Das ist das oberste Ziel von Arne Schwuchow, Produktionsleiter Pflanzenproduktion der Agrar GmbH & Co. KG Wittow-Süd. Mit den Vorgaben der neuen Düngeverordnung ist dies nicht unbedingt einfacher geworden. Umso wichtiger wird es für ihn, bei der Sortenwahl auf eine hohe N-Effizienz zu achten.
Sehr viel weiter nördlich geht es auf der Ostseeinsel Rügen nicht mehr: Auf den überwiegend arrondierten 1.750 Hektar der Agrar GmbH & Co. KG Wittow-Süd kann man die Ostsee schon riechen. Die Böden weisen hier eine Bodenzahl zwischen 35 und 85 auf, sind aber meist auf den Schlag bezogen homogen. Zwar ist die Ostseeinsel mit 500 bis 530 mm/Jahr nicht so reich mit Niederschlägen gesegnet wie zum Beispiel die Ostseeküste in Schleswig-Holstein, aber mit dem reichlich anfallenden Tau kommt man ganz gut über das Jahr. Wobei Arne Schwuchow sehr wohl festgestellt hat, dass selbst hier die Vorsommertrockenheit in den letzten Jahren häufiger vorkam und für einige Kulturarten ertragliche Nachteile mit sich brachte.
Winterweizen bleibt die Hauptkultur
In der Agrar GmbH wurde bis vor wenigen Jahren die für diese Region typische, extrem wintergetreidelastigen Fruchtfolgen Winterraps/Winterweizen/Wintergerste oder auch Winterraps/Winterweizen/Winterweizen/Wintergerste gefahren.
„Nicht nur wegen der politischen Vorgaben müssen wir umdenken und die Fruchtfolgen mit Sommerungen erweitern, denn auch der Ackerfuchsschwanz wird zunehmend zu einem schwer kontrollierbaren Problem“, erläutert der Landwirt. Da Mais aufgrund des – inselweit – mangelnden Viehbesatzes aber kein Thema ist, wird mit Futtererbsen und Ackerbohnen sowie Sommergerste und im Flächentausch Kartoffeln gearbeitet. Allerdings wirkt sich auf die Leguminosen die Vorsommertrockenheit im Mai und Juni sehr ertragsreduzierend aus. 2021 wurde aufgrund seines geringeren Stickstoffbedarfes der Winterroggen auf den leichteren Standorten mit aufgenommen. Demnach ist bei den jetzigen und auch den mittelfristig geplanten Fruchtfolgen der Qualitätswinterweizen die Kultur, deren Vermarktung aufgrund der nahen Exporthäfen am lukrativsten ist.
Hohe N-Effizienz als Basis für sichere Qualität
Dabei hat Arne Schwuchow bei der Sortenwahl klare Vorstellungen. „Ziel ist es, sicher qualitativ hochwertigen Qualitätsweizen zu produzieren. Mit Blick auf die Düngeverordnung müssen die Sorten folglich eine gute N-Effizienz aufweisen, also den Stickstoff sowohl in Ertrag als auch in Protein effektiv umsetzen“, erklärt Schwuchow seine Prioritätensetzung bei der Sortenwahl. Allerdings kommt für ihn noch ein wichtiger Aspekt hinzu: „Ich sehe durchaus, dass wir von „außen“ aufgefordert sind, umweltverträglicher zu wirtschaften und das sehe ich selbst auch so. Die Wahl von gesunden Sorten ist daher eine wichtige Stellschraube dafür, die Pflanzenschutzaufwendungen zu senken.“ Natürlich bleibt auch der Ertrag ein extrem wichtiges Kriterium, auch weil die Düngerbedarfsermittlung auf dem Durchschnittskornertrag der letzten fünf Jahre basiert. Der Rohproteinertrag wird hier nicht berücksichtigt. Um hier keine Abwärtsspirale in Gang zu setzen, müssen die Sorten in der Summe also auch ansprechende Erträge bringen.
Den A-Weizen Lemmy hat der Landwirt jetzt im 3. Jahr im Anbau zzt. auf ca. 200 Hektar. Auf die Sorte aufmerksam wurde er auch durch Demos bei dem in der Nähe liegenden Betrieb der Nordsaat Saatzucht. Aus der anfänglichen Testsorte wurde dann eine der Stammsorten, denn bei Erträgen vergleichbar denen der ebenfalls im Anbau befindlichen Sorte LG Initial liefert Lemmy 1–2 % mehr Rohprotein. „Nach Erbsen lieferte Lemmy 2020 105 dt/ha bei 14 % Rohprotein. Selbst als Stoppelweizen konnte er überzeugen. Seine ebenfalls sehr gute Backqualität wird leider selten honoriert, weil die hier produzierten Qualitätsweizen aufgrund der Nähe zu Exporthäfen und der Insellage fast ausnahmslos in den Export gehen“, bedauert er ebenso wie die Tatsache, dass die letzte regional ansässige Mühle aufgegeben hat und damit keine regionalen Vermarktungsmöglichkeiten mehr bestehen.
Früh gesät, früh geerntet
Rügen gehört zu den Regionen im bundesweiten Vergleich, die früh mit der Winterweizenaussaat beginnen. So startet auch Arne Schwuchow schon am 10./12. September und versucht, die Aussaat bis Mitte Oktober abgeschlossen zu haben, denn danach wird es oft zu nass für eine ordnungsgemäße Saat. Dabei bleibt er mit 260 bis 270 Körnern/m² eher im unteren Bereich, damit die Bestände nicht zu üppig werden. Auch bei den Beizen wird versucht, Pflanzenschutzmittel einzusparen und so experimentiert man hier mit Nährstoff- und Elektronenbeizen. Beim Herbizideinsatz sind aufgrund des Ackerfuchsschwanzaufkommens jedoch volle Aufwandmengen angesagt.
Die Stickstoffdüngung erfolgt in drei oder auch vier Gaben, wobei die erste so früh wie möglich erfolgt. Denn das Frühjahr ist hier meistens lange kühl und entsprechend lange braucht der Nährstoff für den Weg in die Pflanzen. Die erste Gabe mit stabilisiertem Harnstoff macht etwa ein Drittel der Gesamtmenge aus. Für die qualitätssichernde dritte und vierte Gabe wird ein N-Tester verwendet, der N-Sensor erwies sich aufgrund der Homogenität der Böden als nicht notwendig. Bisher werden zwar auch Satellitendaten genutzt, um die Stickstoffgaben an die unterschiedliche Bestandesentwicklung anzupassen. Aber mittelfristig ist geplant, mithilfe standortspezifischer Streukarten und modernster Applikationstechnik gezielter auf die Bestandesentwicklung reagieren zu können.
Vorteile von früh reifenden Weizensorten
Für die Vermarktung hat sich die Frühreife von Lemmy als sehr positiv erwiesen, denn ein Teil dieser Sorte kann dann die Ex-Ernte-Kontrakte bedienen. Dies bringt aber noch einen weiteren Vorteil mit sich: „Lemmy wird hier so früh reif, dass wir einen Teil sogar vor Raps dreschen konnten! Das hat den enormen Vorteil, dass man damit vor dem nachfolgenden Raps für Bodenbearbeitung und Bestellung mehr Zeit hat. Außerdem konnte der erntereife Rapsbestand im aktuellen Jahr etwas länger/besser abreifen als wenn er gleich nach dem Gerstendrusch beerntet worden wäre. Zusätzlich ergibt sich durch solch frühreife Sorten die Möglichkeit, den Weizendrusch insgesamt auf einen längeren Erntezeitraum auszudehnen.“
Meist wird der Qualitätsweizen in den betriebseigenen Hallen sortenrein eingelagert, um die dann homogene und bekannte Qualität der einzelnen Sorten zielorientierter vermarkten zu können. Zudem ist aus rein logistischen Gründen ein vollständiger Abtransport des Erntegutes in den Sommermonaten schwierig: Rügener Realität ist, dass Hunderte von Touristenautos die Straßen schon morgens verstopfen. Und im Stau stehende Lkw will niemand bezahlen müssen.
Fazit
Schlussendlich ist das oberste Ziel von Arne Schwuchow, sicher Qualitätsweizen mit guten Qualitäten und auch ausreichend hohen Erträgen zu produzieren. Zudem will er möglichst Pflanzenschutzmittel einsparen. Damit ist klar, dass seine Wahl auf Sorten fällt, die eine sehr gute N-Ausnutzung bei gleichzeitig guter Gesundheit mitbringen. Auf Ertrag kann, will und muss er dabei nicht verzichten.
Text: Dr. Anke Boenisch, Martin Rupnow |
Fotos: praxisnah, Matthias Rapp
Darum brauchen wir Weizensorten mit hoher N-Effizienz und Proteingehalt! Höhere Proteingehalte im Qualitätsweizensegment wirken sich zwar positiv auf die Backeigenschaften von Weizen aus. Es gibt jedoch durchaus auch Sorten, die bei niedrigeren Proteingehalten gute Backeigenschaften aufweisen. Da in der Praxis jedoch Qualität auf Basis des Proteingehaltes honoriert wird, werden diese Sortentypen zzt. unterbewertet. Mit Blick auf die reformierte Düngemittelverordnung und die steigenden Energie- und Düngemittelpreise ist in Zukunft ein verminderter Düngemitteleinsatz absehbar. Insgesamt wird sich dies voraussichtlich in geringeren Kornerträgen und einem deutlich geringeren Proteingehalt widerspiegeln. N-effiziente Sorten, die möglichst den gesamten Stickstoff aufnehmen und in einen hohen Proteingehalt umwandeln, könnten diese Entwicklung abfedern und werden somit in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. |
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Obwohl auch Arne Schwuchow auf Rügen seine bisher sehr wintergetreidelastigen Fruchtfolgen erweitern muss und auch will, wird Winterweizen seine bedeutendste Kultur bleiben. Umso wichtiger ist es daher, dass bei Qualitätsweizen sicher die notwendigen Qualitäten erreicht werden. Dies gelingt bei dem erlaubten Düngeniveaus nur mit N-effizienten Sorten, also Sorten, die „den Stickstoff sowohl in Ertrag als auch in Protein effektiv umsetzen“.
Zudem bemüht sich der Betriebsleiter darum, die Pflanzenschutzaufwendungen durch die Wahl gesunder Sorten zu senken. Der A-Weizen LEMMY steht bei ihm daher schon seit 3 Jahren im Anbau: Gesund und N-Effizient mit ansprechenden Erträgen. „Nach Erbsen lieferte Lemmy 2020 105 dt/ha bei 14 % Rohprotein. Selbst als Stoppelweizen konnte er überzeugen.“ Das hat auch Schwuchow überzeugt, der darüber hinaus bedauert, dass die guten Backqualitäten der Sorte von der aufnehmenden Hand nicht ausreichend honoriert werde, da von Rügen aus der überwiegende Teil des Qualitätsweizens in den Export gingen.
Mit einem angepassten Stickstoffmengement erreicht die Sorte sicher gute Qualitäten. Zudem wird Lemmy so früh reif, dass er teilweise noch vor dem Raps gedroschen werden kann. Außerdem bringt die Frühreife hier weitere arbeitswirtschaftliche Vorteile mit sich.