Person sitzt auf landwirtschaftlicher Maschine mit Sonnenschirmen auf einem Feld unter blauem Himmel mit Wolken. (automatisch generiert durch KI)

Kameragesteuerte Hacksysteme sind etwas ÖKonventionelles!

Hacken und Striegeln war für unsere Urgroßväter die einzige Möglichkeit, der unerwünschten Pflanzen Herr zu werden. Durch den chemischen Pflanzenschutz wurden diese Techniken in der konventionellen Landwirtschaft „unmodern“ bis überflüssig. Doch jetzt erlebt die mechanische Unkrautbekämpfung ein modernes und leistungsfähiges Comeback. Florian Löckle, Zürn Harvesting GmbH & Co. KG, und Daniela Grill, SAATEN-UNION Versuchsstation Bayern, berichten über kameragestützte Hacktechnik.

Das Motto der Firma Zürn, „öKonventionelle“ Technik zu produzieren, ist für das Hacken sehr treffend. Hacken ist nicht nur im ökologischen Landbau gesetzt, sondern auch ein mächtiges Instrument für konventionelle Betriebe.


Hacken bringt auch Sauerstoff in den Boden

Durch den Wegfall von bestimmten Wirkstoffen im Pflanzenschutz tasten sich immer mehr Betriebe an die „althergebrachte“ Praxis heran. Dabei hat sich die Technik jedoch weiterentwickelt und bietet neue Möglichkeiten. Durch die Entwicklung der Kameratechnik ist es möglich, das Hackgerät mit einer Bandspritzeinheit zu kombinieren und so in einem Arbeitsgang die Pflanzen sowohl chemisch als auch mechanisch zu behandeln. Dabei wird der Boden belüftet und zugleich kann man bis zu 60 % der benötigten Mittel einsparen.

In der Praxis wird das Thema Belüftung des Bodens oft nicht genug beachtet. Wenn ein Boden sehr verschlemmt ist und eine Trockenperiode ihn richtig betonartig gemacht hat, muss man Luft in den Boden bringen – nicht nur für die Bodenstruktur, sondern auch für die biochemischen Prozesse, die Sauerstoff benötigen. Besonders Leguminosen reagieren fantastisch auf einen verbesserten Lufthaushalt und sind sehr dankbar für den Einsatz der Hacke.


Nahaufnahme von grünem Gras, das in Reihen auf trockener Erde wächst, mit blauem Himmel im Hintergrund. (automatisch generiert durch KI)
Die Hacke kann durch die Kamera sehr dicht an die Pflanzen herankommen.


Unterschiede der Kulturen beachten

Alle Kulturen, die in Reihe gesät werden, sind prinzipiell hackfähig: die klassischen Hackfrüchte wie Zuckerrüben, Mais oder Kartoffeln, aber auch Leguminosen wie Soja oder Ackerbohnen und vor allem Sonderkulturen. Einziges Kriterium für den Einsatz der Kamera ist, dass die Technik einzelne Reihen erkennen können muss. Vom Salatanbau mit Reihenweiten von 4,5 cm bis zum Mais mit 75 cm Reihenweite kann alles bis kurz vor Reihenschluss gehackt werden.

Unterschiedliche Kulturen haben jedoch unterschiedliche Ansprüche. So gibt es Kulturen, die „wollen“ verschüttet werden, während andere das nicht vertragen. Die Hackwerkzeuge lassen sich daher einerseits so einstellen, dass sie die Erde in die Reihe werfen. Man kann andererseits auch entsprechende spezielle Schutzelemente verwenden, um die Pflanzen vor dem Verschütten zu schützen. In der Praxis wird beispielsweise Soja in einem frühen Stadium gezielt angehäufelt, während Mais das so früh gar nicht verträgt. Bei Karotten kann man bei einem schlecht durchgeführten Hackeinsatz sogar einen Totalschaden riskieren.

Neueinsteiger sollten sich daher rechtzeitig Gedanken machen (und sich ggf. beraten lassen), was für ihre Kulturart die geeignetste Maßnahme ist.


Auch die Hacke kommt an Grenzen

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Verschütten, Schneiden und Ausreißen der Unkrautpflanzen. Beim Verschütten wird der Boden in Bewegung gebracht, um kleine Unkrautpflanzen mit Erde zu bedecken. Diese Methode eignet sich für die Bekämpfung in der Reihe. Werden die Unkräuter unterschnitten oder ausgerissen, müssen sie anschließend auf der bearbeiteten Oberfläche abgelegt werden, damit sie austrocknen und nicht wieder anwachsen können. Sogenannte Vibro-Zinken oder nachlaufende Striegel befreien dabei die Wurzeln von der Erde und verhindern das Wiederanwachsen.

Im frühen Stadium der Unkrautentwicklung gibt es für die Hacktechnik praktisch keine Grenzen, kleine Unkräuter sind machtlos. Entscheidend für den Bekämpfungserfolg des Hackens ist der frühe Einsatz bei trockenem Wetter, denn größere Unkräuter können das Hackschar verstopfen, besonders windende Pflanzen wie die Ackerwinde. Grundsätzlich lässt sich auch am Hang hacken, hängiges Gelände benötigt in jedem Fall mehr Verschiebeweg. Dabei halten Stabilisierungsscheiben am Verschieberahmen den Schlepper in der Spur. Gleichzeitig erkennt ein Neigungssensor die Hanglage und korrigiert das „Abdriften“ von Schlepper und Hackgerät. Zusätzlich kann über das Bedienterminal ein seitlicher Versatz eingegeben werden.


Person sitzt auf landwirtschaftlicher Maschine mit Sonnenschirmen auf einem Feld unter blauem Himmel mit Wolken. (automatisch generiert durch KI)
In Versuchen kann es von Vorteil sein, die Kamera zu beschatten.


Zahl der Hackgänge flexibel gestalten

Die Anzahl der Hackgänge ist abhängig von der Kultur, dem Unkrautdruck und besonders der Witterung. Ist der Boden zu feucht, drohen die ausgehackten Unkräuter wieder anzuwachsen. Im Extremfall ist der Boden gar nicht befahrbar, und man ist zum Warten gezwungen, während die Unkräuter weiterwachsen. In solchen Situationen können mehrere Hackgänge notwendig sein, um die Kontrolle zu behalten.


Podcast-Werbung mit QR-Code, Kopfhörer-Symbol und Text über Diskussion zum kameragestützten Hacken. Sendetermin 28.08.2025. (automatisch generiert durch KI)
praxiscast.agrar; Link zu podcast.de


Kamera bringt mehr Präzision und mehr Schlagkraft ins System

Das grundsätzliche Verfahren des Hackens hat sich in der Tat seit Urgroßvaters Zeiten kaum verändert, die Maschinen sind jedoch schlagkräftiger geworden. Der Einsatz der Kamera bringt hier noch einmal viel Zugewinn: an Schlagkraft und vor allem an Präzision. Dazu trägt ganz entscheidend die moderne Kamera-Verschiebetechnik bei. Die Firma Garford, von Zürn Harvesting in Deutschland vertreten, hat bereits 1997 begonnen, diese revolutionäre Technik zu entwickeln.

Das Hacken ohne Kamera fordert von dem Menschen auf dem Schlepper sehr viel Konzentration – und das stundenlang. Manche Menschen halten lange konzentriert durch, andere ermüden bei dieser Tätigkeit schneller. Daraus resultierende Fahrfehler schaden den Kulturpflanzen und kosten daher Geld! Die Aufgabe der Kamera ist es, die Hackwerkzeuge automatisch zwischen den Reihen hindurchzuführen. Die Kamerasteuerung entlastet also besonders den Fahrer der Maschine, der aber auf jeden Fall trotzdem regelmäßig das Ergebnis kontrollieren sollte. Mit der Kamera ist es zudem möglich, sehr dicht an den Kulturpflanzen zu hacken, daher kann das Hackband deutlich schmaler sein als bei der Handsteuerung.


So arbeitet die Kamera

Die Kamera blickt seitlich am Trecker vorbei in den Bestand und erfasst mehrere Reihen gleichzeitig. Über den gekoppelten Verschieberahmen wird das Hackgerät dann entlang der erkannten Reihen geführt. Da der Computer die komplette Steuerung übernimmt, können hohe Arbeitsgeschwindigkeiten bis zu 18 km/h realisiert werden, was die Flächenleistung um ein Mehrfaches erhöht. Kombiniert mit einem GPS-Lenksystem, kann sich der Fahrer komplett auf die Kontrolle des Arbeitsergebnisses konzentrieren.


Gute Erfahrungen im Versuchswesen

Auf der SAATEN-UNION Versuchsstation Bayern ist die Garford Parzellenhacke seit 2020 im Einsatz und inzwischen fester Bestandteil der Bestandsführung. Hier hat sich auch gezeigt, dass man sich zu Beginn mit den technischen Feinheiten auseinandersetzen muss – eine Testphase, bei der der Kundendienst unterstützt, sollte also jeder Neueinsteigende einkalkulieren.

Damit die Kamera die Reihen richtig erkennt, muss sie korrekt eingestellt werden. Folgende Punkte sind dabei zu beachten:

  • Der Winkel, mit welchem die Kamera auf die Kultur sieht, muss richtig eingestellt werden.
  • Die Voraussicht der Kamera: Je weiter sie „sehen“ kann, desto genauer kann sie die Reihen erfassen.
  • Die Höhe der Kulturpflanzen muss korrekt eingegeben werden.
  • Selbstredend müssen wie bei jeder Hacke auch das richtige Hackband und die für die Vorhaben richtigen Schare installiert werden.

Fazit

Mit der modernen Kamera-Verschiebetechnik können Hackgeräte heute sehr genau und mit hoher Schlagkraft eingesetzt werden. So stellt die Hacktechnik sowohl in ökologisch als auch konventionell geführten Betrieben eine interessante Erweiterung für den Werkzeugkasten in der Unkrautkontrolle dar. Doch trotz aller verfügbarer Technik bleibt Hacken immer eine anspruchsvolle Arbeit.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Die mechanische Unkrautbekämpfung erlebt ein Comeback in der Landwirtschaft. Mit moderner kameragestützter Hacktechnik wird das Hacken präziser und effektiver und entlastet den Fahrer. Auch eine Kombination mit chemischem Pflanzenschutz ist möglich.

Die Kamera blickt seitlich am Trecker vorbei in den Bestand und erfasst mehrere Reihen gleichzeitig. Über den gekoppelten Verschieberahmen wird das Hackgerät dann entlang der erkannten Reihen geführt. Da der Computer die komplette Steuerung übernimmt, können hohe Arbeitsgeschwindigkeiten bis zu 18 km/h realisiert werden, was die Flächenleistung um ein Mehrfaches erhöht.

Auf Versuchsstationen wurden gute Erfahrungen mit der modernen Hacktechnik gemacht. Die richtige Einstellung der Kamera und des Equipments sind entscheidend für den Erfolg - hier unterstützt das Team der Firma Zürn in der Anfangsphase den Neueinsteigenden intensiv. Die Hacktechnik bleibt trotz aller Technologie eine anspruchsvolle Arbeit in der Unkrautkontrolle.