Körnermais hat Potenzial

Körnermais hat Potenzial

Aufgrund des Biogasbooms ist die Maisanbaufläche in den 2000er-Jahren sprunghaft angestiegen. Seit mehr als 10 Jahren hat sie sich in Deutschland zwischen 2,5 und 2,6 Mio. Hektar jährlich eingependelt. Die Körnermaisfläche ist dabei im Betrachtungszeitraum stabil geblieben. Daniel Ott, Produktmanager Mais, erläutert, warum er den Körnermais für viele Betriebe als eine Kultur mit Potenzial sieht.

Im Jahr 2021 wird in Deutschland auf rund 0,4 Mio. Hektar Körnermais inkl. CCM-Mais angebaut, dem steht eine Silomaisfläche von rund 2,2 Mio. Hektar gegenüber. Die flächenmäßig bedeutendsten Bundesländer für die Körnermaisproduktion sind Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Doch auch für andere Regionen wird die Integration von Körnermais in die Fruchtfolge zunehmend interessanter.

Grundsätzlich lassen sich beim Körnermais mehr und mehr Vorteile ausmachen, die ihm durchaus zu Entwicklungs-potenzial verhelfen. Diese Vorteile werden im Folgenden anhand von Fruchtfolge, Wirtschaftlichkeit und Sortenwahl näher erläutert.


Fruchtfolge

Der Körnermais bringt eine Reihe von pflanzenbaulichen, aber auch arbeitsorganisatorischen Vorteilen mit sich.

Vorteile von Körnermais in der Fruchtfolge:

  • Mehr Vielfalt in blattfruchtreichen Fruchtfolgen bzw. Fruchtfolgen mit hohem Getreideanteil (z. B. Stoppelweizen) werden aufgelockert.
  • hohes Ertragspotenzial einer Kultur, mit vergleichsweise niedriger Behandlungsintensität (Low-Input)
  • Arbeitsspitzen in Herbst und Frühjahr (geringer Behandlungsindex) können gebrochen werden.
  • Aussaat und Ernte erfolgen (zunehmend) durch Lohnunternehmen mit hoher Schlagkraft; eine Bündelung von Flächen kann somit Vorteile bei der Mechanisierung mit Spezialmaschinen (Körnermaisanbau) haben.
  • Zwischenfrüchte können gut in die Fruchtfolge integriert werden (Stichwort Greening).
  • Sehr gute N-Effizienz macht den Mais vorzüglich als neues Fruchtfolgeglied in Roten Gebieten (Implementierung der neuen Düngeverordnung).
  • gute Verwertung von organischen Düngern
  • Humusmehrend, wenn das Stroh auf dem Acker bleibt.
  • Als Reihenkultur bietet Mais gute Möglichkeiten der mechanischen Unkrautbekämpfung und Vorteile bei Ackerfuchsschwanz-Problemstandorten.

Ertrag und Marktleistung Körnermais
Ertrag und Marktleistung Körnermais


Neben den Vorteilen,sind auch einige Punkte zu nennen, die beim Körnermaisanbau Beachtung finden müssen.

Limitierungen von Körnermais in der Fruchtfolge:

  • Landkreise mit eher hohem Anteil von Mais in der Fruchtfolge (z. B. in Veredelungsregionen oder Regionen mit hoher Biogasdichte)
  • Ein erhöhter Fusariumdruck und die Menge der Ernterückstände fordern den Pflugeinsatz und eine angepasste Fungizidstrategie in der Folgefrucht.
  • Der späte Erntezeitpunkt des Körnermaises, gefolgt von einer späten Bodenbearbeitung, muss bei der Folgefrucht berücksichtigt werden.
  • Einstiegshürden bzgl. Mechanisierung bspw. der Ernte- oder Trocknungstechnik
  • Trocknungskosten und Absatzmöglichkeiten

Sortenwahl und Wirtschaftlichkeit

Neben den wirtschaftlichen und betriebsspezifischen Merkmalen ist es elementar wichtig, eine für den Standort passende Sorte zu finden! Folgende Auswahlkriterien sollten, neben dem Ertrag, dabei im Fokus stehen:

  • sichere und zeitige Abreife
  • sehr gute Standfestigkeit (s. Abb. 2)
  • zügige Jugendentwicklung und Kältetoleranz
  • agronomische Parameter (z. B. Lageranfälligkeit, Stängelfäule oder Wuchshöhe)
  • gute Druscheignung mit wenig Bruchkorn
  • eine um Trocknungskosten bereinigte hohe Marktleistung

Die regionalen Landessortenversuche liefern wichtige Informationen für die optimale Sortenwahl. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Abb. 1: die Darstellung von Ertrag einerseits und Marktleistung andererseits des von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft geprüften Körnermaissortiments mittelfrüh aus der Ernte 2020. In diesem Beispiel werden die hohen Marktleistungen der Sorten SUMUMBA und Volney zusätzlich durch eine sehr gute (SUMUMBA Note 2) bzw. überdurchschnittliche Standfestigkeit (Volney Note 4) als auch durch eine geringe Anfälligkeit gegenüber Stängelfäule abgesichert (beide Sorten Note 3).


Standfestigkeit Körnermais; zur besseren Ansicht bitte anklicken
Standfestigkeit Körnermais; zur besseren Ansicht bitte anklicken


Trocknungskosten: wichtig für die Marktleistung

Die Marktleistung vom Körnermais wird durch den Kornertrag und die Kornfeuchte zur Ernte bestimmt. Das Diagramm macht deutlich, dass einerseits Sorten mit ähnlichem Ertragsniveau aufgrund der geringeren Trocknungskosten eine deutlich höhere Marktleistung erzielen können. In unserem Beispiel in Abb. 1 kann dieser Unterschied bis zu 50 €/ha betragen. Andererseits können frühreifere ertragsschwächere Sorten vergleichbare Marktleistungen erzielen wie spätere Sorten mit höherer Ertragsleistung, da ihre Kornfeuchte geringer ist.

Bei der Sortenwahl sollte also neben der sicheren Abreife auch genügend Zeit für die Aussaat und Bestandesetablierung der folgenden Winterung berücksichtigt werden.


Marktleistung sollte abgesichert werden

Um die potenzielle Marktleistung vom Körnermais wirklich abrufen zu können, muss der Ertrag auch sicher erntbar sein. Wichtig sind hierbei, dass agronomische Parameter einer Sorte, wie z. B. Standfestigkeit und Halmstabilität, parallel zur Marktleistung mit begutachtet werden (s. Abb. 2).

Neben dem Kornertrag und der Kornfeuchte bestimmen Trocknungskosten und Vermarktungsstrategien die Marktleistung vom Körnermais. Zusätzlich zu den reinen Trocknungskosten ist unbedingt auch der angesetzte Schwundfaktor zu berücksichtigen. Dieser bewegt sich in der Regel zwischen 1,2 und 1,5 %. Ein Unterschied im Schwundfaktor von 0,1 % führt bereits zu einer Erlösveränderung von 30 €/ha!


Aussaat: Körnermais braucht ideales Saatbett

Neben der Wahl der passenden Körnermaissorte, kommen der Aussaattechnik und Saatgutablage eine besondere Rolle zu: Ein ideales Saatbett, ausreichende Bodentemperatur und Feuchte, sowie eine gleichmäßige Kornablage in der Reihe sind entscheidend! Der Körnermais reagiert mit deutlicheren Ertragsdepressionen als Silomais.


Fazit

Der Körnermais bietet viele Voraussetzungen, um zukünftig anbauwürdiger zu werden. Aus pflanzenbaulicher Sicht bringt er viele Vorzüge mit und kann als Sommerung einseitige Fruchtfolgen diversifizieren. Aufgrund der eher späteren Ernte ist die Wahl der Folgekultur jedoch eingeschränkt. Da Mais im Ertrag relativ schwach auf eine reduzierte N-Düngung reagiert, eignet er sich hervorragend für die Roten Gebiete.

Bei der Wirtschaftlichkeit spielen die Trocknungskosten eine entscheidende Rolle. Können diese über eine eigene Trocknung oder attraktive Händlerangebote gering gehalten werden, so erzielt Körnermais einen überdurchschnittlichen Reinertrag. Bei der Sortenauswahl sollten neben dem Kornertrag auch die um Trocknungskosten bereinigte Marktleistung sowie das agronomische Profil ausschlaggebend sein.

Foto: Saaten-Union


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Grundsätzlich lassen sich beim Körnermais mehr und mehr Vorteile ausmachen, die ihm durchaus zu Entwicklungspotenzial verhelfen. Hier nur einige davon:

Fruchtfolgevorteile, geringe Behandlungsintensität, Entzerrung von Arbeitsspitzen, gute Integration von Zwischenfrüchten in die Fruchtfolge, sehr gute N-Effizienz, Humusmehrung (bei Verbleib des Strohs auf dem Acker), unterstützend bei der Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz.

Neben den wirtschaftlichen und betriebsspezifischen Merkmalen ist es elementar wichtig, eine für den Standort passende Sorte zu finden! Folgende Auswahlkriterien sollten, neben dem Ertrag, dabei im Fokus stehen:

  • sichere und zeitige Abreife
  • sehr gute Standfestigkeit
  • zügige Jugendentwicklung und Kältetoleranz
  • agronomische Parameter (z. B. Lageranfälligkeit, Stängelfäule oder Wuchshöhe)
  • gute Druscheignung mit wenig Bruchkorn
  • eine um Trocknungskosten bereinigte hohe Marktleistung

Bei der Wahl der Körnermaissorte nicht nur auf den Ertrag schauen!
Die Marktleistung vom Körnermais wird durch den Kornertrag und die Kornfeuchte zur Ernte bestimmt. Hat eine Sorte also geringe Trocknungskosten, weil ihre Kornfeuchte zur Ernte sortenbedingt geringer ist, kann sie auch dann eine hohe Marktleistung erzielen, wenn der Ertrag nicht in der Spitzenklasse liegt. Neben den trocknungskosten muss auch der angesetzte Schwundfaktor berücksichtigt werden, der zwischen 1,2 und 1,5 % liegt. Ein Unterschied von 0,1 % führt bereits zu einer Erlösveränderung von 30 Euro/ha!

Diese Marktleistung muss aber auch abgesichert werden, z. B. durch Standfestigkeit und Halmstabilität.

Körnermais braucht ein gutes Saatbett:  Ein ideales Saatbett, ausreichende Bodentemperatur und Feuchte, sowie eine gleichmäßige Kornablage in der Reihe sind entscheidend! Der Körnermais reagiert mit deutlicheren Ertragsdepressionen als Silomais.

Der Körnermais bietet also viele Voraussetzungen, um zukünftig anbauwürdiger zu werden. Besonders wenn die Trocknungskosten gering gehalten werden können, erzielt Körnermais einen überdurchschnittlichen Reinertrag.