Restriktionen bei Dünger und Co. – kein Thema für Hybridroggen?

Restriktionen bei Dünger und Co. – kein Thema für Hybridroggen?

Neben den Reglementierungen bei Düngung und Pflanzenschutz stellt auch der Klimawandel den Pflanzenbau vor immer größere Herausforderungen. Zweijährige Versuche zum Thema „Effizienz“ haben erneut gezeigt, dass Hybridroggen sowohl Nährstoffe als auch Wasser sehr effizient in Ertrag umsetzen kann.

Feldtag bei der Hybro Saatzucht
Feldtag bei der Hybro Saatzucht
Schon im letzten Jahr haben die einjährigen Zahlen des Exaktversuchs der HYBRO Saatzucht GmbH in Wulfsode (Landkreis Uelzen) gezeigt, dass der Hybridroggen im Gegensatz zu Winterweizen auf diesem Standort leistungsfähiger ist (s. praxisnah 2/2021). Zugegebenerweise handelt es sich bei dem Versuchsstandort mit durchschnittlich 37 Bodenpunkten und einem Jahresdurchschnittsniederschlag von 890 mm (Durchschnitt 2010–2021, 750 mm 2018–2020), um einen eher „besseren“ Roggenstandort, wenngleich nur circa 370 mm während der Hauptvegetation von Februar bis zur Ernte fallen. Für Weizen handelt es sich jedoch schon um einen Grenzstandort.


Versuchsaufbau

Mit Blick auf die N-Kulisse (Rote Gebiete) und gegebenenfalls weitere Verschärfungen wurde die Stickstoffdüngung im Versuch um mehr als 20 % inklusive Nmin reduziert. Zudem wurden für beide Kulturen jeweils zwei Düngestrategien gefahren (Tab. 1). Fungizid- und Wachstumsregleranwendungen waren bei beiden Kulturen identisch. Alle Düngestrategien sind stark startbetont ausgerichtet. Die Andüngung erfolgte immer mit einem stabilisierten Dünger, der zudem schwefelhaltig war (Alzon® flüssig S 26/6). Diese Herangehensweise hat sich in den letzten Jahren bewährt, die stark von Frühjahrs- aber auch Frühsommertrockenheit geprägt waren. Außerdem kann so auf eine Gabe in EC 32/33 verzichtet und so eine Durchfahrt eingespart werden. Der Pflanzenschutz erfolgte für beide Kulturen gleich.

Versuchsaufbau; zur besseren Ansicht bitte anklicken
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Neben Kulturart und Düngung war die Beregnung ein wichtiger Versuchsfaktor. Die Lüneburger Heide ist ein klassisches Beregnungsgebiet. Bis vor wenigen Jahren haben die ausreichenden Beregnungskontingente dazu geführt, dass ein erfolgreicher Winterweizenanbau in Verbindung mit guten Erlösen möglich war. Dies hatte die Verdrängung des Roggens zur Folge. Das Trockenjahr 2018 jedoch machte einen intensiven Beregnungsaufwand im Winterweizen nötig: 6–7 Beregnungen mit Mengen um 25–30 mm waren nötig, um den Weizen überhaupt am Leben zu erhalten. Zudem mussten auch alle anderen Kulturen – unter anderem Kartoffeln – beregnet werden. Aufgrund dessen wurden die Beregnungskontingente oft deutlich überschritten. Mittlerweile haben die Unteren Wasserbehörden der Landkreise die Beregnungskontingente anhand aktueller Gutachten zu den Grundwasserkörpern neu festgelegt. In einigen Regionen können so nur noch 40 mm/ha/a beregnet werden. Daher wird das Wasser nicht für alle Feldfrüchte reichen und es wird wichtiger denn je, die knappe Ressource Wasser möglichst gezielt und effizient zu nutzen.


Beregnung ist eine wichtige „Ertragsversicherung“

Daher wurde im Versuch der Beregnungsbedarf der Kulturen anhand des Bodenwasserhaushaltsmodells BOWAB (BOdenWAsserBilanzierung) des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vom Ingenieursbüro Geries Ingenieure ermittelt. Zudem wurde vor jeder Beregnung der Feuchtestand des Bodens händisch kontrolliert. Die Beregnung wurde sehr exakt mit einem Düsenwagen durchgeführt. Nach dem Modell hätten im ersten Versuchsjahr vier Gaben gesetzt werden müssen. Da jedoch das Beregnungskontingent auf 70 mm begrenzt ist, wurden nur zwei Gaben appliziert. Im zweiten Versuchsjahr 2020/2021 wurde nur einmal mit einer Teil­beregnung von 15 mm gearbeitet, da die Niederschläge immer noch zum richtigen Zeitpunkt fielen. Interessanterweise ermittelte das Modell an keinem der Termine über beide Versuchsjahre einen Beregnungsbedarf für den Roggen.

Die Beregnung hatte keinen Einfluss auf die Ertragsleistung, sondern diente letztlich der Ertragsstabilisation. Jedoch fallen auch Kosten an, die den ökonomischen Erfolg insbesondere für den Winterweizenanbau schmälern.


Roggen brachte 20 % mehr Ertrag

Der größte Einflussfaktor auf den Ertrag war die Kultur an sich. Der Roggen hat mit nahezu 20 % Mehrertrag im Vergleich zum Winterweizen in beiden Versuchsjahren aufgewartet. Dies wohlgemerkt mit einem N-Angebot von nur 120 kg N/ha inklusive Nmin im Vergleich zum Weizen, der mit 180 kg N/ha gedüngt wurde (Abb. 1).


Düngung und Beregnung: Auswirkung auf die Kornerträge; zur besseren Ansicht bitte anklicken
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Unterschiede in den Düngerkosten sind erheblich

Natürlich spielt der Markterlös einer Kulturart eine wichtige Rolle bei der Ermittlung des ökonomischen Erfolges. Da Düngemittel aber einen bedeutenden Teil der Produktionskosten ausmachen und dieser bei der derzeitigen Preislage noch gestiegen ist, konnte der Hybridroggen mit seiner hohen Nährstoffeffizienz in diesem Versuch vollends überzeugen.

In Tab. 2 wurden für diesen Versuch die Kosten für Düngung und die notwendigen Mehrerträge zur Deckung der Mehrkosten für N-Dünger gegenübergestellt. Um die Mehrkosten an Dünger wieder „rein zu wirtschaften“, müsste Weizen bei den zugrunde gelegten Marktpreisen 5 dt/ha Mehrertrag bringen.


Düngekosten; zur besseren Ansicht bitte anklicken
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Stickstoff muss vor der Trockenheit in der Pflanze sein!

Die einzelnen Düngestrategien haben sich nur marginal unterschieden. Tendenziell hat sich bei beiden Kulturarten die 2-malige N-Gabe als vorteilhafter erwiesen. Dies mag mit dem Standort und den Witterungsverhältnissen zu tun gehabt haben. Aber mit Blick auf die Zunahme von immer häufiger auftretender Frühsommertrockenheit könnte sich diese Praktik in vielen Regionen durchsetzen. Denn der Stickstoff ist mit dieser Strategie zum Einsetzen der Trockenheit bereits im Bodenpool gelöst und kann so länger von der Pflanze aufgenommen werden. Zum anderen kann es beim Weizenanbau auf Grenzstandorten nur noch um den maximalen Kornertrag gehen, der mit den beschränkten Düngerressourcen noch möglich ist. Qualitätsgaben schließen sich anhand der erläuterten Punkte aus.


N-Effizienz des Roggens ist im Erntejahr 2021 um 28 % besser als die des Weizens

Die Stickstoffbilanzierung beider Kulturarten war recht gut. Der Roggen wies einen Rohproteingehalt von 10 % auf, der Winterweizen 12,5 %. Während der Roggen die sehr guten Salden über hohe Kornerträge realisiert, macht dies der Weizen über den Rohproteingehalt. Bezogen rein auf den Kornertrag weist Roggen eine deutlich höhere N-Effizienz auf mit 116 % gegenüber 86 % des Weizens (Tab. 3).


N-Ausnutzung; zur besseren Ansicht bitte anklicken
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Fazit

Die Ressourcen Wasser und Dünger werden immer knapper und das Klima immer unberechenbarer. Aus diesem Grund sollte man Fruchtfolgen überdenken: Muss ein Winterweizen auf Grenzstandorten angebaut werden? Hybridroggen könnte da eine Lösung sein, denn er bringt nicht nur ein hohes Ertragspotenzial, welches bis zu 20 % höher ist als das des Winterweizens, sondern er ist unter den Wintergetreidearten zudem die effizienteste Kulturart in Bezug auf Nährstoff- und Wasserausnutzung. Zugleich ist Roggen verhältnismäßig gesund, sodass sich auch die Pflanzenschutzaufwendungen verringern lassen. Das macht Roggen zum „Effizienzgetreide“.

Text: Daniel Husmann, bei Fragen oder Anmerkungen, melden Sie sich gerne bei Jan Röttjer (+49 511 72666-286) oder Stefan Ruhnke (+49 511 72 666-184); Fotos: Boenisch, Amazone


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Die Ressourcen Wasser und Dünger werden immer knapper und das Klima immer unberechenbarer. Aus diesem Grund sollte man Fruchtfolgen überdenken: Muss ein Winterweizen auf Grenzstandorten angebaut werden?

Der hier beschriebene Versuch berücksichtigt eine reduzierte N-Düngung bei zudem unterschiedlichen Düngestrategien und ansonsten identischen Pflanzenschutz- und Wachstumsreglermaßnahmen.  Zudem wurde gegenübergestellt, wie Roggen und Winterweizen auf diesem Grenzstandort auf eine Beregnung reagieren.

Ergebnisse in aller Kürze:

  • Die Beregnung hatte keinen einen Einfluss auf die Ertragsleistung, sondern diente letztlich der Ertragsstabilisation. Jedoch schmälern die anfallenden Kosten den ökonomischen Erfolg insbesondere für den Winterweizenanbau.
  • Der Roggen brachte trotz der um 60 kg N/ha geringeren Stickstoffdüngung 20 % Mehrertrag gegenüber dem Linienweizen und hatte darüber hinaus im Erntejahr 2021 eine um 28 % höhere N-Effizienz (bezogen auf den Kornertrag).
  • Auch dieser Versuch hat untermauert, dass Roggen auf Grenzstandorten eine echte wirtschaftliche Alternative zum Weizen darstellen kann. Denn er bringt nicht nur ein hohes Ertragspotenzial, das bis zu 20 % höher ist als das des Winterweizens, sondern er ist unter den Wintergetreidearten zudem die effizienteste Kulturart in Bezug auf Nährstoff- und Wasserausnutzung.

Zugleich ist Roggen verhältnismäßig gesund, sodass sich auch die Pflanzenschutzaufwendungen verringern lassen. Das macht Roggen zum „Effizienzgetreide“. lassen. Das macht Roggen zum „Effizienzgetreide“.