Betriebsreportage: Gerstenaussaat in stehende Zwischenfrucht nach Weizen

Betriebsreportage: Gerstenaussaat in stehende Zwischenfrucht nach Weizen

Für den Landwirt Manuel Schäfer ist nicht nur die oft weite Entfernung seiner Flächen zum Betrieb, sondern auch deren unterschiedliche Höhenlagen und Bodenqualitäten eine große Herausforderung bei Sortenwahl und Anbauplanung. Da werden schon mal ungewöhnliche Fruchtfolgen und Anbaumethoden ausprobiert: Zum Beispiel Winterweizen/Zwischenfrucht/Aussaat Wintergerste in die stehende Zwischenfrucht. Martin Munz, Fachberater für Baden-Württemberg, hat sich das für die praxisnah näher angeschaut.

Am Fuße der Schwäbischen Alb östlich von Reutlingen liegt der Schäferhof der Gemeinde Eningen unter Achalm. In direkter Nachbarschaft befindet sich auf der einen Seite der Untere Lindenhof, ein Versuchsbetrieb der Universität Hohenheim, und auf der anderen Seite ein wachsendes Gewerbegebiet. Der Betrieb wirtschaftet auf 90 ha Ackerland und 100 ha Grünland. Somit sind Flächen in der Nähe der Hofstelle begrenzt und man ist gezwungen, auch Felder in weiterer Entfernung zu bewirtschaften. Es wird in erster Linie das Futter für 120 Milchkühe inkl. Nachzucht produziert, hinzu kommt Substrat für die Biogasanlage (450 kW), welche die Familie Schäfer zusätzlich betreibt. Als weiteren Betriebszweig werden 720 Legehennen gehalten, deren Eier größtenteils über den eigenen Hofladen vermarktet werden.

Welche Kultur wo angebaut wird, hängt sehr stark von der Lage des Schlages und dessen Bodenqualitäten ab. So folgt z. B. auf den Flächen der Schwäbischen Alb mit einer Höhenlage über 700 m NN oft Triticale nach Winterweizen, da die Wintergerste nicht immer gut aus dem Winter kommt.

Manuel Schäfer ist sehr experimentierfreudig und versucht immer wieder, neue Verfahren und Kulturen, um den Anbau zu optimieren. Nicht nur aus arbeitswirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus Gründen des Bodenschutzes wird vielfach auf eine intensive Bodenbearbeitung verzichtet. Wo es geht, wird die Bestellung im Direktsaatverfahren angewandt.


Anbaumaßnahmen (zur besseren Ansicht bitte anklicken)
Anbaumaßnahmen (zur besseren Ansicht bitte anklicken)


Direktsaat Wintergerste in eine stehende Zwischenfrucht

Immer dann, wenn es Zeitfenster für den Zwischenfruchtanbau gibt, werden diese genutzt. Vor Sommerkulturen ist das selbstverständlich, jedoch startete der Landwirt letztes Jahr einen Praxisversuch, auch zwischen Weizen und Wintergerste eine Zwischenfrucht wachsen zu lassen. Dies erscheint aus phytosanitärer Sicht sinnvoll, denn Stoppelgetreide erhöht generell den Krankheitsdruck besonders von Fußkrankheiten. Eine Zwischenfrucht kann hier Infektionszyklen brechen und so den Krankheitsdruck senken. Zudem verhindert die Zwischenfrucht ein Austrocknen des Bodens und dient als Nährquelle für das Bodenleben. Regenwürmer sind daher bei jedem Spatenstich zu finden.

reges Bodenleben
reges Bodenleben

Hierfür wurde nach der Ernte des Winterweizens, die am 19. 7. 2022 erfolgte, das für die Tierhaltung benötigte Stroh abgefahren. Drei Tage später erfolgte die Zwischenfruchtaussaat nach einem flachen Grubberstrich mit schmalen Scharen, welche einen Großteil der Fläche unbearbeitet hinterließ. Die Zwischenfruchtmischung bestand aus Buchweizen (10 kg/ha) und Phacelia (4 kg/ha). Da glücklicherweise am Tag nach der Weizenernte im sonst sehr trockenen Juli ausreichend Niederschläge fielen, verlief der Feldaufgang sehr zügig. Ausfallgetreide hatte somit keine Chance und die schnelle Bodenbedeckung der Mischung verhinderte eine Austrocknung des Bodens im nachfolgend heißen August.

Am 23. 9. 2022, also zwei Monate nach der Zwischenfruchtaussaat, wurde die zweizeilige Wintergerste (Sorte BORDEAUX) in Direktsaat in den üppigen, mittlerweile blühenden Zwischenfruchtbestand mit 200 Körnern/m2 gesät (Bild 1). Die Unkrautbekämpfung erfolgte direkt ein Tag später mit 0,7 l/ha Roundup® PowerFlex.


Über viele Jahre wenig Bodenbewegung in Verbindung mit der Zwischenfrucht führte zu einem Boden mit einer hervorragenden Struktur mit aktivem Bodenleben, in welchem sich die Wintergerste bestens entwickelte (Bild 2). Im Vergleich zu anderen Wintergerstenbeständen in der Region präsentierte sich der Bestand von Manuel Schäfer über den Winter stets in einem satten Grün ohne Krankheitssymptome.

Manuel Schäfer ist begeistert vom Bestand und freut sich über die enorme Bestockungsleistung von BORDEAUX bei der geringen Saatstärke von 200 Körnern/m² und einem Reihenabstand von 25 cm (Bild 3 und 4).


Aussaat in die stehende Zwischenfrucht
Aussaat in die stehende Zwischenfrucht

gute aufgelaufener Bestand
gute aufgelaufener Bestand

Manuel Schäfer (links)
Manuel Schäfer (links)

abreifender Bestand
abreifender Bestand

Beim Ausgraben von Pflanzen bestechen die intensive Durchwurzelung und die sichtbaren Regenwürmer – ein Zeichen für die Aktivität des Bodens. Der Einsatz an Betriebsmitteln wird am Bedarf orientiert und eher knappgehalten (siehe Übersicht). Aufgrund des überdurchschnittlich feuchten Frühjahres mit über 100 mm Niederschlag allein in der ersten Monatshälfte im Mai, hat sich Manuel Schäfer noch für eine zweite Fungizidbehandlung entschieden. Man darf sehr gespannt sein, welcher Ertrag am Ende gedroschen wird. Die Ertragserwartung des Landwirts liegt jedenfalls oberhalb von 9 Tonnen/ha.


Ausblick

Aufgrund der guten Erfahrungen möchte Manuel Schäfer an dem System eines Zwischenfruchtanbaus zwischen Weizen und Wintergerste festhalten. An den Komponenten der Mischung wird weiter experimentiert. Ölrettich als Tiefenwurzler, Peluschke oder Wicke als N-Lieferant stehen dabei neben schnell wachsenden Arten auf seiner Wunschliste.


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Der Betrieb hat unterschiedliche Höhenlagen, sehr unterschiedliche Bodenqualitäten und darüber hinaus auch mehr oder weniger arrondierte Flächen. Um den Anbau unter diesen unterschiedlichsten Voraussetzungen zu optimieren, hat der Betriebsleiter eine gewisse Experimentierfreude entwickelt. Ein Beispiel: Zwischen Winterweizen und Wintergerste steht hier eine Zwischenfrucht. Damit das alles zeitlich machbar ist, wird die Zwischenfrucht wenige Tage nach der Weizenernte und einem flachen Grubbereinsatz ausgesät. Zwei Monate nach der Zwischenfruchtaussaat wurde die Wintergerstensorte Bordeaux in den stehenden Zwischenfruchtbestand gesät. Einen Tag später erfolgte der Einsatz eines Totalherbizides in den niedergefahrenen Zwischenfruchtbestand.

Mit dieser Methode hat der Betriebsleiter sehr gute Erfahrungen gemacht: Der Bestand der Sorte BORDEAUX  entwickelte sich sehr gut, das System ist bodenschonend und hinterlässt einen aktiven Boden mit guter Struktur.