Die Sonnenblume ist zurück!

Die Sonnenblume ist zurück!

1994 standen vor allem aufgrund attraktiver Flächenprämien in Deutschland 190.000 ha Sonnenblumen im Feld. Doch unter anderem führten hohe Ertragsschwankungen durch Krankheitsbefall (Sklerotinia u. a.) zu einem massiven Rückgang des Sonnenblumenanbaus – bis auf 17.000 ha im Jahr 2016. Jetzt ist die Sonnenblume zurück und das hat gute Gründe wie Martin Munz, Fachberater für Baden-Württemberg, und Landwirt Mathias Rehse aus Sachsen-Anhalt erläutern.

 

Die Sonnenblumenflächen steigen wieder – letztes Jahr waren schon 28.000 Hektar registriert. Denn die Sonnenblume passt als anspruchslose Kultur mit wenig Aufwand an N-Dünger und Pflanzenschutz in die aktuelle „politische“ Landschaft. Außerdem verträgt sie die immer mehr auftretenden Trocken- und Hitzeperioden deutlich besser als andere Blattfrüchte (Tab. 1).

Es sind durch intensive Züchtung je nach Verwertung und Anbau unterschiedliche Sortentypen entstanden.

  1. Konventionelle Sonnenblumen: Hauptanbau; Ölgewinnung über­wiegend für Humanernährung
  2. High-Oleic (HO) Sonnenblumen: > 80 % Ölsäure; Frittierfett, für hitze­intensive Industrieprozesse
  3. Sonnenblumen mit gestreiften Körnern: Vogelfutter
  4. Biomasse: Ganzpflanzensilage in Rein- oder Mischkultur
  5. Herbizidtoleranz: „SU“ am Ende des Sortennamens = Sorten vertragen Herbizide mit dem Wirkstoff Tribenuron; „CL“ am Ende des Sortennamens = Sorten vertragen Herbizide mit dem Wirkstoff Imazamox

Vorteile der Sonnenblume; zur besseren Ansicht bitte anklicken
Vorteile der Sonnenblume; zur besseren Ansicht bitte anklicken



Anbautipps vom Praktiker

Matthias Rehse
Matthias Rehse
Mathias Rehse aus Schora (Sachsen-Anhalt) baut schon seit einigen Jahren Sonnenblumen als Alternative zu Raps auf leichten Standorten an.

„Wichtig ist es, 4 besser 5 Jahre Anbaupause einzuhalten. Die Sonnenblume braucht zur Saat mind. 8 °C Bodentemperatur, aber es gilt auch hier: ‚Saatbett vor Saatzeit‘. Meiner Erfahrung nach kann die Ablagetiefe bis zu 5 cm betragen. Ich drille mit meiner Maistechnik auf 75 cm Reihenabstand, was gleich mehrere Vorteile hat: Erstens kann man dann gut hacken, zweitens ist das Mikroklima dann so, dass der Krankheitsdruck reduziert wird und drittens trocknen die Bestände zur Ernte besser ab. Ich teste das Hacken anstelle einer Vorauflauf-Herbizidmaßnahme dieses Jahr aus, indem ich einen Teil des Bestandes aus der Vorauflaufbehandlung ‚rauslasse‘. Ich habe mit 7 Pflanzen pro Quadratmeter sehr gute Erfahrungen gemacht: Die Körbe werden nicht zu groß und dadurch auch nicht so schwer, dass die Pflanzen abknicken.

Vogelfraß kann besonders in der Nähe von Siedlungen oder auf zu kleinen Schlägen zu einem Problem werden, denn Tauben und Krähen lieben die auflaufenden Sonnenblumen.

Sonnenblumen brauchen bei normalen Nmin-Gehalten nur eine geringe Stickstoffdüngung, ein Zuviel an Stickstoff verzögert die Reife. Bei meinen leichten Böden reichen 70 kg/ha in Jahren mit normalen Nmin-Gehalten aus. Wenn man stabilisierten Dünger in flüssiger Form einsetzt und die Düngung dann mit der Herbizidmaßnahme im Vorauflauf kombiniert, kommt man mit einer Überfahrt aus.

Die Ernte erfolgt bei uns mit einem Spezialschneidwerk und es wird relativ hoch abgemäht, um Verstopfungen durch die verholzten unteren Stängelteile zu vermeiden. Die lange Stoppel wird dann gewalzt und im Anschluss mit der Scheibenegge oder dem Grubber bearbeitet. Nach der Ernte ist nach meinen Erfahrungen eine einfache und schnelle Bearbeitung möglich. Ich finde, dass die Sonnenblume eine ‚unkomplizierte‘ Vorfrucht und insgesamt wenig anspruchsvoll ist.“

Foto: Knobbe, SAATEN-UNION


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Die Gründe für die Wiederkehr dieser Kulturart sind vielfältig du reichen von einer gewissen Anspruchslosigkeit im Anbau bis hin zur Imagewirkung. Auf einigen Betrieben sind sie nicht nur relevant zur Auflockerung der Fruchtfolgen, sondern auch eine echte Alternative zum Raps.

Ein Praktiker aus dem Osten Deutschlands gibt Tipps zu Anbau und Ernte.