Qualität, Lagerung und Vermarktung von Ackerbohnen

Qualität, Lagerung und Vermarktung von Ackerbohnen

Noch vor einem Jahrzehnt scheiterte der Anbau von Ackerbohnen auf norddeutschen landwirtschaftlichen Betrieben oft an den unzureichenden Vermarktungsstrukturen. Die FAVA-TRADING, Zweigniederlassung der RAISA eG, ist die Antwort von Landwirten und einer Primärgenossenschaft auf diese Vermarktungslücke.

Die Ackerbohne ist ein hochwertiges Fruchtfolgeglied. Diese Kultur fühlt sich in Norddeutschland wohl, bleibt hier gesund und bringt hohe Erträge von 5–8 Tonnen/Hektar – im Schnitt 6 Tonnen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Ungrasprobleme effektiv bekämpft und sie hat darüber hinaus langfristig positive Effekte auf die gesamte Fruchtfolge. Trotz dieser bekannten Vorteile scheuten viele Betriebsleiter jedoch den Anbau, denn die Vermarktung war schwierig.

2016 ergriffen vier von der Ackerbohne als wichtige Kulturart überzeugte Landwirte aus der Region und die RAISA eG dann die Initiative. Vorrangiges Ziel der FAVA-TRADING ist die Förderung des Ackerbohnenanbaus der Region. Voraussetzung hierfür ist eine bestmögliche Vermarktung, z. B. durch die Platzierung der Ackerbohne im Lebensmittelmarkt. Möglichst viel der gehandelten Rohware soll aus dem regionalen Umfeld kommen, das Geschäftsstellennetz der RAISA eG in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist dabei besonders hilfreich. In der Produktionsstätte wird die Rohware in mehreren Schritten extrem schonend und energiesparend sortiert und gesichtet, dann teilweise geschält und gesplittet. Zudem können die gesplitteten Ackerbohnen zu Spezialmehlen vermahlen und/oder hydrothermisch veredelt werden. Über die ROLAND BEANS GmbH, ein 2019 gegründetes partnerschaftliches Joint Venture der Unternehmen RAISA eG und ROLAND MILLS UNITED, wird die prozessierte Ackerbohne in die Lebensmittelindustrie vermarktet. Welche Partien Verwendung im Lebensmittelmarkt oder aber im Futtermittel finden, hängt stark von der jeweiligen Qualität.


Ackerbohnensaatgut
Ackerbohnensaatgut
Ackerbohne junge Pflanzen
Ackerbohne junge Pflanzen
Ackerbohnenernte
Ackerbohnenernte


Qualitätssicherung von der Aussaat bis zur Verarbeitung

Der Lebensmittelmarkt verlangt fast immer Zertifizierungen, die eine Nachverfolgbarkeit der Ware und deren laufende Qualitätskontrollen garantieren. Sicherheit, Hygiene und Sauberkeit sind die wichtigsten Anforderungen der Lebensmittelverarbeitung. Um Einfluss auf die späteren Rohwarenqualitäten zu haben, setzt die FAVA TRADING schon am Anfang der Wertschöpfungskette an und berät bei der Saatenauswahl und im Anbau.

Anbau:

  • Verwendung von geprüftem, zertifiziertem Saatgut empfohlener Sorten
  • Etablierung eines homogenen und sauberen Feldbestandes
  • Anwendung nur zugelassener Pflanzenschutzmittel mit entsprechenden Aufwandmengen

Weitere entscheidende Einflussfaktoren auf die Qualitäten der Rohware ist die Ernte und spätere Lagerhaltung. Um Beschädigungen der Rohware zu vermeiden, sollte auf eine termingerechte Ernte und schonende Maschineneinstellungen geachtet werden.

Ernte:

  • In der Ruhe liegt die Kraft: Also abwarten, bis die optimale Abreife erreicht ist!
  • Hülsenplatzen vermeiden: Drusch zu Tageszeiten mit hoher Luftfeuchtigkeit
  • Bruchkorn vermeiden: Trommeldrehzahl runter, Korb und Siebe ganz auf, Gebläse auf höchste Stufe
  • Wenn möglich, Rapsvorsatz oder Bandschneidwerk nutzen! Trocknung, Umschlag und Lagerung
  • saubere und getrennte Annahme, Kontamination mit anderen Produkten vermeiden
  • schonende Trocknung: bei hoher Feuchtigkeit mehrere Trocknungsdurchgänge, im Durchlauftrockner max. 2,5 %/Durchgang
  • kühl, trocken und dunkel lagern, ggf. kühlen und nachbelüften
  • Bruch und Beschädigungen vermeiden – auf Schnecken, schnelllaufende Elevatoren und Fallhöhen verzichten

ganze Bohne
ganze Bohne
geschälte Bohne
geschälte Bohne
Bohnenschrot
Bohnenschrot
Bohnenmehl
Bohnenmehl


Allgemeine Qualitätsanforderungen an die Rohware

  • Einhaltung der gesetzl. Rahmenbedingungen, gute fachliche Praxis, Merkblatt „Hygienische Maßnahmen für den Umgang mit Getreide, Ölsaaten und Leguminosen“, Lebensmittel- und Futtermittelhygiene Verordnung
  • Erntegut muss frei sein von Schimmel, Fremdgeruch, Kontaminationen
  • Erntegut muss frei sein von lebenden Schädlingen
  • Erntegut muss frei sein von Allergenen und Gluten
  • Erntegut muss frei sein von Rückständen (Toxine, PSM, Schwermetalle)
  • Sortenwahl
  • Feuchtigkeit: max. 15,0 %
  • Besatz: max. 2 %, kein Besatz mit Allergenen (Lupinen, Soja, Mais)
  • Bruch: max. 5 %
  • Lochfraß: weniger als 10 %


Ziel der integrierten Wertschöpfungskette der FAVA TRADING ist es, die Ackerbohne von der Aussaat über den Aufwuchs bis zur Ernte und späteren Vermarktung zu begleiten. Ein enger Kontakt mit den landwirtschaftlichen Betrieben sorgt nicht nur für langfristige Geschäftsbeziehungen, sondern auch für planbare Rohwarenmengen und Qualitäten. ■

Text: Justin Butt
Foods & Seeds
Spartenleiter Foods RAISA eG
Tel. 04141-4006651
justin.butt@raisa.de
Bilder: RAISA eG

Die RAISA eG versteht sich als Unternehmen der Landwirtschaft
und Nahversorger der Region. Sie ist in den Geschäftsfeldern
Agrar, Energie, Einzelhandel und Logistik tätig. Mit einem Gruppenumsatz
von 460 Mio. €, 3.000 Mitgliedern und 670 Mitarbeitenden
in der Unternehmensgruppe zählt sie zu den großen
Warengenossenschaften in Deutschland (Stand 2023).