Erweitern und optimieren mit Energierüben

Der Betrieb Meyer (bei Melle) nahm Energierüben in die Bioenergie-Fruchtfolge auf, um den Maisanteil zu reduzieren und erarbeitete sich eine neue Rationsmischung – mit Erfolg. Wie der Betrieb wird auch die Ration der Anlage stetig weiterentwickelt und optimiert.

Für Karl-Heinz und Andre Meyer schien der Schritt in die Biogasproduktion der beste Weg, dem 85-Hektar-Betrieb mit Sauen- und damals noch Milchviehhaltung eine Zukunft zu geben: Die Biogaskuh kam, das Milchvieh ging. Das Brechen von Arbeitsspitzen, Risikostreuung und die saubere Rodung, sind für Familie Meyer aus Melle Argumente für den Einsatz von Energierüben. Seit mittlerweile drei Jahren werden auf dem Betrieb im Landkreis Osnabrück wieder Rüben angebaut – heute für die Betonkuh.Dem vorsichtigen Einstieg in die Biogasproduktion mit einer 190 KW-Einheit im Jahr 2007 und einer ausreichend langen Testphase, folgte 2011 dann die Erweiterung der Anlage mit weiteren 190 KW.

„Wenn bei uns Leute Luftbilder vom Hof verkaufen wollen, sage ich immer, dass das gar nicht aktuell sei. Bei uns wird nämlich ständig gebaut.“

Aktuelle Projekte sind neben der Errichtung eines weiteren Schweinestalls, die Erweiterung von Lagerkapazitäten für Silo und Substrat.

Im Betrieb fällt die Biogasanlage in den Zuständigkeitsbereich von Karl-Heinz Meyer, um Ackerbau und die Sauen kümmert sich der Sohn Andre. Beide Anlagenteile sind bewusst mit einem Minimum an Pumpentechnik ausgerüstet, denn mit Pumpen gäbe es, so K.-H. Meyer, schnell Probleme. Mit dem etwas höheren Schwefelgehalt, den die reduzierte Pumpentechnik nach sich zieht, kann Meyer jedenfalls besser leben als mit häufigen Störungen, die Zeit und Nerven kosten. Die Wärme wird in den Nachbarschaftshaushalten verwendet, was sich, wie Meyer bemerkt, auch auf das Verhältnis der Anwohner zu der Anlage äußerst positiv auswirke.

Zurzeit besteht die Gesamtration aus

  • 35 % Schweinegülle,
  • 39 % Mais,
  • 6,5 % Energierüben,
  • 6,5 % Gras und
  • 13 % Mist und liefert eine Methanausbeute von ca. 53 %.

Der größte Teil des Festsubstrates wird auf 85 ha mit der Fruchtfolge Wintergerste – Ackergras – Mais – Rüben (oder Gerste) selbst produziert, ein Teil des Mistes ist Pferdemist und stammt von in der Nähe liegenden Zuchtbetrieben. Auch das Gras wird teilweise zugekauft. „Wir haben hinsichtlich der Rationsgestaltung viel ausprobiert und viel gelernt“, blickt Karl-Heinz Meyer zurück. „So können wir die Ration immer nur langsam umstellen, weil es sonst zur Schaumbildung kommt. Bevor wir in unserer Anlage die Reaktion einer Futterumstellung aber wirklich beurteilen können, müssen wir die vollen 100 Tage Umlaufzeit abwarten. Wir optimieren unsere Ration und auch die Anlage laufend. Mit 52–54 % Methanausbeute liegen wir für diesen Anlagentyp zwar ganz gut, aber wir wollen noch besser werden.“


Vorteile nicht nur in der Anlage
Im Zuge der allgemeinen negativen Diskussionen um Mais und natürlich vor dem Hintergrund der Begrenzung von 60 % wurde die Rübe als Teilersatz für Mais in den Fokus genommen. Mit zunächst fünf Hektar begann man nicht nur die Eignung der Rübe für die Anlage, sondern auch Anbau und Logistik zu testen. Ganz gezielt wurden hochertragreiche, „saubere“ Sorten mit einem guten Anteil Futterrübengenetik gewählt.
„Die Vorteile waren aber schon bei der relativ kleinen Menge zu Beginn der Testphase schnell klar: Diese Rüben werden schnell umgesetzt und sie bringen Flüssigkeit in die Anlage. Die Flüssigkeit der Rüben und der Gülle ist sehr wichtig als Ausgleich zu den flüssigkeitsarmen Komponenten Gras und Mist. Das Wasser der Rübe ist daher nicht von Nachteil, weil es bei unseren arrondierten Flächen nicht groß transportiert werden muss. Daher haben wir dieses Jahr die Fläche auf 20 ha erweitert.“

Vater und Sohn sehen aber noch weitere Vorteile: „Wir ersetzen den Mais nicht nur aufgrund von Vorgaben oder weil die Nachbarn nicht nur Mais sehen wollen. Es macht bei uns durchaus arbeitswirtschaftlich Sinn, denn wir verdienen unser Geld auch im Stall – und Sauen sind recht arbeitsintensiv. Hinzu kommt, dass wir sehr wenige Arbeiten auslagern. Daher fahren wir besser, wenn massive Arbeitsspitzen vermieden werden und sich die Arbeit stattdessen über das Jahr verteilt.“ Andre Meyer ergänzt: „Hinzu kommen klare Vorteile in der Fruchtfolge, denn Futterrüben räumen das Feld eher als Zuckerrüben, so dass die nachfolgende Gerste nicht unter späten Saatterminen leidet. Der Erntezeitpunkt der Futterrübe passt zudem hervorragend mit der Maisernte zusammen, so können wir Mais, Rübe und Mist problemlos zusammen silieren.“

BETRIEBSSPIEGEL:
- ca. 85 ha Ackerland
- 120 Sauen im geschlossenen System
- 380 KW Biogasanlage aus zwei Bauschritten
- Hauptfruchtfolge:
Wintergerste – Ackergras – Mais – Rüben / Wintergerste

Die Logistik will gut geplant sein
Den Knackpunkt sehen beide Landwirte in der Ernte- bzw. Lagerungslogistik der Rübe: „Die Futter- bzw. Energierüben bringen weniger Erdanhang mit als die Zuckerrübe – jedenfalls gilt das für die Sorten RIBAMBELLE, KYROS und ENERMAX, die wir zzt. verwenden. Besonders KYROS ist extrem sauber, aber auch die rote Sorte RIBAMBELLE, wobei diese besser rodbar ist. Eine wirkliche Top-Rodung hatten wir mit der neu hinzugenommenen Sorte ENERMAX, die bringt jedoch etwas mehr Erdanhang mit als die anderen beiden. Eine Extrareinigung war bisher aber nie notwendig. Allerdings wäre diese auch zeitlich nicht möglich, denn der Rübenroder hat – für Futterrüben – nur ein sehr kleines Zeitfenster. Eine zeitaufwändige Reinigung sitzt da gar nicht dran“, gibt Karl-Heinz Meyer zu bedenken.
Die Rüben werden mit Hilfe einer Schnitzelschaufel frisch geschreddert und in das Fahrsilo gefahren. Es wird eine Mischsilage erstellt, bestehend aus Rüben, Mais und Mist, wobei der unten liegende und zwischengestreute trockene Mist den Rübensaft aufsaugt. Das trotzdem entstehende freie Rübenwasser wird aufgefangen und laufend in die Anlage eingebracht.

Das Schnitzeln der Rüben mittels Schnitzelschaufel sei sehr zeitaufwändig und müsse bei der Silierplanung unbedingt berücksichtigt werden, geben die beiden zu bedenken. „Wir werden es in diesem Jahr nicht schaffen, die gesamte Menge zu häckseln und in das Mischsilo zu fahren. Erstmalig müssen wir ganze Rüben lagern, und wir werden Mist und Stroh unter- und zwischenlegen, damit eventuell austretendes Sickerwasser aufgefangen wird“, lautet die Planung. „Wenn man Futter- oder Zuckerrüben in die Biogasfruchtfolge aufnehmen möchte, muss man sich vor allem überlegen, ob man die Ernte und Lagerung stemmen kann.“

Und wie geht es weiter?
Insgesamt sei die Logistik der Rübe im Vergleich zu Mais aufwändiger, weniger effektiv und somit teurer. Da diesem Nachteil aber in den Bereichen Anlageneffektivität, Ackerbau und Arbeitswirtschaft gewichtige Vorteile gegenüberstünden, werde der Anteil der Energierüben so weit als sinnvoll ausgedehnt werden.

Der Ausblick der Betriebsleiter lautet: „Es kommen laufend neue Auflagen, die uns viel Geld kosten werden. Wir ärgern uns oft über die einseitige öffentliche Diskussion, aber wir bereuen den Schritt zur Bioenergie auf keinen Fall und sehen innerbetrieblich auch noch „Luft nach oben“. Wir müssen uns immer weiter optimieren, dann hat der Betrieb eine Zukunft!“.

Tipp vom Produktmanager Frederik Schirrmacher
„Ich empfehle, für den Anbau 2014 auf guten Standorten eine neue Rübe auszuprobieren:
Die helle Sorte Tadorne liefert alle Attribute einer Zuckerrübe kombiniert mit hohen Masseerträgen.
Der Trockensubstanzgehalt liegt im Bereich von
23–25 %. Der konische Rübenkörper ist sehr gut
rodbar und sitzt tiefer in der Erde. In der Regel ist eine Reinigung notwendig.
Die gegen Rhizomania tolerante Sorte hat eine gute Schossresistenz.“

Dr. Anke Boenisch,
Frederik Schirrmacher