Den Mais für Trockenheit rüsten

Den Mais für Trockenheit rüsten

Die zunehmenden Wetterextreme und schnelle Wechsel der Witterung stellen auch den Anbau von Mais vor immer neue Herausforderungen. Trotz guter Wassereffizienz wirkt fehlendes Wasser besonders zwischen Blüte und Milchreife bei Mais ertragsmindernd. Doch wir haben Möglichkeiten, über gezielte Arbeits- und Planungsschritte den Mais an Trockenheit anzupassen.

Es stehen aber auch etliche nicht rein ackerbauliche Stellschrauben zur Verfügung, das betriebliche Risiko einer unkalkulierbaren (Extrem)Witterung zu senken.


Sortenwahl: Deutliche Sortenunterschiede in der Trockentoleranz

Die standortangepasste Sortenwahl bietet die Möglichkeit einer Risikostreuung. Hier ist es sinnvoll, das Portfolio durch neue Sorten zu ergänzen. Diese sollten zusätzlich zu den betrieblichen Qualitätsanforderungen nach Stresstoleranz (Kälte und Trockenheit), Eignung für trockene Böden, Reifeabstufung und Nutzungsrichtung gegliedert werden. Hilfestellung geben die LSV-Ergebnisse sowie eine Vielzahl von regionalen Sortendemonstrationen.

Horizonte
Horizonte
Auch wenn diese stresstoleranten Sorten in Jahren mit ausreichendem, gut verteiltem Niederschlag keine Höchsterträge bringen, senken sie wirkungsvoll das Produktionsrisiko. Zahnmais-Typen (Dent) haben meist eine bessere Trockentoleranz, sind ertragsstark und sind mittlerweile auch im frühen Reifesegment zu finden (z. B. Horizonte).

Die Reifestaffelung bei der Sortenwahl entzerrt zudem die Ernte bei optimalem Häckseltermin. Je größer die Anbaufläche ist, umso wichtiger ist eine Splittung. Auf trockenen Standorten kann eine frühe Sorte im Hauptfruchtsegment bis zur Vorsommertrockenheit Ertrag und Qualität generieren, eine späte Sorte kann die Trockenheit überwachsen. Dabei ist die Auswahl der Reifezahl bei späten Sorten immer ein Kompromiss zwischen der am Standort maximal möglichen Temperatursumme, dem Erntetermin und dem optimalen Aussaattermin der Folgekultur. Die Reifestaffelung ist so zu wählen, dass die vorhandenen Silokapazitäten mit gleichbleibender Qualität befüllt werden können. Ein Ansilieren durch Lücken in der Reifestaffelung sollte vermieden werden, um die Qualität im Silostock zu erhalten.


Standortwahl: Je schlechter der Boden, desto häufiger kommt es zu Trockenstress

starke Trockenstresssymptome an Mais Juni 2018
starke Trockenstresssymptome an Mais Juni 2018
Es ist eigentlich eine Binsenweisheit: Leichte, grundwasserferne Böden können Niederschläge schlecht speichern. Dort angebaute Pflanzen zeigen bei Trockenheit dann deutlich schneller Stresssymptome als die auf den besseren Böden. Kommt dann noch ein durchschnittlich geringer Jahresniederschlag hinzu, wie z. B. in Brandenburg, treten alle paar Jahre statistisch gesehen erhebliche Ertragsdepressionen bis hin zum Totalausfall auf.

Auch innerhalb einer Reifezahl kann eine Risikostreuung durch die Auswahl verschiedener Blühzeitpunkte der einzelnen Sorten erfolgen. Es reichen im Hochsommer drei Tage Hitze, um den Pollen in der Blüte vertrocknen zu lassen. Das Ergebnis sind ungenügend oder unbefruchtete Kolben und damit Einbußen in Ertrag und Qualität. Zudem steigt das Infektionsrisiko mit Beulenbrand über die unbefruchteten Nabenfäden.


nutzbare Feldkapazität und Auswirkungen auf die Pflanzenentwicklung; zur besseren Lesbarkeit bitte anklicken
nutzbare Feldkapazität und Auswirkungen auf die Pflanzenentwicklung; zur besseren Lesbarkeit bitte anklicken


Aussaatstärken anpassen

Bei der Aussaat muss die Saatstärke an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst werden. Die Aussaatstärken in der Praxis liegen zwischen 7,5 und 10 Kö/m² ohne Beregnung. Dabei sollte die Saatstärke nicht stur nach „Schema F“, sondern sortenspezifisch gewählt werden. Richtwerte auf trockenen Standorten sind in der Regel 8–8,5 Kö/m² Aussaatstärke, und ein Endbestand von 7,5–8 Pfl/m². Der Standardreihenabstand liegt bei 75 cm. Besteht die Möglichkeit, den Reihenabstand auf z. B. 37,5 oder 45 cm zu verringern oder in einer Doppelreihe zu säen, kommt der Bestand der quadratischen Standraumverteilung immer näher. Eine bessere Beschattung des Bodens, eine geringere Verdunstung und ein schnellerer Reihenschluss sind nur einige Vorteile, die den Mais bei Trockenheit unterstützen.


Bodenbearbeitung: Basis für einen guten Start

Die Bodenbearbeitungsgänge sind so weit wie möglich zu reduzieren um möglichst viel Wasser im Boden zu halten. Im Optimalfall ist der Boden vor dem Maislegen einmal tief zu lockern, da Mais auf Schadverdichtungen empfindlich reagiert. Weniger Wurzelraum bedeutet auch weniger Wasseraufnahme bei Trockenheit. Die Flächen sind daher regelmäßig auf Schadverdichtungen zu prüfen.

Auch wenn Mais sehr robust ist, so liebt er doch ein feines, tiefengelockertes Saatbeet ohne Hohlräume. Sonst zeigen sich vor allem in trockenen Jahren im Zweitfruchtmais Fehlstellen. Eine gute Rückverdichtung bei der Aussaat ist daher sehr wichtig.


Kaliumversorgung und Stressstabilität; zur besseren Ansicht bitte anklicken
Kaliumversorgung und Stressstabilität; zur besseren Ansicht bitte anklicken


Düngung: bessere Wassereffizienz mit Kalium

Insbesondere Kalium und Phosphor sollte ausreichend vorhanden und pflanzenverfügbar sein. Der Volksmund sagt: „Kalium ist die Bewässerung des kleinen Mannes“. Kalium verbessert einerseits die Bodenstruktur über die Verkittung von Bodenaggregaten und steigert daher die nFK. Andererseits spielt Kalium eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt in der Pflanze. Gut versorgte Pflanzen haben – vereinfacht ausgedrückt – eine stärkere Wurzelkraft und können mehr Wasser entgegen der Bodenspannung aufnehmen.


Aussaatbedingungen: wichtiger als Saatzeitpunkt

Starker Mais hält unter Stress besser durch. Also sollte man dem Mais einen möglichst guten Start ermöglichen. Der optimale Saatzeitpunkt für Mais liegt bei einer Bodentemperatur von 8 °C besser 10 °C. Die Temperaturen sollten in den folgenden zwei Wochen über 10 °C liegen. Ein in den kalten Boden (unter 8 °C) gelegter Mais hat einen schweren Start und reagiert später empfindlich auf Stress. Die Praxis zeigt, dass Zweitfruchtmais bei optimalen Aussaatbedingungen regelmäßig gleiche oder bessere Ergebnisse bringt als Hauptfruchtmais, der lange im Boden lag. Das Auflaufen des Maises kann durch das Legen in die wasserführende Schicht beschleunigt werden. Die optimale Saattiefe sind 4–5 cm. Bei sandigen Böden mit einer tief liegenden wasserführenden Schicht sind auch Ablagetiefen bis 9 cm möglich. Auch hier gilt: So tief wie nötig und so flach wie möglich.

Je länger das Maiskorn in der Erde liegt, umso größer ist die Gefahr durch bodenbürtige Schädlinge oder Pilze. Beizwirkung und Triebkraft nehmen kontinuierlich ab. Durch starke Temperaturschwankungen wird der Mais ertragswirksam in seiner Jugendentwicklung gehemmt.


Pflanzenschutz gegen Konkurrenten

Mais ist gegenüber Unkräutern sehr konkurrenzschwach, daher ist der optimale Bekämpfungszeitpunkt enorm ertragswirksam. Unkräuter sind Konkurrenten für Nährstoffe und das begrenzte Wasser. Je nach betrieblichen Möglichkeiten und den Bedingungen zur Aussaat kann mit einer Vorauflaufbehandlung der Stress für die Pflanzen minimiert und eine zügige Jugendentwicklung gesichert werden.


Ernte: ganze Pflanze für die TS-Bestimmung

Bei Trockenheit sollte für die Bestimmung des Erntezeitpunktes neben der sensorischen Reifebestimmung eine Ganzpflanzenprobe zur TS-Bestimmung entnommen werden. Der optimale Häckselzeitpunkt liegt bei einer Feuchte der Ganzpflanze von 32 % oder 50 % im Korn. Mit dem Häckselzeitpunkt wird die Qualität maßgeblich beeinflusst.


Fazit

Über die Optimierung von Aussaat, Standort, Düngung und Pflanzenschutz lässt sich der Mais fit machen, um Trockenheit besser zu überstehen. Auch wenn ein Jahr mit weitgehend ausreichenden Niederschlägen hinter uns liegt: Das nächste Trockenjahr kommt bestimmt!

Text und Foto: Thomas Möbius


Schnell gelesen (Kurzfassung):

Sortenwahl: Es ist sinnvoll, das Sorten-Portfolio breit aufzustellen: Unterschiedliche Reifeklassen und Nutzungstypen, stresstolerante Sorten (Kälte und Trockenheit), Sorten mit einer Eignung für trockene Böden. Zahnmaistypen sind normalerweise trockentoleranter als Flinttypen. Mit einer Sortenstaffelung, auch mit Blick auf die Reife, lässt sich das Produktionsrisiko wirkungsvoll senken.

Standort: Hinzu kommt, dass Maisanbau auf leichten und grundwasserfernen Standorten immer ein hohes Risiko birgt und daher wenn möglich vermieden werden sollte.

Bei der Aussaat muss die Aussaatstärke an die jeweiligen Standortbedingungen und auch an die Sorte angepasst werden. Eine bessere Beschattung des Bodens, eine geringere Verdunstung und ein schnellerer Reihenschluss sind nur einige Vorteile, die den Mais bei Trockenheit unterstützen. Generell schafft ein guter Start einen starken Mais und damit einen Mais, der stresstoleranter ist. Das schließt die optimale Bodentemperatur zur Aussaat für ein zügiges Jugendwachstum ebenso ein wie ein Boden ohne Störhorizont für ein üppiges Wurzelwachstum.

Schutz durch Nährstoffversorgung: „Kalium ist die Bewässerung des kleinen Mannes“. Kalium verbessert einerseits die Bodenstruktur über die Verkittung von Bodenaggregaten und steigert daher die nFK. Andererseits spielt Kalium eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt in der Pflanze. Gut versorgte Pflanzen haben – vereinfacht ausgedrückt – eine stärkere Wurzelkraft und können mehr Wasser entgegen der Bodenspannung aufnehmen.

Unkrautbekämpfung: Last but not least ist die frühzeitige und effektive Ausschaltung unerwünschter Begleitpflanzen – Konkurrenten um Wasser und Nährstoffe - zu nennen.