In Teil zwei unseres Saison-Rückblicks schauen wir nach Nordwest-Deutschland. Fachberater Maik Seefeldt erklärt, warum manches im Ackerbau so und nicht anders gelaufen ist. Wie haben sich Getreide, Mais und Raps entwickelt und auf welche Krankheiten und Schädlinge sollte man besonders Acht geben?
Nord-Westdeutschland von Maik Seefeldt
Die Aussaatbedingungen im Herbst 2020 waren für alle Kulturen sehr gut und so konnten sich die Winterungen zunächst gut entwickeln. Es folgte ein „Schmuddelwinter“, der erst Ende Januar/Anfang Februar ein paar knackig-kalte Wintertage mit sich brachte. Durch die meist vorhandene Schneedecke waren die Pflanzen aber gut geschützt. Der Vegetationsbeginn verzögerte sich und die Aussaat der Sommerungen konnte erst später als normal erfolgen. Diese kühl-feuchte Phase führte dazu, dass der Dünger vom Wintergetreide gut aufgenommen wurde und die Pflanzen gut bestockten.
Im Juni kam es dann aber zu einem abrupten Wechsel hin zu einer trocken-heißen Witterung. Die Pflanzen stellten den Stoffwechsel um und Verlagerungsprozesse in die vielversprechenden Kornanlagen liefen jetzt nur noch suboptimal ab. Hinzu kam, dass das Wurzelsystem wegen des feuchten Frühjahres nur relativ schwach entwickelt war. Das führte zu einer schlechten Nährstoffversorgung. Am besten kam mit diesen Bedingungen aufgrund der verhältnismäßig frühen Abreife noch die Wintergerste zurecht.
Die Erträge und Qualitäten fielen regional sehr unterschiedlich aus: Die Bestände, die vor der Regenperiode im Juli gedroschen werden konnten, hatten oft gute Qualitäten und hohe Erträge (z. B. die Zweizeilergerste Bordeaux mit 99 dt/ha auf einem Betrieb in Lüchow-Dannenberg). Der Regen verzögerte dann aber die Erntearbeiten teilweise erheblich bis in den September hinein – dramatisch sinkende Qualitäten waren die Folge.
Auch die Erträge von Winterweizen und -triticale enttäuschten vielerorts. Bei Roggen ergab sich zwar auch ein heterogenes Bild, insgesamt fiel die Ernte aber durchschnittlich aus. Nicht zuletzt der regional vorkommende Starkregen brachte viele Bestände (nicht nur Roggen) ins Lager – nur wenige sehr kurze und/oder standfeste Sorten (wie Piano) blieben überwiegend stehen.
Rückblickend auf die Rapssaison kann man feststellen, dass dieses Jahr eine intensive Bestandesführung belohnt wurde: Wer regelmäßig seine Bestände kontrollierte und schnell reagierte, konnte den Schaden durch Kohltriebrüssler und Kohlstängelrüssler begrenzen. Je nach Insektenbefall und Krankheitsdruck lagen die Erträge zwischen vollkommen enttäuschenden 20 dt/ha bis hin zu Spitzenerträgen von über 50 dt/ha.
Interessant ist die Entwicklung des Dinkels in Westdeutschland: Die Nachfrage der Anbauer nach dieser Kultur steigt weiter, auch weil 2021 wieder einmal ein gutes Dinkeljahr war und weil sich hier immer mehr Vermarkter engagieren.
Der Mais startete bei den kühlen Temperaturen im April/Mai zunächst sehr zögerlich, holte dann aber in der warmen Phase mächtig auf. Fast überall im Land steht viel Mais-Masse auf den Feldern, was vermutlich zu einem Preisabfall führen wird. Milchviehhaltende sollten sich überlegen, ob nicht auch CCM oder LKS eine Alternative zum Silomais wären. Hochschnitte können sowohl TS-Gehalte als auch Energiegehalte erhöhen. Auch der Körnermais kann eine gute Alternative sein.
Ganz erfreulich haben sich die Futterrüben dieses Jahr präsentiert und werden gute Massenerträge erzielen.
Die Sojabohne hat sich im östlichen Vertriebsgebiet (Dannenberg) gut entwickelt und viele Hülsen angesetzt.
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