Ein „Urgestein“ der DLG-Feldtage blickt zurück

Ein „Urgestein“ der DLG-Feldtage blickt zurück

Jürgen Lenz ist seit 1988 dabei: das Jahr, in dem die ersten DLG-Feldtage stattfanden. 2024 ist sein letztes Feldtage-Jahr, dann geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Stefan Ruhnke erfuhr im Gespräch mit dem DLG-Feldtage-„Urgestein“ viel über die Entwicklung DER Ackerbauveranstaltung Deutschlands – aus dem Blick eines Züchtervertreters.


Stefan Ruhnke: Was ist Dir von der ersten Veranstaltung noch in Erinnerung?

Jürgen Lenz: Das Ganze war ein Ersatz für die bis dahin alle zwei Jahre im Mai stattfindende Wanderausstellung der DLG. Für die Technikbranche war der Mai ungünstig, Technik verkauft sich eher im Herbst. Für Züchter kam nur ein Termin ab Juni infrage – man sieht im Mai noch keine Sortenunterschiede. Daher kam die Idee, eine Ackerbauveranstaltung im Juni zu machen und eine weitere Indoorveranstaltung im Herbst – die spätere Agritechnica®.

Diese Auftaktveranstaltung bei Lippstadt fand noch ohne Züchterhäuser als reine Ackerbaupräsentation statt. Ab 1990 dann in Seligenstadt waren wir Züchter voll mit involviert. Mit Agrartechnik war man zunächst sehr zurückhaltend, die kam erst später dazu, weil man erkannt hat, dass Technik ein guter Publikumsmagnet ist. Die legendären Schlüter-Feldtage haben es vorgemacht. Aber bei der DLG blieb das immer in Maßen, um sich zur Agritechnica® keine Konkurrenz zu machen.


Was waren und sind denn Deine Aufgaben im Rahmen der DLG-Feldtage?

Ich kümmere mich um die Ausstellungsfläche der SAATEN-UNION und der kooperierenden Unternehmen. Ich sorge dafür, dass die Sortenparzellen rechtzeitig gedrillt werden und für die Veranstaltung ordentlich aussehen und mache auch Standdienst. Zu den ersten Veranstaltungen musste ich wirklich alles alleine machen und auch die Technik dazu mitbringen. Heute stellt die DLG das Gros der Technik zur Verfügung und man kann auch Dienstleistungen zukaufen, wie z. B. Pflanzenschutzmaßnahmen. Es bleibt aber Gott sei Dank noch genug zu tun.


„Wir hatten am Stand fast immer viel Spaß.“ – Jürgen Lenz 2022 mit seinen Kollegen Gunnar Kleuker (l) und Stefan Ruhnke (r)
„Wir hatten am Stand fast immer viel Spaß.“ – Jürgen Lenz 2022 mit seinen Kollegen Gunnar Kleuker (l) und Stefan Ruhnke (r)


Gott sei Dank?

Den Rest des Jahres bin ich Schreibtischtäter. Bei der Vorbereitung zu den DLG-Feldtagen konnte ich zeigen, dass ich auch auf wechselnden Orten ackern kann!


Was sind denn die wesentlichen Veränderungen dieser Veranstaltung Deiner Ansicht nach?

Die Veranstaltung hat sich natürlich weiterentwickelt: mehr Technik, mehr Vorträge und das Spektrum der Aussteller ist breiter geworden – eine Ausstellungszelthalle gab es früher nicht.


Was muss sich denn Deiner Ansicht nach für die Zukunft ändern?

Wir haben festgestellt, dass sich das Publikum ändert und auch die Ansprüche an uns Aussteller. Vielleicht muss man da insgesamt mehr Event reinbringen und weniger trockene Fachlichkeit. Die nachwachsende Generation ist anders drauf als die jetzigen „Noch-Entscheider“. Jedes ausstellende Unternehmen muss immer wieder prüfen, ob eine Teilnahme sinnvoll ist und die Zielgruppe noch den Weg zum Stand findet. Ich werde mir das dieses Jahr aus einer anderen Perspektive anschauen und die Kollegen und Kolleginnen der SAATEN-UNION an Stand VE23 besuchen.


Eine Anekdote am Rande

In den 90er-Jahren plante die SAATEN-UNION, im Themenbereich „Zwischenfrüchte/Sonderkulturen“ Faserhanf anzubauen. Der notwendige Antrag bei den Behörden wurde ordnungsgemäß und rechtzeitig gestellt – dort aber nie bearbeitet. Trotz fehlender Genehmigung entschloss man sich, den als Droge völlig ungeeigneten Faserhanf auszusäen. Die Anzeige kam prompt! Lenz: „Aus dem Schlamassel hat uns die DLG wieder rausgeholfen – vielen Dank an dieser Stelle dafür noch einmal!“