Reicht der Niederschlag für die Getreidebestände aus?

Daniel Husmann, Produktmanager Hybridgetreide, überprüft nach dem Niederschlag die Entwicklung von Weizen, Roggen und Gerste und gibt Empfehlungen für die weitere Bestandesführung.  

In den letzten Tagen hatten einige Regionen das Glück etwas Niederschlag abzubekommen. Dabei hat der Norden verhältnismäßig wenig bis gar nichts, die Mitte und der Süden haben jedoch bis zu 20 mm/m² abbekommen. Für die Wintergerste und den Winterroggen kam dies genau richtig für die Blüte bzw. Anfang Kornfüllung. Im Winterweizen reichen die Niederschläge hoffentlich für die Eindämmung der Nebentriebsreduktion damit die ohnehin lichten Bestände nicht noch mehr ausdünnen. Wir müssen abwarten. In den nächsten Tagen ist es erst einmal etwas kühler. Dies hilft den Beständen bei der Regeneration.

Winterweizen:

Abb. 1: DTR auf Winterweizen; Mecklenburg-Vorpommern
Abb. 1: DTR auf Winterweizen; Mecklenburg-Vorpommern

Die Niederschläge vor 14 Tagen und die jetzigen, haben im Winterweizen zu Neuinfektionen mit Septoria-tritici geführt. Die Infektionsbedingungen waren optimal, es war warm, die Bestände waren 24 h feucht und es gab in vielen Fällen genügend Inokulum in den unteren Blattetagen. Zudem ist im nördlichen Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern ein verstärkter Befall mit DTR zu beobachten. DTR war lange Zeit abgetan als Krankheit von Stoppelweizen, mittlerweile gibt es diesen kaum noch, jedoch ist die Krankheit weiter präsent. Kontrollieren Sie daher bitte auch Maisweizen! Es gibt teils starke Sortenunterschiede, hervorzuheben ist hier der Hybridweizen z.B. SU HYMALAYA, der nur leichte bis gar keine Symptome aufweist.

In Schleswig-Holstein und anderen Regionen ist es zu ersten Gelbrost-Infektionen gekommen. Wer anfällige Sorten im Anbau hat, sollte diese umgehend kontrollieren.

Wer noch eine Behandlung gegen Kamille, Kratzdistel etc. mit Wuchsstoffen durchführen will, sollte dies bis spätestens EC 39 getan haben!

Winterroggen:

Abb. 2: WP3 Stamm SU Perspectiv; Sortendemo Hybro Wulfsode
Abb. 2: WP3 Stamm SU PERSPECTIV; Sortendemo Hybro Wulfsode

Winterroggen zeigt sich bisher sehr gesund. Die Bestände sind in einigen Regionen Deutschlands aufgrund der Dürre jedoch teils sehr ausgedünnt (s. Beitrag KW 17). Trotzdem sollte eine abschließende Fungizidbehandlung zur Absicherung gegen Braunrost durchgeführt werden – dieser wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch kommen. Die Spritzung sollte wenn möglich vor der Blüte, sonst erst wieder nach der Blüte erfolgen! Es besteht sonst die Gefahr, dass die Pollensäcke verkleben und der Pollen deswegen schlecht fliegt. Dies kann zu einem erhöhten Mutterkornrisiko führen. Gleiches gilt für geplante Beregnungsgaben, wenn beregnen dann vor oder nach der Blüte, ansonsten wird der Pollenflug unterbunden und es kommt fast zwangsläufig zu Infektionen mit Claviceps purpurea (Mutterkornerreger).

Wintergerste:

Abb. 3: Zwergrost F-2 in der Wintergerste; LSV Borwede (NI)
Abb. 3: Zwergrost F-2 in der Wintergerste; LSV Borwede (NI)

Die Wintergerste präsentiert sich bisher gut. Die Trockenheit hat aber auch hier zu lückigeren Beständen geführt. Sorten wie SU JULE und JOKER konnten mit den Witterungseinflüssen bisher am meisten überzeugen. SU JULE kann zudem noch einiges über das TKG und hohe Hektolitergewichte kompensieren. Der Krankheitsdruck war bisher mäßig. Wer aber noch keine Abschlussspritzung durchgeführt hat, sollte dies mit Erscheinen der Ähre in Betracht ziehen. Zwergrost und Netzflecken sind in Weser-Ems und Nordrhein-Westfalen je nach Sorte bereits auf F-2 zu bonitieren.


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