Blühmischungen: Einjährig, zweijährig oder mehrjährig?

Blühmischungen: Einjährig, zweijährig oder mehrjährig?

Der Einsatz von Blühmischungen ist ein sehr kontrovers diskutiertes Thema hinsichtlich des nachhaltigen Nutzens für die heimische Tier- und Insektenwelt. Gerade deshalb ist es notwendig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um durch die Vorteile solcher Maßnahmen eine nachhaltige Steigerung der Biodiversität in der heimischen Gemarkung zu schaffen. Stefan Ruhnke, Projektmanager Biokulturen, gibt einen kurzen Überblick über unterschiedliche Mischungsformen und gibt Tipps zu ihrem Einsatz. 

Eine pauschale Aussage ist dabei ebenso unmöglich, wie alle Wechselwirkungen in einem kurzen Online-Artikel unterzubringen. 

Einjährige Blühmischungen

Die Aussaat einjähriger Blühmischungen ist eines der bekanntesten Beispiele, welches in den letzten Jahren immer mehr an Umfang zugenommen hat. Auf der einen Seite bietet die einjährige vielfältige Mischung Nahrung zu trachtarmen Zeiten, auf der anderen Seite gewährleistet sie keinen langfristigen, dauerhaften Lebensraum. Solche Mischungen eignen sich daher vorrangig für strukturreiche Lebensräume, in welchen Insekten und Feldbewohner nach dem Umbruch der Zwischenfrucht genügend Rückzugsmöglichkeiten finden - an Waldrändern, in der Nähe zu Brachflächen mit ausreichend wertvollen Strukturelemente wie Hecken, Totholz, Abbruchkanten, Steinhaufen usw.

Im Gegensatz zu ihrer „wilden“ Verwandtschaft, benötigt die kultivierte Honigbiene keine besonderen Strukturelemente. Hier kümmert sich der Imker um die Unterkunft. Dieser ist auch der richtige Ansprechpartner, wenn man seinen Schützlingen etwas Gutes tun will. Bei Mischungen mit einem hohen Phaceliaanteil können den Bienen in Jahren mit ausreichender Wasserversorgung ca. 250-500 kg Nektar/ha zur Verfügung gestellt werden. Ein solches Engagement wird auch seitens der Politik unter Einhaltung der entsprechenden Auflagen honoriert (Anlage von einjährigen Blühstreifen auf Ackerland -BS11).

Abb. 1: Blühstreifen vor dem Bienenstand. Eine Zusammenarbeit, die sich lohnt - nicht nur in Bezug auf die Förderung.
Abb. 1: Blühstreifen vor dem Bienenstand. Eine Zusammenarbeit, die sich lohnt - nicht nur in Bezug auf die Förderung.

Zweijährige Wildackermischungen

Zweijährige Blüh- oder Wildackermischungen bieten demgegenüber auch über den Sommer hinaus Nahrung und Deckung. An der Waldkante bietet die Äsungsfläche gerade für Konzentratselektierer wie das Rehwild schmackhafte Alternativen zu frischen Anpflanzungen. Insekten werden gefördert, die wiederum als Proteinquelle 95 % des Speiseplanes junger Rebhühner ausmachen. Adulte Rebhühner ernähren sich vornehmlich vegetarisch und im Winter bilden Samen, Gras- und Blattspitzen, die in der Wildackermischung zu finden sind, die Nahrungsgrundlage.

Mehrjährige Mischungen

Mehrjährige Mischungen bieten sich insbesondere dort an, wo keinerlei Rückzugsmöglichkeiten gegeben sind. Dem Wild und den Insekten stehen hierdurch nach Ernte und Umbruch der Kulturpflanzen Rückzugsmöglichkeiten und Nahrungsgrundlagen zur Verfügung. Die Auswahl der passenden Mischungspartner rückt dabei gerade unter Berücksichtigung der wildlebenden Insekten immer stärker in den Fokus. Auch wenn genügend Nektar und Pollen durch die einzelnen Arten einer Mischung produziert werden, müssen diese dem jeweiligen Insekt auch langfristig zur Verfügung stehen. Einjährige Komponenten in der Mischung bieten im ersten Jahr ein entsprechendes Nahrungsangebot, wonach sich die mehrjährigen Mischungspartner erst in den Folgejahren entwickeln.

Abb. 2: Honigbiene, Ackerhummel, Schwebfliegen und Kohlweißling an Phacelia: Einjährige Kultur viele Nutzer.
Abb. 2: Honigbiene, Ackerhummel, Schwebfliegen und Kohlweißling an Phacelia: Einjährige Kultur viele Nutzer.

Der Umbruch und die Neuansaat mehrjähriger Blühstreifen erfolgt auf der Hälfte der Fläche im Frühjahr des zweiten Jahres ab Temperaturen um die 15 °C. Bei starkem Unkrautdruck sollten im Vorfeld mehrere Schröpfschnitte erfolgen, um den Unkrautbesatz zu reduzieren. Balkenmäher sind dabei die schonende Alternative für die Insekten. Während die Neuansaat im Folgejahr dazu dient, dass sich die Blühmischungen neu entwickeln kann, schafft der unberührte Teil bereits vor der Rapsblühte das erste Nahrungsangebot für Insekten und Deckung für das Wild.

Biodiversität fördern!

Sowohl ein- als auch mehrjährige Blühmischungen sorgen mit ihren Zusammensetzungen nicht nur oberirdisch, sondern auch unterirdisch für eine Erhöhung der Biodiversität. Verschiedenste Wurzeln bieten dem Mikrobiom (Gesamtheit der Mikroorganismen) im Boden ein vielfältiges Angebot an Struktur und Nahrung.

Abb. 3: Der Regenwurm: Unterirdischer Profiteur vielfältiger Blühmischungen.
Abb. 3: Der Regenwurm: Unterirdischer Profiteur vielfältiger Blühmischungen.

Ansehen und Umweltleistung

Zum Ende sei noch darauf hingewiesen, dass die von den Landwirtinnen und Landwirten zu erbringenden Umweltleistungen in Form von Blühprogrammen hervorragende Möglichkeiten bieten, das Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit zu verbessern. Die Verbreitung und Kommunikation durchgeführter Maßnahmen mit einer fachlichen Begründung sind heute über die sozialen Medien leicht zu verwirklichen. Auch das direkte Einbeziehen der Bevölkerung durch Blühpatenschaften schafft ein gemeinsames Miteinander und gleichzeitig Plattformen, um auf Zusammenhänge und Probleme hinzuweisen, mit denen sich die Landwirtschaft auseinandersetzen muss.

Abb. 4: Analoge Form der Öffentlichkeitsarbeit,
Abb. 4: Analoge Form der Öffentlichkeitsarbeit,

Weitere Fragen zu Blühmischungen?
Schreiben Sie einfach eine Mail an Herrn Ruhnke. Er berät Sie gern!


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