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Der Klimawandel: Auswirkungen auf die Braugerstenproduktion

Immer mildere Winter verleiten dazu, Sommerbraugerste schon im Herbst zu säen, um die Erträge zu erhöhen. Aber das birgt Risiken. Sébastien Frère stellt Vor- und Nachteile dieses Verfahrens aus seiner Sicht als internationaler Produktmanager für Braugerste dar.

Für einen Liter Bier werden 200 g Braugerste benötigt. Braugerste ist – neben Wasser – also der Hauptbestandteil dieses Traditionsgetränkes. Die beobachteten Veränderungen des Klimas zeigen schon jetzt Auswirkungen auf die Produktion von Braugerste. Die wichtigsten davon sind:

  • Rückgang des Ertrages: Damit einhergehend können die Proteingehalte der Braugerste ansteigen (Verdünnungseffekt). Für die Bierherstellung wird zwar ein Mindestgehalt gefordert, um eine gute Bierschaumstabilität zu gewährleisten, aber ein zu hoher Proteingehalt wirkt sich im Herstellungsprozess negativ aus.
  • Variabilität in der Brauqualität in Bezug auf Protein, Korngröße und Hl-Gewicht, Tausendkorngewicht und Stärkestruktur: Hitze von der Blüte bis zur Reife kann zu kleineren Körnern führen, die meist einen höheren Proteingehalt aufweisen. Auch die Stärkestruktur kann beeinflusst werden, mit negativen Folgen in der Bierherstellung.
  • erhöhter Krankheitsdruck

Es müssen also – wenn möglich – Gegenmaßnahmen getroffen werden. Die Anpassung der Aussaattermine und die Sortenwahl sind hier wichtige Stellschrauben, um die Auswirkungen von Klimaschwankungen auf den Braugerstenanbau zu begrenzen oder zumindest abzupuffern.


Saat- und Erntezeiträume Wintergerste, Sommergerste, Sommergerste Herbstaussaat
Saat- und Erntezeiträume Wintergerste, Sommergerste, Sommergerste Herbstaussaat


Stellschraube 1: Aussaattermine

Wintergerste wird traditionell im Frühherbst gesät und im Frühsommer geerntet, Sommergerste wird im Spätwinter gesät und im Hochsommer geerntet (Abb. 1).

Besonders bei Wintergerste haben heiße und trockene Herbste sowie regulatorische Änderungen (Pflanzenschutzbeschränkungen) zu einer Zunahme des Virusdrucks (Barley Yellow Dwarf Virus BYDV) geführt. Eine Verschiebung der Aussaat von einer auf zwei Wochen nach hinten reduziert die Belastung durch Insekten und damit auch das Risiko einer Virusübertragung. Das funktioniert aber nicht in jeder Region: In Gebieten, in denen mit sehr frühen Wintereinbrüchen zu rechnen ist, steigt auch gleichzeitig das Risiko, dass die Bestände bei später Aussaat zu schwach entwickelt in den (frühen) Winter gehen. Hier sind also spätsaatverträgliche und winterharte Sorten gefragt.

Immer häufiger, und das gilt für viele europäische Länder, wird auch Sommergerste bereits im Spätherbst und nicht im Spätwinter ausgesät (Abb. 1). Dieses Verfahren hat folgende Vorteile:

  • Die Reife wird früher erreicht und damit entgeht die Pflanze der Frühsommertrockenheit.
  • Die Bestockungskapazität wird voll ausgeschöpft und der gesamte Wachstumszeitraum kann genutzt werden, um maximalen Ertrag und Qualität zu erzielen.

Das Verfahren der Herbstaussaat von Sommergerste wird bereits in der mediterranen Klimazone eingesetzt und beginnt, auch Anhänger in den weiter nördlich gelegenen Ländern zu finden, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Bestärkt wird dieser Trend durch den Rückgang der strengen Fröste im Winter, in Tab. 1a und b beispielhaft dargestellt an den Standorten Augsburg (Bayern) und Berlin.

Allerdings birgt diese Praxis ein hohes Risiko und ist nicht für alle Produktionsgebiete geeignet. In der Tat: Wintersaat erhöht nicht nur das Risiko von Frostschäden – denn es gibt durchaus noch längere Frostperioden –, sondern auch das Risiko einer Virusinfektion über saugende Insekten und ebenfalls das Risiko einer Infektion mit anderen Krankheiten wie z. B. Rhynchosporium.


Sortenunterschiede beim Rhynchosoriumbefall
Sortenunterschiede beim Rhynchosoriumbefall


Um das Auswinterungsrisiko zu begrenzen, sollten Herbstaussaaten von Sommergerste (und auch anderen Sommergetreiden) nur in wintermilden Gebieten praktiziert werden. Und es sollten dann frosttolerantere Sorten mit einer stabilen Gesundheit gewählt werden (insbesondere gegen Rhynchosporium). Auch Sorten mit einem guten Bestockungspotenzial sind bei diesem Verfahren von Vorteil. Das Bild unten zeigt die Sortenunterschiede bei einer Herbstaussaat von Sommerbraugerste hinsichtlich Auswinterung und Rhynchosporiumbefall.



Stellschraube 2: Sortenwahl

Für die Herbstaussaat eignen sich nur Sorten, die auch mal knackig-niedrige Temperaturen vertragen können, ohne auszuwintern. Da aber die Winterfestigkeit bei Sommerungen generell keine ausgewiesene Eigenschaft laut Beschreibender Sortenliste ist, sollte man hier auf Züchterinformationen vertrauen. Einige Züchterhäuser, z. B. die Saaten-Union, machen eigenen Versuche zu diesem Thema und können daher fundierte Auskünfte geben. Bei den offiziellen Sortenbeschreibungen wird man aber nur selten den generellen Hinweis finden „Für Herbstaussaat geeignet“. Sollte man von Züchterhäusern erfahren, dass es bei einer Sorte Schwierigkeiten mit einer Herbstaussaat einer bestimmten Sorte geben könnte, ist man gut beraten, dieser Information zu folgen. Tab. 1 zeigt auch: In vielen Jahren funktioniert eine Herbstaussaat mangels Frosttagen gut, aber alle paar Jahre ist unter Umständen auch ein Totalausfall möglich.

Fandaga reagiert bei Herbstaussaat weniger empfindlich auf Frost.
Fandaga reagiert bei Herbstaussaat weniger empfindlich auf Frost.

Besonders, wenn es sich um Kahlfrost handelt, was in Ostdeutschland vermutlich häufiger der Fall ist als in Süddeutschland. Man sollte sich daher gut überlegen, ob das Risiko lohnt. Oder ob man nicht lieber eine qualitativ hochwertige und ertragsstarke Winterbraugerste anbaut (z. B. Rossignola).

Auch fehlende Resistenzen, besonders gegen Rhynchosporium, erhöhen bei einer Herbstaussaat von Sommergerste das Anbaurisiko.


Fazit

Wenn alles gut geht – milder Winter und (trotzdem) kein Rhynchosporiumbefall – nutzt die im Herbst gesäte Sommerbraugerste die Winterfeuchte gut und kann daher ertraglich an die Winterbraugerste heranreichen. Der Gefahr der zunehmenden Frühsommertrockenheit kann man mit diesem Verfahren entgehen.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Immer mildere Winter verleiten dazu, Sommerbraugerste schon im Herbst zu säen, um die Erträge zu erhöhen. Aber das birgt Risiken!

Die beobachteten Veränderungen des Klimas zeigen schon jetzt Auswirkungen auf die Produktion von Braugerste. Die wichtigsten davon sind:

  • Rückgang des Ertrages: Damit einhergehend können die Proteingehalte der Braugerste ansteigen (Verdünnungseffekt). Für die Bierherstellung wird zwar ein Mindestgehalt gefordert, um eine gute Bierschaumstabilität zu gewährleisten, aber ein zu hoher Proteingehalt wirkt sich im Herstellungsprozess negativ aus.
  • Variabilität in der Brauqualität in Bezug auf Protein, Korngröße und Hl-Gewicht, Tausendkorngewicht und Stärkestruktur: Hitze von der Blüte bis zur Reife kann zu kleineren Körnern führen, die meist einen höheren Proteingehalt aufweisen. Auch die Stärkestruktur kann beeinflusst werden, mit negativen Folgen in der Bierherstellung.
  • erhöhter Krankheitsdruck

Es müssen also – wenn möglich – Gegenmaßnahmen getroffen werden.


Gegenmaßnahmen

Stellschraube 1: Aussaattermine

Immer häufiger, und das gilt für viele europäische Länder, wird auch Sommergerste bereits im Spätherbst und nicht im Spätwinter ausgesät.

Dieses Verfahren hat folgende Vorteile:

  • Die Reife wird früher erreicht und damit entgeht die Pflanze der Frühsommertrockenheit.
  • Die Bestockungskapazität wird voll ausgeschöpft und der gesamte Wachstumszeitraum kann genutzt werden, um maximalen Ertrag und Qualität zu erzielen.

 

Es hat aber auch etliche Nachteile bzw. Risiken:

  • Wintersaat erhöht das Risiko von Frostschäden: Trotz zunehmend milderer Winter gibt es alle paar Jahre „knackige“ Minustemperaturen mit Kahlfrost. Für Sommergerste bedeutet das in der Regel einen Totalausfall.
  • Herbstsaat von Sommergerste daher nur in wintermilden Regionen
  • Wintersaat erhöht das Risiko von Viruserkrankungen und anderen Krankheiten wie Rhynchosporium: bei der Sortenwahl daher auf gesunde und frosttolerantere Sorten setzen.

Stellschraube 2: Sortenwahl

Für die Herbstaussaat eignen sich nur Sorten, die auch mal knackig-niedrige Temperaturen vertragen können, ohne auszuwintern. Man sollte sich daher gut überlegen, ob das Risiko lohnt. Oder ob man nicht lieber eine qualitativ hochwertige und ertragsstarke Winterbraugerste anbaut (z. B. Rossignola).

Resistente oder tolerante Sorten sind zu bevorzugen.

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