SU WILLEM, Chevignon) oder Futterweizen bevorzugt werden. Sind günstige Vorfrüchte realisierbar, lässt sich das in Roten Gebieten trotzdem noch bestehende Qualitätsrisiko mit der Sortenwahl deutlich reduzieren. Hoch N-effizienten Sorten sollte dann der Vorzug gegeben werden (z. B. Lemmy, LG Atelier). Auch im Jahr 2023 werden die produktionstechnischen Versuche weitergeführt, um Sorten, die sich besonders für den Qualitätsweizenanbau in Roten Gebieten eignen, zu bestimmen.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Gunnar Kleukers Ausführungen basieren auf den umfassenden produktionstechnischen Versuchen der SAATEN-UNION, die besonders die Gegebenheiten in Roten Gebieten berücksichtigen. In den Versuchen führte eine Reduzierung der N-Düngung zu einem Ertragsrückgang von ca. 11 dt/ha und auch zu einem Rückgang der Proteingehalte (ca. -1,5%). Innerhalb des Prüfsortimentes reagierten die Sorten jedoch sehr unterschiedlich. N-effiziente Sorten wie SU FIETE und SU JONTE verloren nur gut 6 dt/ha bzw. 7 dt/ha Ertrag und nur 1,3 % bzw. 1,4 % RP. Andere Sorten reagierten mit über 15 dt/ha Ertragsverlust oder/und mit hohen RP-verlusten von bis zu über 2 %. 

Die Versuche zeigte zudem, dass auch die Fruchtfolgestellung ganz erheblichen Einfluss auf Ertrag und Qualität von Winterweizen hat. Leguminosen hatten dabei sowohl hinsichtlich des Ertrages als auch des RP-Gehaltes den besten Vorfruchteffekt – sowohl in Trockenjahren als auch in „Normal“jahren. Rang zwei fiel auf Raps als Vorfrucht.


Fazit:

Lässt sich die Fruchtfolgestellung Weizen nach Raps bzw. nach Leguminosen in Roten Gebieten nicht realisieren, sollte das Produktionsziel Futter- oder Brotweizen in Betracht gezogen und ertragreichere A/B-Weizensorten (z. B. SU WILLEM, Chevignon) oder Futterweizen bevorzugt werden. Sind günstige Vorfrüchte realisierbar, lässt sich das in Roten Gebieten trotzdem noch bestehende Qualitätsrisiko mit der Sortenwahl deutlich reduzieren. Hoch N-effiziente Sorten sollte dann der Vorzug gegeben werden (z. B. LEMMY, LG Atelier).

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