GPS-Roggen: Futter sichern mit Ganzpflanzensilage

GPS-Roggen: Futter sichern mit Ganzpflanzensilage

Die letzten Trockenjahre haben auf den meisten tierhaltenden Betriebe dazu geführt, dass keine oder kaum Futterreserven angelegt werden konnten. 2023 zählt statistisch gesehen in Deutschland nicht zu den ausgeprägten Trockenjahren. Dennoch lässt die Trockenperiode im Mai und Juni, unter der insbesondere die Sommerkulturen wie der Mais litten, keine guten Prognosen zur Futterproduktion zu. Flexibel einsetzbaren Kulturarten können dazu beitragen, die Situation zu entspannen, wie Marieta Hake ausführt.

Wir hatten 2023 noch Glück, denn im Juli und August kam nach langer Trockenheit der ersehnte Regen, sodass in vielen Regionen die anfänglich schlecht entwickelten Bestände deutlich aufholen konnten. Trotzdem wirken sich die letzten Trockenjahre noch immer auf die aktuelle Futterversorgung aus.


Auch unsichere Maiserträge führen zu Veränderungen der Fruchtfolge

Seit 2022 hat der Anbau von den Wintergetreidearten Triticale und Roggen für die Ganzpflanzensilage deutlich zugenommen. Hierfür gibt es verschiedene Gründe:

  1. Risikoreduzierung: Als Folge des fortschreitenden Klimawandels steigt die Ertragsunsicherheit im Maisanbau. Durch den Anbau einer Wintergetreideart wird das Wasser aus dem Winter besser verwertet und ist noch in den wichtigen Entwicklungsphasen ausreichend verfügbar.
  2. GLÖZ 6 und 7: Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen haben einen Einfluss auf die Flächenausweitung genommen. Insbesondere bei intensiven Maisfruchtfolgen können durch GPS-Getreide die Anforderungen GLÖZ 6 und 7 eingehalten werden. Die Erträge dieser Bodenbedeckung lassen sich zudem noch produktiv für die Fütterung der Biogasanlage oder des Viehbestands nutzen. Außerdem entfällt durch den Anbau einer Winterung die Pflicht für einen weiteren Zwischenfruchtanbau.
  3. Maisdeckel: Der für Biogasanlagen relevante „Maisdeckel“ ist mit dem Anbau von GPS-Getreide besser einzuhalten.
  4. Arbeitswirtschaft: Die arbeitswirtschaftliche Komponente ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen. Durch die frühe Ernte werden Arbeitsspitzen in der „richtigen“ Erntezeit entzerrt.

Pflanzenbauliche Vorteile von GPS-Getreide

Durch die Aussaat vor Winter werden Nährstoffe aufgenommen, bevor sie verlagert werden können. Wintergetreide kann besser mit den veränderten Witterungsbedingungen umgehen. So sind trockene, heiße Sommer sowie nasse Winter beim Wintergetreide nicht so ertragswirksam wie z. B. beim Mais. Außerdem wird durch die „Winter-Begrünung“ das Erosionsrisiko verringert. Ein weiterer Aspekt ist, dass früher Hitze- und Trockenstress Winterungen nicht so stark beeinflusst wie Mais. In maislastigen Fruchtfolgen bedeutet eine Winterung auch einen Fruchtwechsel und damit einen Beitrag zum integrierten Pflanzenschutz. Zudem wird die Humusbilanz ausgeglichener als in Fruchtfolgen mit maximalem Silomaisanteil. Hinzu kommt, dass GPS-Getreide die Fläche so früh räumt, dass eine Zweitfrucht, Zwischenfrucht oder eine frühe Winterung etabliert werden kann.


Lagerneigung und Pflanzenlänger
Lagerneigung und Pflanzenlänger

Ertragsreaktion auf Beregnung
Ertragsreaktion auf Beregnung


Vorteile in Bezug auf die Nutzung

Roggen als Ganzpflanzensilage ist vielseitig einsetzbar: als Futtermittel oder auch als Substrat für die Biogasanlage. Durch die frühe Ernte ist eine rechtzeitige Futterverfügbarkeit gewährleistet und Futterlücken können geschlossen werden.

Bei GPS-Getreide – und hier besonders bei Roggen und Triticale – sind auch Sorten verfügbar, die direkt für diese Nutzung gezüchtet wurden, sich jedoch zur Körnernutzung weniger eignen. Demgegenüber ist mit dem Anbau von Doppelnutzungssorten die größtmögliche Flexibilität in der Nutzung gesichert: Sobald klar ist, dass das Futter im Sommer bereits knapp ist, kann während der Milch- bzw. Teigreife geerntet werden. Bei zunächst noch nicht festgelegter Nutzung ist es sinnvoll, wenn eher kürzere und standfestere Sortentypen gewählt werden, um das Lagerrisiko bei Körnernutzung zu reduzieren. Hier gibt es mittlerweile Sortentypen, die beim TM-Ertrag auf dem Niveau der reinen GPS-Sorten liegt (Abb. 1 und 3).


Warum sich Winterroggen besonders eignet

Im Vergleich zu anderen Wintergetreidearten bringt Roggen höhere GTM-Erträge. Der Winterroggen ist besonders bekannt für seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umweltbedingungen: Er ist widerstandsfähig gegenüber Kälte, aber auch gegen Trockenheit und Hitze. Diese Eigenschaften reduzieren das Anbaurisiko im Vergleich zu anderen – empfindlicheren – Kulturen. Außerdem hat Roggen den großen Vorteil, dass er einen erheblichen Teil zu einer nachhaltigeren und effizienteren Landwirtschaft beitragen kann:

  1. Durch die gute Gesundheit müssen weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
  2. Roggen ist er eher anspruchslos und kommt mit geringerem Düngemitteleinsatz sowie mit weniger Wasser gut zurecht (s. Abb. 2). In Beregnungsgebieten kann so Wasser eingespart und für beregnungswürdigere Kulturen eingesetzt werden (s. auch www.praxisnah.de/202332).

TM-Ertrag von Hybridroggensorten
TM-Ertrag von Hybridroggensorten


Beschreibung des Jahres + Ergebnisse

Der Anbau von Winterroggen bot hier die optimale Möglichkeit für maximale Flexibilität. Insbesondere mit der Sortenwahl, die sowohl in der Körner- als auch GPS-Nutzung hohe Erträge liefern, hält man sich die Entscheidung zur Nutzung des Roggens bis zur Milchreife offen. Die Sorte SU PERSPECTIV geht aus den vorläufigen Landessortenversuchsergebnissen (n = 8, Stand 19.09.2023) GPS-Getreide als ertragsstärkste Doppelnutzungssorte hervor (s. Abb. 3)


Fazit

Insgesamt werden durch den Anbau von Winterroggen als Ganzpflanzensilage verschiedenste positive Aspekte vereint. Aus pflanzenbaulichen, nachhaltigen, arbeitswirtschaftlichen und risikostreuenden Gesichtspunkten kann der Roggen positiv zur Ertragssicherung und Vorbeugung von Futterknappheit beitragen. Gleichzeitig gilt es allerdings zu beachten, dass für die Ernte von GPS-Roggen nur ein kleines Erntefenster bleibt. Zudem können nicht die gleichen Qualitäten erreicht werden wie mit Maissilage, sodass die Ganzpflanzensilage unbedingt analysiert werden muss, um eine optimale Versorgung sicherzustellen.

GLÖZ 6:

Grundsätzlich muss jeder Betrieb mit Ackerflächen in der Zeit vom 15.11.2023 bis 15.1.2024 auf mindestens 80 % seiner Äcker eine von verschiedenen Arten der Bodenbedeckung vorweisen.

GLÖZ 7:

Beim Anbau einer Zwischenfrucht oder der Begrünung infolge einer Untersaat muss spätestens im dritten Jahr ein Wechsel der Hauptkultur erfolgen. Auf den restlichen Ackerflächen (höchstens 33 %) findet ein Wechsel der Hauptkultur spätestens im dritten Jahr statt.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Seit 2022 hat der Anbau von den Wintergetreidearten Triticale und Roggen für die Ganzpflanzensilage in Deutschland deutlich zugenommen. Hierfür gibt es verschiedene Gründe:

  • Risikoreduzierung: Der Klimawandel führt zu schwankenden Maiserträgen. Wintergetreide verwertet das Wasser aus dem Winter besser und es ist noch in den wichtigen Entwicklungsphasen ausreichend verfügbar.
  • GLÖZ 6 und 7: Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen haben einen Einfluss auf die Flächenausweitung genommen.  Außerdem entfällt durch den Anbau einer Winterung die Pflicht für einen weiteren Zwischenfruchtanbau.
  • Maisdeckel: Der für Biogasanlagen relevante „Maisdeckel“ ist mit dem Anbau von GPS-Getreide besser einzuhalten.
  • Arbeitswirtschaft: Durch die frühe Ernte werden Arbeitsspitzen in der Haupt-Erntezeit entzerrt.

Pflanzenbauliche Vorteile von GPS-Getreide:

Durch die Aussaat vor Winter werden Nährstoffe aufgenommen, bevor sie verlagert werden können. Trockene, heiße Sommer sowie nasse Winter sind beim Wintergetreide nicht so ertragswirksam wie z. B. beim Mais. Früher Hitze- und Trockenstress beeinflusst Winterungen nicht so stark wie Mais.
Außerdem wird durch die „Winter-Begrünung“ das Erosionsrisiko verringert.
In maislastigen Fruchtfolgen bedeutet eine Winterung auch einen Fruchtwechsel und damit einen Beitrag zum integrierten Pflanzenschutz.
Die Humusbilanz ist ausgeglichener als in Fruchtfolgen mit maximalem Silomaisanteil. Die die frühe GPS-Ernte kann noch eine Zweitfrucht, Zwischenfrucht oder eine frühe Winterung etabliert werden.


Vorteile von Hybridroggen als GPS

Roggen als Ganzpflanzensilage ist vielseitig einsetzbar: als Futtermittel oder auch als Substrat für die Biogasanlage. Durch die frühe Ernte ist eine rechtzeitige Futterverfügbarkeit gewährleistet und Futterlücken können geschlossen werden.
Im Vergleich zu anderen Wintergetreidearten bringt Roggen höhere GTM-Erträge.
Roggen ist extrem anpassungsfähig und anspruchslos: Er braucht weniger Pflanzenschutz, weniger Wasser, weniger Dünger als andere Getreidearten


Nachteile von Hybridroggen als GPS-Getreide

Für die Ernte von GPS-Roggen steht nur ein kleines Erntefenster zur Verfügung.
Zudem können nicht die gleichen Qualitäten erreicht werden wie mit Maissilage, sodass die Ganzpflanzensilage unbedingt analysiert werden muss, um eine optimale Versorgung sicherzustellen.