In Teil drei unseres Saison-Rückblicks schauen wir nach Ostdeutschland. Fachberater Roy Baufeld erklärt, warum manches im Ackerbau so und nicht anders gelaufen ist. Wie haben sich Getreide und Mais entwickelt und auf welche Krankheiten und Schädlinge sollte man besonders Acht geben?
Ostdeutschland von Roy Baufeld
Nach drei wasserzehrenden Trockenjahren brachte das Vegetationsjahr 2021 endlich wieder nennenswerte Niederschläge. Im Herbst 2020 entwickelten sich Bestände aller Herbstkulturen trotz oft verspäteter Aussaat sehr gut. Aufgrund der Feuchte im Oberboden erfolgte kein Wurzelwachstum in die Tiefe. In die Rapsbestände wanderte Ende Oktober der Rapserdfloh ein – ein selten auftretendes Problem, welches im zeitigen Frühjahr zu massiven Blattverlusten führte.
Gut durch den Winter gekommen – es startet schleppend
Der Winter brachte dann ebenfalls Feuchte bis in den März hinein – mit durchaus größeren Schneemengen – bis in den April hinein blieb es kalt und die Böden waren durchnässt. Teilweise waren die Böden nicht befahrbar, weshalb oft eine „passgenau“ terminierte Düngung oder notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen nicht erfolgen konnten. Auch die Aussaat der Sommerungen verzögerte sich. Besonders schwer wog die Nicht-Befahrbarkeit des Bodens im Winterraps, wo Stängelschädlinge zeitig im Frühjahr aktiv waren, deren Bekämpfung dann aber nicht zeitnah erfolgen konnte. Nach der Maisaussaat Mitte April rutschten die Temperaturen wieder ab, der Boden kühlte aus und der Mais lief nicht auf. Erst im Juni begann der Mais dann „Boden gut zu machen“ und den Rückstand aufzuholen. Bis Redaktionsschluss präsentierten sich nahezu überall sehr gute entwickelte Maisbestände mit bis zu 4 Meter langen Pflanzen bei knapp durchschnittlicher Kolbenentwicklung.
Im kühl-nassen Mai entwickelten sich die Getreidebestände prächtig und man konnte bis zu 800 ährentragende Halme/m² zählen! Das Ergebnis aus „fetten Beständen“ und schwierigen Bedingungen für Pflanzenschutzmaßnahmen führte dann aber zu vermehrtem Lager. In diesem Jahr konnten daher gesunde und standfeste Sorten endlich wieder ihre Vorteile ausspielen.
Deutlicher Infektionsdruck in allen Kulturen
Die auffälligste Krankheit beim Weizen war dieses Jahr Septoria tritici, die in den letzten Jahren weniger in Erscheinung trat. Die ertragsstärksten Sorten dieses Jahr waren meist solche mit entsprechender Resistenzausstattung (z. B. SU JONTE oder SU HABANERO). Ähnliches konnte im Raps beobachtet werden. In den Beständen kamen alle wichtigen Krankheiten vor: Verticilium, Phoma und Sklerotinia. Stängelgesunde Sorten zahlten sich unter diesen Bedingungen aus.
Erst Hitze, dann mieses Wetter: Erträge und Qualitäten schwinden
Warm wurde der Juni – leider auch mit einer Woche Hitze mit bis zu 35 °C. Über alle Kulturen reiften jetzt die Bestände extrem zügig ab. Vorteile zeigten hier Sorten, die genetisch bedingt früher abreifen wie z. B. Lemmy (WW), SU MIDNIGHT (WG) oder Ludger (RaW) oder die einfach zu diesem Zeitpunkt schon weiter entwickelt waren. Trockenes Erntewetter war auch in Ostdeutschland 2021 Mangelware. Die Wintergerste brach unter dieser wechselhaften Witterung größtenteils zusammen. Mit der Wintergerstenernte kam auch eine gewisse Ernüchterung, denn sowohl die Erträge als auch die Qualitäten waren nicht zufriedenstellend. Der Ertrag schwankte von 40 bis 100 dt/ha und die Qualitäten im Hektolitergewicht von 50 bis 66.
Auch die Raps- und Weizenerträge waren nur knapp unterdurchschnittlich. Der Raps brachte in Brandenburg ca. 25 dt/ha, in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen ca. 35 dt/ha, hatte ein sehr kleines TKG und einen geringen Ölgehalt von ca. 42 %. Der Weizen brachte größtenteils gute Qualitäten.
Wie lassen sich die enttäuschenden Erträge erklären?
Über fast die gesamte Vegetation war der Oberboden feucht. Das führte zu überzogenen Bestandesdichten, einem erheblichen Krankheitsdruck sowie im Raps zu Schädlingsdruck und einem geringen Tiefenwachstun der Wurzel. Dann trocknete der Oberboden in der Hitzephase Mitte/Ende Juni schnell aus, die flach ausgebildeten Wurzeln konnten die massiven Bestände nicht mehr ernähren. Die Nährstoffumverlagerung ins Korn wurde unterbrochen und die Pflanzen schalteten um in die Reifephase.
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