Für den richtigen Aussaattermin des Hafers gelten im Wesentlichen zwei Faustformeln: Erstens „so früh wie möglich“ und zweitens „Maihafer ist Spreuhafer“. Neben dem richtigen Aussaattermin müssen weitere wichtige Faktoren wie Standort, Düngung und Unkrautregulierung berücksichtigt werden, um eine gute Entwicklung des Haferbestands zu sichern. Im Folgenden erklärt Stefan Ruhnke, Projektmanager ökologischer Landbau, wichtige Anbautipps für Ihren Haferanbau.
Vorfrucht
Gute Vorfruchtwirkungen für Hafer haben Hackfrüchte, Leguminosen, Mais und Roggen. Ansonsten gilt Hafer im allgemeinen als Gesundungsfrucht mit geringen Ansprüchen an die Vorfrucht. Das kommt daher, dass Hafer Fußkrankheiten (Halmbruch, Schwarzbeinigkeit) in getreidelastigen Fruchtfolgen reduziert. Lediglich bei Weizen und Gerste als Vorfrucht sollte auf Probleme mit Getreidezystenälchen geachtet werden.
Aufgrund seines gut ausgeprägten Wurzelsystems schafft er es, Nährstoffe auch aus tieferen Bodenschichten zu erschließen. Dies führt dazu, dass Hafer meist als abtragende Frucht in der Fruchtfolge steht. Zudem ist Hafer aus diesem Grund prädestiniert für die Rekultivierung von Flächen.
Standort
Bei der Auswahl des Standortes sind mehrere Punkte zu beachten, um die gewünschten Qualitäten und Erträge zu erzielen. Der wichtigste Punkt ist dabei der hohe Anspruch des Hafers an die Wasserverfügbarkeit. Ist diese gegeben, kann der Anbau auch auf leichteren Standorten in Betracht gezogen werden. Ansonsten bilden Lehm- & Lössböden mit einer guten nutzbaren Feldkapazität und einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7 das Optimum.
Staunässe wird vom Hafer besser toleriert als z. B. vom Winterweizen. Doch ist meist auf schweren, zur Staunässe neigenden Böden eine frühe Befahrbarkeit und eine frühe Aussaat nicht immer gewährleistet. Hier kann man gegebenenfalls eine Frostbodenbearbeitung und -bestellung in Erwägung ziehen, falls eine zeitige Aussaat aufgrund von Nässe im Frühjahr nicht möglich sein sollte. Der Hafer benötigt eine Keimtemperatur zwischen 3 - 5 °C. Wichtig ist, dass die Saat nicht in den Boden eingeschmiert wird.
Düngung
Hafer hat einen eher extensiveren Charakter, was ihn auch besonders interessant für den ökologischen Landbau macht. Die Wirkung von N-Düngungs- und Fungizidmaßnahmen auf die Kornausbildung ist vergleichsweise gering. Übermäßige N-Versorgung führt meist zu Lager und Zwiewuchs.
Bei höheren pH-Werten sowie auf tonarmen Sandböden können Mängel an Spurenelementen und infolgedessen Krankheiten (Manganmangel: Dörrfleckenkrankheit, Kupfermangel: Heidemoorkrankheit) auftreten.
Saatbettbereitung
Hier empfiehlt sich eine zügige, flache Saatbettvorbereitung im Frühjahr mit möglichst wenigen Arbeitsgängen, um den Anschluss an das Kapillarwasser aus dem Unterboden nicht zu unterbrechen. Auch die Direktsaat des Hafers ist möglich, wobei die Konkurrenz um das Wasser durch die Ackerbegleitenflora beachtet werden muss.
Aussaat
Die Saattiefe beträgt 3 - 4 cm und der empfohlene Reihenabstand zwischen 10 und 14 cm. Nach der Aussaat hat sich auf leichten Standorten der Einsatz der Walze bewährt.
Je geringer ein Standort bonitiert ist, desto wichtiger ist eine frühe Aussaat. Ein früher Aussaattermin dient nicht nur der Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit, sondern verringert auch das Risiko des Fritfliegenbefalls.
Bei späteren Saatterminen sollte die Saatstärke entsprechend angepasst werden.
Im ökologischen Landbau sollten etwa 380 - 420 Rispen/m² angestrebt werden. Die Aussaatstärke sollte nicht zu knapp bemessen sein und leicht über der für konventionelle Bedingungen angegebenen Körnerzahl liegen, sodass eine Saatstärke von 350 - 400 keimfähigen Körnern/m² zu empfehlen ist. Bei einer geplanten mechanischen Unkrautregulierung sollte im Vorfeld mit einer etwa 10 % höheren Saatstärke gerechnet werden, um etwaigen Pflanzenverlusten entgegenzuwirken.
Unkrautregulierung
Um dem Hafer einen Vorsprung gegenüber der Ackerbegleitflora zu gewährleisten, empfiehlt sich im ökologischen Landbau der Striegeleinsatz im Vorauflauf. Im Nachauflauf kann der Striegel ab dem Vierblattstadium eingesetzt werden. Hafer besitzt eine gute Striegelverträglichkeit und eine gute Konkurrenzkraft gegenüber einer möglichen Spätverunkrautung.
Bei Fragen zur Sortenwahl oder Verfügbarkeiten, wenden Sie sich gerne an unsere SAATEN-UNION Berater.