
Im letzten Jahr wurde in die neue Leistungsprüfung für Hybridweizen der SAATEN-UNION GmbH vorgestellt. Im ersten Versuchsjahr zeigten Sorten wie SU Hyvega oder SU Hymalaya gegenüber den ReferenzLinienweizensorten im Ertrag bei begrenztem Stickstoffangebot überzeugende Leistungen. Zudem war ihr Anbau wirtschaftlich. Daniel Husmann beschreibt jetzt die 2-jährige Datenlage.
Ertragsstärke der Hybriden wurde bestätigt
Wie schon im ersten Versuchsjahr konnten die Hybriden im Ertrag gegenüber den Vergleichssorten überzeugen. In der Spitze steht nach zweijähriger Prüfung ein 9 % höherer Ertrag der besten Hybride SU HYVEGA gegenüber der stärksten Liniensorte (Tab. 2). Diese Hybride war auch im Landessortenversuch bundesweit oft der beste A-Weizen. Die Sorte SU HYMALAYA, konnte die guten Ertragszahlen des letzten Jahres nicht überall bestätigen. Sie spielt ihre Stärke in Regionen ohne Frühsommertrockenheit aus, da sie „hintenheraus“ noch Wasser für die Kornfüllung benötigt. Auch die Verrechnungssorten haben die Reifenote 6 und reagieren ebenfalls mit Ertragsdepressionen, wenn das Wasser nach hinten knapp wird. Im letzten Jahr war es nicht nur die Trockenheit, die den Sorten zu schaffen gemacht hat, sondern auch die Hitze sowie die hohe Sonneneinstrahlung Mitte Juni.
Qualitätsunterschiede überwiegend gering
Rohprotein
Seit 2016 sind Hybridsorten mit A-Qualität auf dem Markt. Jedoch gibt es die Einschränkung in der Rohproteineinstufung, wo Hybridweizen in der Ausprägungsstufe zwischen 2 und 4 liegen. Im Versuch konnte SU HYVEGA nicht ganz an das Ergebnis der Verrechnungssorten heranreichen, der Unterschied lag bei ca. 0,5 % (Tab. 3). Vor dem Hintergrund, dass es in letzter Zeit kaum Zuschläge für Rohprotein gab und diese Hybride 9 % Mehrertrag brachte, relativieren sich die 0,5 % jedoch. Bei den Düngebeschränkungen in den Roten Gebieten geht es ohnehin einzig und allein um den Ertrag bei guter B-Qualität mit Blick auf den Proteingehalt.
Tausendkornmasse
Die Tausendkornmasse ist ein wichtiger ertragsbildender Parameter. Man unterscheidet zwischen Einzelähren-, Bestandesdichte- und Kompensationstypen. Die Einzelährentypen machen ihren Ertrag über die Kornzahl je Ähre und eine hohe Tausendkornmasse. Reine Bestandesdichtetypen bilden viele ährentragende Halme pro Pflanze.
Kompensationstypen liegen zwischen den beiden genannten. Sie können beispielsweise über die Bestandesdichte kommen, aber auch über die Kornzahl je Ähre oder die Tausendkornmasse. Sollten also aufgrund ungünstiger Bedingungen nicht ausreichend Triebe produziert werden können, kompensieren solche Typen dies über die beiden anderen Parameter und realisieren trotzdem gute Kornerträge. Die Ergebnisse in der Tausendkornmasse lagen im Versuchsjahr 2020/2021 mit Ausnahme der Hybride 1 eng beieinander (Tab. 3). Die Aussaatstärke hatte auf die Tausendkornmasse keinen Einfluss, denn diese korreliert sehr stark mit der Genetik und natürlich auch mit den Umweltbedingungen am Standort.
Hektoliter(HL)-Gewicht
Das HL-Gewicht ist ein wichtiger Qualitätsparameter, der maßgeblich die Höhe der Marktleistung beeinflusst. Bei Gerste und anderen Getreidearten wird es zur Findung des Erlöserpreises herangezogen. Bei Weizen ist dies zwar nicht der Fall, jedoch gilt auch hier: Je höher das Hektolitergewicht, desto besser! Die Hektolitergewichte im Versuch folgten im Groben der Reihenfolge der Ergebnisse der Tausendkornmasse. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen Hybriden und Liniensorten.
Wirtschaftlichkeit
Letztendlich zählt die Wirtschaftlichkeit eines Systems oder einer Fruchtart. Denn die höhere Investition, in diesem Falle die höheren Saatgutkosten für die Hybride, muss wieder erwirtschaftet werden. Zur Vereinfachung der Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde die saatgutbereinigte Marktleistung bestimmt (Marktleistung – Saatgutmehrkosten/ha für das Hybridsaatgut). Alle anderen Maßnahmen wie Pflanzenschutz und Düngung waren bei den Hybriden und Liniensorten identisch. Die stärkste Verrechnungssorte erwirtschaftete eine Marktleistung von 1.772 €/ha bei einem angenommenen Erlöserpreis von 22 €/dt. Von den Hybriden haben drei Sorten eine höhere Marktleistung trotz der höheren Kosten für das Saatgut erbracht. Auffällig ist, dass die Erhöhung der Aussaatstärke von 100 Kö/m² auf 150 Kö/m² nicht zu Mehrerlösen geführt haben, die diese Maßnahme decken würden. Auch schon im ersten Versuchsjahr konnte dies beobachtet werden.
Fazit
Nach 2-jähriger Prüfung unter den Bedingungen der Roten Gebiete zeigte Hybridweizen – mit Sortenunterschieden – bei geringem Stickstoffangebot eine Anbauvorzüglichkeit gegenüber Linienweizen.
In den Qualitäten ist der Hybridweizen auf Höhe der Linien mit kleinen Abstrichen im Rohprotein. Jedoch werden die marginalen Unterschiede durch den höheren Kornertrag ausglichen. Eine Wirtschaftlichkeit der Hybriden war in diesem Versuch also gegeben – in der Praxis entscheiden aber auch die betrieblichen Gegebenheiten. Ob Hybridweizen eventuell eine Option für ihren Betrieb darstellt, ist am besten mit einem Probeanbau zu prüfen.
Foto: Husmann; bei Fragen oder Anmerkungen, melden Sie sich gerne bei Jan Röttjer oder Stefan Ruhnke
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Beschrieben werden die Ergebnisse hinsichtlich der Ertragsleistung, Tausendkornmasse, Proteingehalt, Hektolitergewicht und Wirtschaftlichkeit. Nach 2-jähriger Prüfung unter den Bedingungen der Roten Gebiete zeigte Hybridweizen – mit Sortenunterschieden – bei geringen Stickstoffangebot eine Anbauvorzüglichkeit gegenüber Linienweizen.
In den Qualitäten ist der Hybridweizen auf Höhe der Linien, mit kleinen Abstrichen im Rohprotein. Jedoch werden die marginalen Unterschiede durch den höheren Kornertrag ausglichen. Eine Wirtschaftlichkeit der Hybriden war in diesem Versuch also gegeben – in der Praxis entscheiden aber auch die betrieblichen Gegebenheiten. Ob Hybridweizen eventuell eine Option für ihren Betrieb darstellt, istam besten mit einem Probeanbau zu prüfen.