Pflanzenschutz in Dinkel und Hartweizen

Pflanzenschutz in Dinkel und Hartweizen

Hartweizenanbau erfreut sich zunehmender Beliebtheit – die Anbaufläche stieg in den letzten neun Jahren auf rund 40.000 ha (2015: ca. 19.000 ha). Dabei steht die Winterform mittlerweile auf knapp 80 % dieser Fläche. Passend zur bevorstehenden Aussaat gibt Felix Buchholz, Produktmanager bei der Südwestdeutschen Saatzucht, Tipps zum Pflanzenschutz in Winterdurum, aber auch in Winterspelzweizen.

Trotz der deutlich gestiegenen Anbaufläche liegt der reale Selbstversorgungsgrad mit Durum (Hartweizen) in Deutschland weiterhin bei nur etwa 42 %. Insgesamt steigende Transportkosten und eine unsichere Versorgungslage auf dem Weltmarkt machen Importe von Hartweizen zunehmend unattraktiver. Es gibt bei dieser Getreideart also noch viel Luft nach oben für den Anbau.

Beim Dinkel (Spelzweizen) gibt es einige Signale aus dem Markt, die einen erneuten Aufwind für die Fruchtart erwarten lassen. Nachdem 2021 mit 170.000 ha und 2022 mit 180.000 ha zu viel Dinkel angebaut wurde, ist die Fläche nun wieder auf ein marktgerechtes Niveau gesunken. Erste Anbauzahlen aus den Bundesländern lassen einen Rückgang auf etwa 90.000 ha zur Ernte 2024 vermuten. Die Saatgutnachfrage zieht leicht an und erste Preisangebote für die Dinkelernte 2025 können sich sehen lassen.


Pflanzenschutztipps basierend auf Erfahrungen und Versuchen

Passend zur bevorstehenden Aussaat möchten wir daher über die aktuelle Situation im Pflanzenschutz berichten. Wir bitten dabei zu beachten, dass die aufgeführten Hinweise und Empfehlungen auf unseren Erfahrungen aus Versuchen und der Praxis basieren. Sie sollen vor allem bei Neueinstieg eine Orientierung geben.

Die Anwendungsbeispiele und Produktnennungen in den Tabellen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Informationen sind auch bei der amtlichen und privaten Beratung sowie bei den Produktherstellern zu bekommen.


Herbizide in Durum und Dinkel
Herbizide in Durum und Dinkel


Herbizide: bei Hartweizen nur so viel wie nötig

Je nach Sorte kann Hartweizen mitunter empfindlicher auf Herbizidwirkstoffe reagieren als der etwas robustere Dinkel. Die Aufwandmenge, Standort-/Witterungsbedingungen und das Entwicklungsstadium der Kulturpflanzen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Fortgeschrittene Bestände sind in aller Regel weniger empfindlich. Auf schwächeren Böden kommt es vor, dass der Wirkstoff Diflufenican in höherer Dosierung im Hartweizen Chlorosen und sogar Folgeschäden verursachen kann, z. B. bei 0,7 l/ha Mateno® Duo im Herbst (s. Tab. 3). Praxisübliche Frühjahrsherbizide hingegen werden von fast allen Sorten problemlos vertragen (z. B. Axial® Komplett, Broadway™- und Atlantis®-Produkte). Ohnehin sollte Winterdurum immer auf den besten Betriebsflächen mit mindestens 50 Bodenpunkten stehen. Besonders positiv fällt die Herbizidverträglichkeit der neuen Sorte Wintersonne auf (s. Tab. 3). Da in Dinkel und Durum nicht alle Herbizide zugelassen sind, muss für vereinzelte aufgeführte Mittel eine Ausnahmegenehmigung nach § 22 (2) PflSchG beantragt werden.


Fungizide: keine Unverträglichkeiten bekannt

Aus der Praxis sind keine Folgeschäden in Durum und Dinkel durch Fungizide bekannt. Im konventionellen Durumanbau ist die Ährenbehandlung gegen Fusarium zur Blüte in EC 61 zum Standard geworden (z. B. mit Prosaro®, UnivoqTM, Folicur®). Eine begrenzte Nebenwirkung gegen Mutterkorn ist bei einigen Mitteln vorhanden.


Standfestigkeit Dinkel und Winterdurum
Standfestigkeit Dinkel und Winterdurum
Fusariumeinstufung Durum
Fusariumeinstufung Durum

Das Risiko einer Überschreitung von DON-Grenzwerten kann durch die Sortenwahl begrenzt werden (Tab. 2). Ein weiterer wichtiger Hebel ist selbstverständlich die Fruchtfolge. Nach Mais, Weizen, Gerste, Roggen oder Triticale sollte kein Hartweizen stehen. Die Fungizidbehandlung im Durum gegen Mehltau, Blattseptoria oder Gelbrost kann zusammen mit den meisten Wachstumsreglern gefahren werden. Im Dinkel sollte man zusätzlich auf Braunrost achten. Es bieten sich einige breit wirksame Fungizide an (z. B. Ascra® Xpro, Input® Classic). Im Dinkel hingegen ist Fusarium ein eher seltenes Problem, schon aufgrund der Pflanzenlänge. Eine Ährenbehandlung ist somit bei Einhaltung der empfohlenen Fruchtfolge unnötig.

Falls jedoch ein Anbau von Dinkel nach Dinkel oder nach Weizen beabsichtigt wird, gibt es 3 präventive Maßnahmen:

  1. Behandlung gegen Fußkrankheiten (z. B. Ascra® Xpro, Input® Classic, Librax® oder Proline®)
  2. Behandlung gegen Ährenkrankheiten (z. B. Prosaro®, UnivoqTM, Skyway® Xpro)
  3. Beizung gegen Schwarzbeinigkeit (z. B. mit Latitude®)

Wachstumsregler: an Standfestigkeit der Sorten anpassen

In Durum und Dinkel sind eine Reihe von Wachstumsreglern zugelassen (z. B. Moddus®, Prodax®, Cerone® 660, Manipulator). Eine der wenigen Ausnahmen bildet Medax® Top, welches nicht im Dinkel zugelassen ist. Die Standfestigkeit der Sorte (Tab. 1), die Bestandesentwicklung und die Wasserversorgung des Standortes sind beim Einsatz maßgeblich entscheidend. Bei Wasserstress, Trockenheit oder Nährstoffmangel können Wachstumsregler leichte Blattschäden verursachen. Zollernfit (Dinkel) und Duraverde (Winterdurum) gehören zu den standfestesten Sorten und eignen sich auch für Anbauverfahren ohne Wachstumsregler.

Stand Juli 2024