Betriebsreportage: „Hybridweizen bringt mir Stabilität ins System.“

Auf dem Mulchsaatbetrieb von Dennis Gritke in Lüchow nimmt Winterweizen die größte Anbaufläche ein. In der schon immer unter Frühsommertrockenheit leidenden Region ist Ertragsstabilität bei den stark wechselnden Böden ein wichtiger Aspekt. Dennis Gritke berichtet in dem Gespräch mit praxisnah über seine Erfahrungen mit Hybridweizen.

Auf den 308 Hektar Ackerfläche werden Industrie- und Stärkekartoffeln, Zuckerrüben, Winterraps (alternativ Sonnenblumen), Winterweizen und Winterroggen, Sommergetreide und Biogasmais produziert. Hinzu kommen ca. 14 Hektar Grünland mit dem Produktionsziel Pferdefutter und Biogas. Wo immer machbar, stehen in der Fruchfolge zudem Zwischenfrüchte; Wintergetreide steht niemals nach Wintergetreide.

Schon so lange Dennis Gritke sich erinnert, gab es im Frühsommer längere Phasen ohne Niederschläge, bei insgesamt geringen Jahresniederschlägen (ca. 500 mm). Die lehmigen Sande, die auf der Fläche stark in der Bodenqualität wechseln (im Schnitt bei 45 BP), sind nicht in der Lage, Wasser lange zu speichern. Daher versucht Gritke, das Speichervermögen seiner Böden durch möglichst wenig Bodenbearbeitung und den konsequenten Einsatz von Zwischenfrüchten zu verbessern.


Auch optisch Unterschiede zum Linienweizen

Auf 95 Hektar stehen mehrere Winterweizensorten. Ca. 46 ha davon sind Hybridweizen (Sorte SU HYVEGA. „Bei Raps, Roggen und auch Wintergerste habe ich mit Hybriden immer schon sehr gute Erfahrungen hinsichtlich der Ertragsleistung und auch Trockentoleranz gemacht. Hybriden funktionieren auf diesen Böden einfach besser. Da lag es nahe, auch bei Weizen Hybridsorten auszuprobieren. Zumal es auch hier von dem Züchter hieß, dass die ein besseres Wurzelsystem haben als Linienweizen“, erläutert Gritke seine Beweggründe (siehe kleines Bild). Dabei sind ihm in den drei Jahren Hybridweizen einige Unterschiede zum Linienweizen aufgefallen: „Da die Saatgutproduktion von Hybridweizen sehr aufwendig ist, liegt der Saatgutpreis natürlich deutlich über dem des Linienweizens. Also geht man – so wird es ja auch empfohlen – mit der Saatstärke runter. Ich säe mit 135 Körnern/m² gegenüber 200–220 Körnern bei Linienweizen. Das fängt einen Teil der Saatgutkosten zwar auf, aber an die Optik eines solchen Bestandes muss man sich gewöhnen. Das sieht im Herbst und zu Vegetationsbeginn schon manchmal recht ruppig aus, jedenfalls SU HYVEGA. Und die Sorte bleibt in der Optik auch unruhig bis zum Schluss.“ Schlussendlich waren die Erträge in den doch sehr unterschiedlichen Jahren 2023 und 2024 aber sehr zufriedenstellend und lagen deutlich über denen der Linienweizensorten.


Zwei Männer stehen in einem Weizenfeld und inspizieren die Pflanzen unter blauem Himmel. (automatisch generiert durch KI)
Dennis Gritke (l) und Maik Seefeldt


Andere Bestandesführung als bei Linienweizen

Hybridweizen sollten grundsätzlich anders geführt werden als Linienweizen, um das Ertragspotenzial optimal zu nutzen.

Aussaat: Gritke drillt den Hybridweizen in der 3.–4. Septemberwoche vor den anderen Weizensorten mit den bereits erwähnten 135 Körnern/m². Seiner Erfahrung nach sollte Hybridweizen mit diesen Saatstärken allerspätestens bis Anfang Oktober im Boden sein. Seine Flächen liegen ausnahmslos im Roten Gebiet, weshalb er nur A-Sorten anbaut. „Wenn es aufgrund der relativ geringen N-Düngung oder/und wegen einer trockenheitsbedingt niedrigen Nährstoffverfügbarkeit dann nur ein guter B-Weizen wird, ist das für mich auch in Ordnung“, stellt er klar. Außer vor Kartoffeln setzt Dennis Gritke als wichtigen Baustein seines Nährstoffmanagements auf leguminosenhaltige Zwischenfrüchte. Die Zwischenfruchtmischung wird als Biogassubstrat für einen Nachbarbetrieb genutzt und darf daher auch gedüngt werden. Vor Kartoffeln steht Ölrettich.

Das sehr trockene Frühjahr 2024 mit späten Nachtfrösten hat (nicht nur) allen Weizensorten zugesetzt, die meisten Pflanzen haben gelbe Blattspitzen. Zudem gab es bei der Aussaat 2024 beim Hybridweizen technische Probleme, daher „haben wir den Hybridweizen mit 5 cm viel zu tief abgelegt. Das hat eine ganze Woche Zeit gekostet, aber bisher sieht der Bestand trotzdem ganz ordentlich aus.“ Aber es gibt in dieser Region immer wieder Jahre, in denen eine Saat im September gar nicht möglich ist, weil die Böden nicht befahrbar sind. Daher wird er für die Ernte 2026 auf einem Teil der jetzt 46 Hektar Hybridweizen eine Oktobersaat mit geringfügig höheren Aussaatstärken testen.

Düngung: Die Stickstoffdüngung muss früh und vergleichsweise hoch erfolgen. Hier im Roten Gebiet sind das situationsangepasst 90 –100 kg N/ha zu Vegetationsbeginn und dann noch einmal 80 kg N/ha zum Schossen. Linienweizen bekommt zum Vergleich zu Vegetationsbeginn 20 kg N/ha weniger. Mit der Schossergabe wird die Bestockung gefördert und damit auch die Anzahl der ährentragenden Halme, außerdem beeinflusst diese Gabe die Kornzahl/Ähre, während sich die Spätgabe auf Tausendkornmasse und Qualitätseigenschaften auswirkt. Bei der zweiten Düngegabe wurde der Landwirt jedoch dieses Jahr nervös, wie er erläutert: „Das Problem ist, dass Nährstoffe nur in Kombination mit ausreichender Bodenfeuchtigkeit ankommen. Hier hat uns in diesem Jahr der wenige Niederschlag Ende April nach wochenlanger Trockenheit gerettet!“ Beregnung bei Getreide ist nur in Ausnahmen 2025 erfolgt und dann auch nicht beim Hybridweizen.

Pflanzenschutz: Unterschiede im Krankheitsverhalten zwischen Linie und Hybrid sind auf diesem Betrieb zwar nicht erkennbar. Insgesamt verfügen die Hybriden jedoch über ein gutes Resistenzprofil. Zu beachten ist, dass die frühe Aussaat Anpassungen bei der Unkrautbekämpfung erfordert: Eine Herbizidmaßnahme gegen Gräser ist hier im Herbst gesetzt.

Mit Wachstumsregler ist Gritke generell vorsichtig, denn „man spritzt sich schnell Ertrag weg.“ Dieses Jahr erfolgte wegen der Trockenheit nur auf den besseren Standorten bei gut entwickelten Beständen eine Maßnahme bis EC 29 und dann noch mal eine Ende April nach den Regenfällen.


Die Ökonomie kommt jedes Jahr auf den Prüfstand

Wie jeder andere auch, rechnet Dennis Gritke genau, ob der Hybridweizen wirtschaftlich ist. „Im letzten Jahr zum Beispiel brachte SU HYVEGA im Schnitt 87 dt/ha und damit 7 dt mehr als die Liniensorten. Dabei hat er je nach Standort A- und B-Qualitäten gebracht, die Linienweizen B- und teilweise nur C-Qualität. Insofern passte es ökonomisch, wie auch im Jahr zuvor.“

Mit mehr Aussaatflexibilität würde Hybridweizen sicher für mehr Landwirte interessanter werden, findet Dennis Gritke und würde sich von den Züchtern Sorten wünschen, die auch mit geringen Saatstärken im Oktober noch sehr hohe und sichere Erträge bringen. Das sehen die Züchter ähnlich und testen zurzeit die neuesten Hybridweizensorten mit unterschiedlichen Saatstärken und vergleichsweise späten Aussaatterminen. praxisnah bleibt am Ball und wir berichten, sobald Ergebnisse vorliegen.

Für die praxisnah vor Ort: Maik Seefeldt, Aileen Hahlbohm und Dr. Anke Boenisch


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Dennis Gritke berichtet über seine Erfahrungen mit Hybridweizen auf seinem Mulchsaatbetrieb in Lüchow, einer Region mit Frühsommertrockenheit. Hybridweizen zeigt ich auf den wechselnden Böden ertragreicher und trockenresistenter als herkömmlicher Weizen. Die immer wieder  zufriedenstellende Erträge gleichen wirtschaftlich die höheren Saatgutkosten aus und sorgen für mehr Ertragssicherheit.  Die Wirtschaftlichkeit steht jedoch jedes Jahr neu auf dem Prüfstand.