
In der praxisnah Ausgabe 1/2025 hat Markus Mücke (Landwirtschaftskammer Niedersachsen) bereits über die mechanische Unkrautregulierung in Ackerbohnen und Körnererbsen berichtet. In dieser Ausgabe ist die Sojabohne an der Reihe.
Die Sojabohne ist vor allem in Süddeutschland vielerorts ein fester Bestandteil der Fruchtfolgen ökologischer wie konventioneller Betriebe. Flankierend hat die Sojazüchtung insbesondere von frühreiferen Sorten an Dynamik zugenommen, wodurch sich der Anbau auch im norddeutschen Raum zunehmend etabliert (s. Beitrag Beuermann, S. 31 ff). Besonders in Niedersachsen ist die Soja auf dem Vormarsch. Bereits seit 16 Jahren beschäftigt sich der Fachbereich Ökolandbau der LWK Niedersachsen im Rahmen von Versuchen und Beratung mit dem Sojaanbau. Die Erfahrungen zur Unkrautregulierung sind in diesen Bericht eingeflossen.
Die Sojabohne ist während ihrer Jugendentwicklung konkurrenzschwach und eine Beikrautregulierung daher ein Muss.
Grundsätzliche Aspekte zum Einsatz von Striegel und Hacke wurden bereits im letzten Artikel beschrieben .
Vorbeugende Maßnahmen
Vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen leisten einen wirkungsvollen Beitrag zur Beikrautregulierung. Es gilt, den Aufgang und eine zügige Jugendentwicklung zu fördern, damit die Sojabohnen einen Wachstumsvorsprung gegenüber Beikräutern bekommen.
- Standorte mit hohem Beikrautdruck möglichst meiden.
- Anbau nach Vorfrüchten, die niedrige Rest-Stickstoffgehalte im Boden und darüber einen geringeren Beikrautdruck erwarten lassen (z. B. Wintergetreide).
- Standort mit guter Bodenerwärmung wählen.
- Aussaat erst ab einer Bodentemperatur von mindestens 10 °C
- Möglichst bei anhaltender warmer Witterungsphase aussäen.
- Frohwüchsige Sorten unterdrücken Beikräuter wirkungsvoll.
Soja ist eine Hackfrucht
Abgeleitet aus Versuchsergebnissen der LWK Niedersachsen wird grundsätzlich empfohlen, die Sojabohne mit weiteren Reihenabständen anzubauen, um den Einsatz der Scharhacke zu ermöglichen. Das wird auch für den konventionellen Anbau empfohlen. Außerdem kann eine Bodenlockerung das Wachstum der Sojabohne und die Aktivitäten der Knöllchenbakterien fördern.
Im Ökolandbau gelingt der Sojaanbau als Drillsaat mit üblichem Getreidereihenabstand von rund 12,5 cm und ausschließlichem Striegeleinsatz zur Beikrautregulierung in der Regel nicht zufriedenstellend. Wird die Sojabohne als Hackfrucht angebaut, gehört der Striegel aber mit dazu, da er die Wirkung der Hacke wesentlich unterstützt!
Je nach verfügbarer Sä- und Hacktechnik im Betrieb kann der Reihenabstand zwischen 25 und 50 cm gewählt werden. Je enger der Reihenabstand, umso früher erfolgt der Reihenschluss, umso besser werden spät auflaufende Beikräuter unterdrückt.
Striegeln im Vorauflauf
Der erste Striegeldurchgang ist als Blindstriegeln im Vorauflauf einzuplanen. Hierbei werden die noch kleinen Beikräuter im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium entwurzelt und verschüttet, – mit Wirkungsgraden von über 80 % je Striegeldurchgang! Trockenes, sonniges und windiges Wetter wirkt verstärkend. Sofern noch möglich, ist bei einem hohen Beikrautbesatz nach etwa 2 bis 3 Tagen ein zweites Blindstriegeln vor dem Aufgang der Sojabohnen durchzuführen. Zur Verbesserung der Wirkung kann auch diagonal zur Särichtung oder entgegengesetzt zur vorherigen Fahrtrichtung gestriegelt werden. Wichtig sind in der Keimungsphase Feldkontrollen, damit die Sojakeimlinge nicht durch die Striegelzinken geschädigt werden.
Beim Auflaufen sind Sojapflanzen empfindlich
Nach dem Aufgang der Sojabohnen sollte zeitig mit dem Striegeln begonnen werden. Aber: Beginnen die Sojakeimlinge die Bodenoberfläche zu durchstoßen, sind sie sehr empfindlich. In dieser Phase möglichst nicht oder sehr vorsichtig striegeln. Hat sich die Sojapflanze vollständig aufgerichtet und ihre beiden Keimblätter sind voll entwickelt, kann vorsichtig mit dem Striegeln begonnen werden. Das Striegeln sollte grundsätzlich erst ab dem Spätvormittag mit ansteigenden Temperaturen erfolgen. Der Zelldruck in den Sojapflanzen nimmt im Tagesverlauf ab und die Pflanzen sind dann elastischer und weniger empfindlich. Nur wenn die oberen 2 bis 3 cm der Bodenoberfläche locker sind, ist ein guter Verschüttungseffekt bei gleichzeitiger Pflanzenschonung möglich. Ist der Boden nach der Saat jedoch verschlämmt, kann die vergleichsweise kulturschonende Sternrollhacke oder die Ackerwalze die Kruste aufbrechen.
Gute Striegelverträglichkeit
Sobald das erste Laubblattpaar der Sojapflanzen voll entfaltet ist, verbessert sich ihre Striegelverträglichkeit deutlich. Weitere Striegeleinsätze sind stets an neu keimenden und auflaufenden Beikräutern auszurichten. In dieser Entwicklungsphase vom ersten bis etwa zum dritten Laubblattpaar der Sojabohnen sind möglichst in kurzen Abständen von maximal fünf Tagen mechanische Einsätze mit Hacke und/oder Striegel durchzuführen. Dazu sollte auch mit sichtbarwerden der Kulturreihen mit dem Einsatz der Scharhacke begonnen werden (Reihenfolge: erst die Hacke, dann der Striegel). Unbeständige Witterungsphasen können die Zeiträume für die mechanische Regulierung erheblich einengen. Auch nur kurze Zeitfenster zur Bearbeitung sollten dann konsequent genutzt werden, denn ein zu langes Abwarten ist häufig die falsche Entscheidung.
Diagonal oder quer zur Särichtung striegeln
Trotz guter Regulierung der Hackschare zwischen den Sojareihen, kann sich in den unbearbeiteten Bereichen innerhalb der Sojareihen schnell ein hoher Beikrautbesatz aufbauen. Der Striegel ist dann eine ideale Ergänzung zur Scharhacke. Besonders das Striegeln diagonal oder quer zur Särichtung hat einen guten regulierenden Effekt.
Versuche der LWK Niedersachsen zeigten einen bis zu 50 Prozent höheren Regulierungserfolg je Überfahrt gegenüber dem Striegeln in Särichtung.
Ab ca. 15 bis 20 cm Wuchshöhe führt ein (zu) häufiges und intensives Striegeln und das Überrollen durch die Schlepperräder beim diagonalen Striegeln der Sojabohnen zu Wachstums- und sogar Abreifeverzögerungen und oft richten sich die Sojabohnen nach dem Striegeln nicht mehr gerade auf, sondern wachsen „s-förmig“ weiter.
Frühes Hacken und Häufeln
Wesentlich für eine wirkungsvolle mechanische Beikrautregulierung ist ein abgestimmter Einsatz von Striegel und Hacke. Mit der Scharhacke sollte so flach wie möglich gearbeitet werden. Eine zu tiefe Bearbeitung bringt verstärkt Beikrautsamen in Keimstimmung und kann zur Beschädigung der Sojawurzeln oder zur erhöhten Austrocknung des Bodens führen und die Erosionsgefahr kann zunehmen.
Mit dem Sichtbarwerden der Saatreihen kann auch die Scharhacke zum Einsatz kommen. Dazu ist auch ein frühes, leichtes Anhäufeln der kleinen Sojapflanzen mit Flachhäuflern oder Häufelkörpern problemlos möglich. Der Verschüttungseffekt auf die noch kleinen Beikräuter ist ausgesprochen wirksam und die Kulturpflanze wächst sich bei wüchsiger Witterung schnell wieder frei. Auch in den folgenden Wachstumsstadien ist ein flaches Häufeln zu empfehlen.
Grundsätzlich verträgt die Soja das flache Häufeln sehr gut. Beikräuter innerhalb der Sojareihen dürfen nicht zu groß sein. Sie müssen durch das Häufeln vollständig verschüttet werden (besonders Weißer Gänsefuß!), sonst fördert man sie eher als sie zu regulieren. Ein zu kräftiges Anhäufeln mit dem letzten Hackdurchgang sollte vermieden werden, da es später Behinderungen durch Erde und Steine bei der Ernte geben kann. Sofern möglich, können die Dämme mit dem Striegel wieder eingeebnet werden. Zudem besteht die Gefahr, dass Beikrautsamen aus dem Zwischenraum an die Sojareihen gehäufelt werden und es dann zu einer starken Spätverkrautung kommt.
Wirkungsvolle Zusatzwerkzeuge
Mit der Scharhacke lässt sich der Bereich zwischen den Pflanzenreihen recht sicher regulieren. Viel mehr Aufmerksamkeit muss der Unkrautregulierung innerhalb (InRow) der Pflanzenreihen geschenkt werden. Das ist wie erläutert mit dem Zinkenstriegel quer oder diagonal zur Särichtung möglich. Zudem stehen Zusatzwerkzeuge an der Scharhacke wie Torsionszinken, Rollstriegel, Fingerhacke und die bereits erwähnten Flachhäufler oder Häufelscheiben zur Verfügung, die auch genutzt werden sollten. Erfolgt im InRow-Bereich nicht frühzeitig nach dem Aufgang und in der Jugendentwicklung der Soja eine Regulierung, kann sich schnell ein hoher Beikrautbesatz aufbauen, der sich nicht mehr ausreichend mechanisch erfassen lässt.
Fazit
Neben der mechanischen Beikrautregulierung sind vorbeugende Maßnahmen wie Standortauswahl, Vorfrucht und Auswahl frohwüchsiger Sorten flankierend zu berücksichtigen. Eine sorgfältige Saatbettbereitung ist wichtig, damit Striegel und Hackwerkzeuge exakt arbeiten können. Besonders in der frühen Jugendentwicklung der Soja müssen die mechanischen Maßnahmen in den frühen Unkrautstadien gesetzt werden. Wer zu lange wartet, bekommt das Kraut nicht mehr in den Griff. Mit einem aufeinander abgestimmten Einsatz von Hacke und Striegel ist die Beikrautregulierung in der Hackfrucht Sojabohne wirkungsvoll möglich und auch für konventionelle Betriebe mindestens eine gute Ergänzung.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Sojabohnen sind in Süddeutschland und zunehmend in Norddeutschland ein fester Bestandteil vieler Betriebe. Die Züchtung von frühreifen Sorten hat den Anbau gefördert. In Niedersachsen wird seit 16 Jahren am Sojaanbau geforscht und beraten, wobei die Unkrautregulierung ein wesentlicher Aspekt ist.
Die Sojabohne ist in der Anfangsphase konkurrenzschwach, weshalb die Beikrautregulierung wichtig ist. Unterstützende Maßnahmen umfassen die Wahl geeigneter Standorte, zügige Jugendentwicklung und die Aussaat unter günstigen Bedingungen. Empfohlene Vorfrüchte sind Wintergetreide, um den Beikrautdruck zu verringern. Zudem sollte bei der Aussaat auf eine Bodentemperatur von mindestens 10 °C geachtet werden.
Standorte mit hohen Beikrautdruck möglichst meiden.
- Anbau nach Vorfrüchten, die niedrige Rest-Stickstoffgehalte im Boden und darüber einen geringeren Beikrautdruck erwarten lassen (z. B. Wintergetreide).
- Standort mit guter Bodenerwärmung wählen.
- Aussaat erst ab einer Bodentemperatur von mindestens 10 °C
- möglichst bei anhaltender warmer Witterungsphase aussäen
- Frohwüchsige Sorten unterdrücken Beikräutern wirkungsvoll.
Zusätzlich sollte die Sojabohne in Reihen mit größerem Abstand angebaut werden, um den Einsatz von Hackgeräten zu ermöglichen. Die Striegelung sollte vor dem Aufgang der Sojabohnen durchgeführt werden. Bei gutem Wetter kann ein zweites Striegeln notwendig sein. Nach dem Aufgang der Pflanzen ist vorsichtiges Striegeln angesagt, da junge Sojapflanzen empfindlich sind. Starke Striegelungen sind erst möglich, wenn die Pflanzen gut entwickelt sind.
Das Striegeln sollte variabel zur Särichtung erfolgen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Frühzeitig erfolgendes Hacken und Häufeln sind entscheidend für den Erfolg der Beikrautregulierung. Bei der Bearbeitung ist Vorsicht geboten, um Schäden an den Sojawurzeln und Erosionsrisiken zu vermeiden. Werkzeuge wie Torsionszinken und Fingerhacke können bei der Beikrautregulierung innerhalb der Reihen helfen.
Zusammengefasst sind neben der mechanischen Beikrautregulierung auch vorbeugende Maßnahmen wichtig. Eine sorgfältige Saatbettbereitung und der koordinierte Einsatz von Striegel und Hacke ermöglichen eine effektive Beikrautregulierung und sind besonders in der frühen Wachstumsphase entscheidend.