Überwachsene Wintergetreidebestände gehen in den Winterschlaf, berichtet Gunnar Kleuker, Produktmanager Lizenzkulturen national. Der warme und trockene Herbst bot gute Aussaat- und Wachstumsbedingungen für das Wintergetreide. Vielerorts konnte die geplante Aussaat auf allen Flächen durchgeführt werden. Die attraktiven Marktpreise für Getreide haben dazu geführt, dass einige Flächen ausgesät wurden, auf denen eigentlich kein Wintergetreide geplant war.
Der Herbst 2022 war der drittwärmste Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Vor allem der Oktober war von einer deutlich zu warmen Witterung geprägt. Infolgedessen haben sich die Bestände nicht nur in den klassischen Frühsaatgebieten sehr stark entwickelt, sondern sind auch an vielen anderen Orten überwachsen. Vor allem die früh gedrillten Gerstenbestände sind sehr weit entwickelt. Überwachsene Gerstenbestände sind anfälliger für Nährstoffmangel, Krankheiten und Auswinterung. Gegen Nährstoffmangel ist es heute in vielen Regionen üblich, "Vitalisierungsspritzungen" mit Makro- und Mikronährstoffen durchzuführen und so diesen auszugleichen. Bei der Krankheitsanfälligkeit sind in diesem Herbst jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Sorten zu beobachten. Diese Sortenunterschiede waren sowohl im Nordsaat-Zuchtgarten in Gudow (Schleswig-Holstein) als auch im Feld in Mecklenburg-Vorpommern deutlich sichtbar.
Die Sorte SU MIDNIGHT zeigte auf Praxisschlägen oft weniger Krankheitssymptome als Vergleichssorten. Ob sich eine Krankheitsinfektion aus dem Herbst auch im Frühjahr noch auswirkt, hängt stark von der Witterung ab. Die jetzt eingetretene Kältephase hat das Wachstum von Krankheiten und Pflanzen gestoppt. Wie sich der Winter auf die überwachsenen Bestände auswirkt, kann erst im Frühjahr beurteilt werden. Der Winter ist also auch für den Wintergetreideanbau eine spannende Jahreszeit.
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