Wie werden Gelbe Gebiete bestimmt und wie kann der Phosphor auf den entsprechenden Schlägen reduziert werden? Daniel Husmann, Produktmanager Hybridgetreide, kennt sich aus und gibt im neuen Artikel #ausderPraxis Tipps mit welchen Maßnahmen die Phosphorproblematik gelöst werden kann.
Die Novellierung der Düngeverordnung hat schon im letzten Jahr für viele Betriebe ein Umdenken in der Flächenbewirtschaftung sowie im Stall mit sich gezogen. Zwar muss jetzt kein Nährstoffvergleich mehr gerechnet werden, jedoch müssen alle Düngungsgaben innerhalb von 2 Tagen dokumentiert werden. Zudem muss jeder Betrieb eine Düngebedarfsermittlung für Stickstoff und Phosphor anfertigen. So weit so gut.
Hinzu kommen in diesem Jahr die Regelungen in den sogenannten Roten Gebieten (nitratsensible Gebiete) und Gelben Gebiete (phosphorsensible Gebiete). Genauso wie die betroffenen Flächenanteile der einzelnen Bundesländer bei den Nitrat-Kulisse auseinandergehen, ist die Betroffenheit beim Phosphor genauso divers. Niedersachsen beispielsweise weist eine Fläche von 35.000 ha (1% LN) aus, Bayern wird unter aller Voraussicht mit 29 % LN betroffen sein. Der Evaluierungsprozess zur Ausweisung der Gelben Gebiete kann unter https://www.lfu.bayern.de/wasser/gewaesser_seen_phosphor/eutrophierte_gebiete/index.htm nachvollzogen werden.
Was ist eigentlich Grund dafür, dass Phosphor-Kulissen ausgewiesen werden?
Das Problem liegt in der Eutrophierung von Oberflächengewässern wie Seen und Flüsse – das übermäßige Algenwachstum vornehmlich Blaualgen. Wie auch in den Nitrat-Kulissen, erfüllt der aktuelle ökologische Zustand vieler Fließgewässer die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nicht. In den zurückliegenden Jahren wurde in der WRRL-Beratung versucht Punktquellen wie Kläranlagen systematisch zu beseitigen. Diese Praxis ist weitestgehend an die Grenzen gekommen und ausgeschöpft. Daher sind diffuse Quellen wie insbesondere landwirtschaftliche Flächen ins Visier genommen worden. Aus Flächenbilanzsalden ist eindeutig ersichtlich, dass speziell die viehstarken Regionen betroffen sind.
Welche Möglichkeiten gibt es, um dieses Problem in den Griff zu bekommen?
Das Stichwort heißt „Optimierung der aktuellen Düngepraxis“. Es gibt Stellschrauben, ähnlich denen, die wir zur Minimierung von Stickstoffüberschüssen nutzen können. Eine der Stellschrauben war die Anpassung der anzustrebenden Gehaltsklasse C auf 3,1 – 6 mg P/100g Boden, bis 2018 galt eine Spanne von 4,5 – 9 mg P/100g Boden (VDLUFA, Mitteilungen 02/2018). Bis dato ist der Gehalt an organisch gebundenem P (Porg) nur unzureichend erfasst worden. Hier sind andere Extraktionsverfahren notwendig als bei der Quantifizierung von pflanzenverfügbarem P. Jedoch wird dem enzymatischen Freisetzungsprozess von pflanzenverfügbaren P aus Porg in der Wissenschaft ein höherer Stellenwert zugeschrieben. Um die Phosphorversorgung zu sichern, geben Pflanzen Enzyme wie Phytasen sowie saure alkalische Phosphatase über die Wurzeln ab. Diese werden auch von beispielsweise Mykorrhizapilzen abgegeben und teilweise im Boden gespeichert.
Deswegen spielt in Zukunft auch der Zwischenfruchtanbau (ZF) eine große Rolle mit beispielsweise Phacelia, die verhältnismäßig gut P aus Porg mobilisieren kann (Abb.2). Es gibt zudem Studien, dass dies auch mit Leguminosen machbar ist. Die Knöllchenbakterien einiger Arten können neben der N-Fixierung auch P mobilisieren – dazu gehören z.B. Serradella und Lupine. Mit dem ZF-Anbau wird ein effektiver Erosionsschutz geleistet. Wenn dieser mit einer reduzierten Bodenbearbeitung kombiniert wird, ist dieser umso wirkungsvoller.
Recycling von P
Um Phosphor zukünftig in einer Kreislaufwirtschaft zu halten und dadurch den weltweiten Phosphorabbau zu begrenzen, wird vermehrt auf das Recycling von P aus Klärschlamm gesetzt. So wird eine hohe Transportwürdigkeit geschaffen. In Gebieten mit hohem Anfall an Wirtschaftsdüngern wird die Separierung als wichtige Stellschraube angesehen (Abb.3).
Die feste Phase kann so in die Ackerbauregionen gebracht werden. Insgesamt scheint die wirkungsvolle Reduzierung von P-Austrägen eine hohe Herausforderung zu sein. Neuere Untersuchung widerlegen zudem, dass Phosphat im Boden relativ stark gebunden sei. Selbst im Flachlandgebieten kann es bei hohen Niederschlagsmengen zu einer großen Phosphat-Mobilisierung kommen, das an kleinen Bodenteilchen gebunden ist. Daher kann es zusätzlich zur oberflächlichen Erosion und dem Basisabfluss über Drainagen zu einer sogenannten „inneren Erosion“ entlang von Bioporen kommen. (Quelle: et.al. Prof. Dr. Peter Leinweber; DLG Mitteilungen 6/20)
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